10.
Selbst wenn ein ganzes Volk sündigt, wird die Liebe Gottes zu den Menschen nicht besiegt. Das Volk machte ein goldenes Kalb, doch Gott fiel nicht ab von seiner Menschenliebe. Die Menschen verleugneten Gott, doch Gott verleugnete nicht sich selbst. „Dieses sind deine Götter, Israel“1, erklärte man, und doch wurde der Gott Israels wieder wie gewöhnlich ihr Erlöser. Aber nicht allein das Volk sündigte, sondern auch Aaron, der Hohepriester. Denn Moses sagt: „Und über Aaron kam der Zorn des Herrn; da betete ich für ihn“ — erklärt er — „und Gott verzieh ihm“2. Moses hat damals durch das Gebet für den Hohenpriester, der sündigte, den Herrn besänftigt. Jesus, der Eingeborene, aber soll durch sein Gebet für uns Gott nicht besänftigen? Für jenen war die Sünde kein Hindernis, Hohepriester zu werden; für dich aber soll sie, weil du von den Heiden kommst, ein Hindernis sein, erlöst zu werden? O Mensch, tue weiterhin Buße, und die Gnade ist dir nicht verwehrt! Führe in Zukunft einen untadeligen Lebenswandel! Denn Gott liebt wahrhaft die Menschen, und niemand wird seine Menschenliebe entsprechend zum Ausdruck bringen können. Selbst wenn alle Menschenzungen sich zugleich zusammentäten, würde man nicht einmal einen Teil der Menschenliebe Gottes entsprechend ausdrücken können. Was wir berichten, ist nur ein Teil von dem, was über seine Menschenliebe geschrieben steht. Was er den Engeln verziehen hat, darüber wissen wir nichts. Auch ihnen verzeiht er ja3; S. 41 denn einer allein, Jesus, der uns von den Sünden reinigt, ist frei von Sünden. Darüber genug.
-
Exod. 32, 4. ↩
-
Vgl. Deut. 9, 20. ↩
-
Vgl. Job 4, 18: „Siehe, seine Diener sind nicht beständig, und in seinen Engeln findet er Unstatthaftes“ (Worte des Eliphas); Job 15, 15 : „Siehe, unter seinen Heiligen ist keiner unveränderlich, und die Himmel sind nicht rein vor seinen Augen“ (Eliphas); Kol. 1, 20: „(Christus) versöhnte alles zu sich hin . . . . ., sei es auf Erden, sei es in den Himmeln.“ ↩