1.
[Forts. v. S. 52 ] Aber vielleicht wird jemand bei Überprüfung der göttlichen Gerechtigkeit und Weisheit, welche von uns hinsichtlich dieser Heilsordnung wahrgenommen wird, zu der Meinung verleitet, Gott habe in der Absicht, zu täuschen, den Plan entworfen, uns auf diese Weise zu retten. Denn darin, daß Gott nicht in der reinen, sondern in der mit der Menschennatur verhüllten Gottheit, ohne vom Feinde erkannt zu werden, dem Machthaber sich überlieferte, liegt eine Art Täuschung und Verstellung, insofern alle, welche auf Täuschung ausgehen, darauf ausgehen, bei den Gegnern falsche Erwartungen hervorzurufen und anders zu handeln, als sie hoffen. Aber wer auf die Wirklichkeit schaut, wird zugeben, daß auch dies ein Werk der Gerechtigkeit und Weisheit sogar in hohem Maße ist. Denn vom Gerechten wird verlangt, daß er jedem das Seine nach Gebühr zuerkenne, vom Weisen aber, daß er weder von der Gerechtigkeit abweiche, noch das geplante Liebeswerk unterlasse, um nach der Gerechtigkeit entscheiden zu können, sondern daß er beides geschickt miteinander verbinde, indem er aus Gerechtigkeit jedem das ihm Gebührende zuweist, aber der Absicht, Gutes zu tun, getreu bleibt. Sehen wir daher zu, ob beides nicht auch bei der Menschwerdung hervortritt.