2.
Wenn also unsere Seele trotz ihrer von der Natur notwendig geforderten Verbindung mit dem Körper überall gegenwärtig sein kann, was zwingt uns denn, zu sagen, die Gottheit werde von der Natur des Fleisches eingeschlossen, anstatt lieber durch schickliche Beispiele uns eine würdigere Vorstellung von dem göttlichen Heilswerke zu machen? Wie man nämlich an einer Fackel das Feuer den Brennstoff umzingeln sieht und der Verstand das Feuer am Stoffe ganz gut von dem das Feuer nährenden Stoff zu unterscheiden vermag, in Wirklichkeit aber beide nicht voneinander getrennt werden können, so daß man etwa das Feuer losgelöst vom Brennstoff, zu zeigen vermöchte, vielmehr beide eine untrennbare Einheit ausmachen, ― niemand übertrage mir jedoch die Vergänglichkeit des Feuers in das Vergleichsobjekt, sondern jeder möge nur das Entsprechende am Beispiele annehmen, alles Nicht-Entsprechende oder Unpassende bei Seite lassen ―, auf dieselbe Weise also wie wir die Flamme zwar mit dem Brennstoff enge verbunden, aber doch keineswegs von ihm eingeschlossen sehen, was hindert uns dann noch, eine gewisse Einheit und Verbindung der göttlichen Natur mit der menschlichen anzunehmen und trotz dieser Verbindung den richtigen Gottesbegriff festzuhalten, in der Überzeugung, daß die Gottheit von den Schranken der Endlichkeit frei bleibt, auch wenn sie in einem Menschen wohnt?Kapitel 11. Das beste Analogon zur Verbindung der Gottheit mit der Menschheit ist die Verbindung der Seele mit dem Leibe.