• Home
  • Works
  • Introduction Guide Collaboration Sponsors / Collaborators Copyrights Contact Imprint
Bibliothek der Kirchenväter
Search
DE EN FR
Works Gregory of Nyssa (335-394) Oratio catechetica magna Große Katechese (BKV)
Kapitel 24. Außer der Güte, Weisheit und Gerechtigkeit offenbart sich in der Menschwerdung auch die Macht Gottes.

1.

S. 49 Wer aber dem Gang der Erörterung mit Aufmerksamkeit gefolgt ist, wird wohl fragen: wo ist in diesem Geheimnis die Macht der Gottheit, wo die Unüberwindlichkeit der göttlichen Kraft wirksam? Damit nun auch diese Vollkommenheit deutlich erkannt werde, wollen wir noch tiefer in das Geheimnis eindringen, um zu sehen, worin sich die Macht Gottes im Verein mit seiner Liebe zu uns Menschen am herrlichsten offenbare. Vor allem liegt darin, daß die allmächtige Natur imstande war, auch zur Niedrigkeit der Menschheit herabzusteigen, ein viel deutlicherer Erweis ihrer Macht als in der Größe ihrer Wunder, die alle natürlichen Kräfte übersteigen. Denn wenn sie Großes und Erhabenes wirkt, so gehört dies zur Natur und zum Begriffe der göttlichen Macht; und es hat nichts Befremdendes für das Ohr, zu vernehmen, das ganze Universum und alles, was wir noch außerhalb der sichtbaren Welt erkennen, habe in der Macht Gottes seinen Bestand, da sein Wille jede Verwirklichung findet, die er wünscht. Sein Herabsteigen in die Niedrigkeit ist aber ein gewisses Übermaß von Macht, für die es auch in dem kein Hindernis gibt, was sozusagen gegen seine Natur ist. Denn wie es der Flamme eigen ist, nach oben zu streben, und daher niemand diese ihre natürliche Wirksamkeit für auffällig findet, dagegen alle, welche die Flamme, einem schweren Körper gleich, nach abwärts sinken sähen, so etwas für verwunderlich halten würden, wie das Feuer zwar Feuer bliebe, aber doch in seiner Bewegung nach unten eine Richtung einschlägt, die gegen seine Natur geht, so beweist die Größe der Himmel, der Glanz der Gestirne, die Einrichtung des Universums oder die stete und planmäßige Leitung aller Dinge die göttliche und überschwengliche Macht nicht in dem Grade als das Herabsteigen zur Schwachheit unserer Natur, wie nämlich das Hohe zum Niedrigen sich neigt und in Niedrigkeit erscheint, ohne jedoch von seiner Hoheit herabzusteigen, wie die Gottheit mit der menschlichen Natur sich vereinigt und diese wird, dabei aber S. 50 jene bleibt. Weil nämlich, wie oben gezeigt wurde, die uns feindselige Macht nicht imstande war, sich mit dem unverhüllt gegenwärtigen Gott in Verbindung zu setzen und seine rein himmlische Erscheinung zu ertragen, so hat sich Gott, um dem sein Lösegeld für uns Verlangenden zugänglich zu werden, unter der Hülle unserer Natur verborgen, damit, wie es bei gierigen Fischen zu geschehen pflegt, mit dem Köder des Fleisches zugleich der Angelhaken der Gottheit verschluckt werde1, und so durch Überführung des Lebens in den Tod und durch Aufgang des Lichtes in der Finsternis das dem Leben und dem Tode Entgegengesetzte vernichtet werde; denn weder kann die Finsternis fortbestehen, wenn das Licht erscheint, noch der Tod existieren, wo das Leben wirkt.


  1. Über dieses bei altchristlichen und mittelalterlichen Schriftstellern öfter wiederkehrende Exempel vgl. J. Zellinger, Der geköderte Leviathan im Hortus deliciarum der Herrad von Landsperg, in: Historisches Jahrbuch XXXXV (1925) S. 161―177. ↩

pattern
  Print   Report an error
  • Show the text
  • Bibliographic Reference
  • Scans for this version
Download
  • docxDOCX (84.57 kB)
  • epubEPUB (74.84 kB)
  • pdfPDF (271.84 kB)
  • rtfRTF (204.04 kB)
Translations of this Work
Discours Catéchétique Compare
Große Katechese (BKV)
Commentaries for this Work
Einleitung zur „Großen Katechese"

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Imprint
Privacy policy