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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Siebzehnte Homilie. Kap. V, V.27-37

7.

Verliere also den Mut nicht, o Mensch, und lass nicht ab von deinem guten Eifer; es ist ja nicht so schwer, was dir aufgetragen ist. Oder sag mir doch, welche Mühe macht es dir, das Schwören zu lassen? Bringt es dir etwa Unkosten? Oder verursacht es dir viel Schweiß und Mühe? Es genügt ja, einfach zu wollen; damit ist alles getan. Wenn du aber einwendest, es sei so deine Gewohnheit, so sage ich, dass es gerade deswegen um so leichter ist, dich zu bessern; du brauchst ja nur die gegenteilige Gewohnheit anzunehmen und alles ist in Ordnung. Bedenke nur, wie viele es sogar unter den Heiden gab, die es so machten; da war einer, der stotterte, aber mit vieler Mühe brachte er es zustande, seinen Zungenfehler abzulegen1 ; ein anderer hatte die Gewohnheit, seine Schultern schief zu tragen und fortwährend zu bewegen, da hing er ein Schwert über sich und gewöhnte sich die Sache ab2 .Da ihr also den hl. Schriften nicht gehorcht, so bin ich gezwungen, euch durch das Beispiel der Heiden zu beschämen. So hat es ja auch Gott bei den Juden gemacht, da er sprach: „Gehet auf die Inseln der Chetim, und sendet Boten nach Cedar, und sehet, ob die Heiden ihre Götter wechseln; und S. 320doch sind dies keine Götter“3 . Ja selbst auf die unvernünftigen Tiere weist er sie oft hin und sagt:„Geh zur Ameise, fauler Mensch, und ahme ihre Wege nach, und gehe hin zur Biene“4 . Dasselbe will also auch ich jetzt euch sagen: Blicket hin auf die heidnischen Weisen! Da werdet ihr erkennen, welche Strafe jene verdienen, die auf die göttlichen Gebote nicht hören; sie haben sich ja unendliche Mühe gegeben, bloß um Menschen zu gefallen und wir wollen den gleichen Eifer nicht einmal für den Himmel aufbringen!

Wenn du aber auch daraufhin noch sagst, die Macht der Gewohnheit bringe selbst diejenigen zu Fall, die mit ernstem Willen sich ihrer zu erwehren suchen, so gebe auch ich dies vollkommen zu; nur füge ich dem anderen noch dieses bei: wenn es schlimm ist, zu Fall zu kommen, so ist es dafür auch ehrenvoll, sich wieder aufzurichten. Würdest du z.B. zu Hause vielen Personen auftragen, auf sich achtzugeben, etwa deinem Diener, deiner Frau, deinem Freunde, so würdest du mit Leichtigkeit deine schlechte Gewohnheit ablegen, wenn man dir von allen Seiten zusetzte und dich aufmerksam machte. Ja, würdest du nur zehn Tage lang an deiner Besserung arbeiten, so wäre dies vollkommen genügend, da du hinfort in allem ganz sicher wärest und bereits gefestigt durch die Macht der guten Gewohnheit. Wenn du also auf diese Weise dich zu bessern anfängst, dann magst du das Gesetz ein oder zweimal übertreten, ja dreimal oder zwanzigmal, du brauchst nicht zu verzweifeln; raffe dich nur wieder auf, geh mit dem gleichen Eifer von neuem an die Arbeit und du wirst einen vollkommenen Sieg erringen. Ein falscher Schwur ist ja doch auch keine geringfügige Sünde. Wenn schon das bloße Schwören vom Bösen ist, welche Strafe wird dir dann das falsche Schwören eintragen?

Meine Worte haben euch gefallen? Ja, aber es ist nicht Händeklatschen, was ich brauche, nicht lärmender Beifall! Nur das eine will ich haben; dass ihr ruhig und aufmerksam zuhöret und dann auch tut, was ich gesagt S. 321habe. Das ist der Beifall, das ist das Lob, das ich wünsche. Wenn du dagegen lobst, was ich sage, aber nicht tust, was du gelobt hast, so wirst du nur dir selbst größere Strafe und größere Verantwortung zuziehen, uns aber Schaden und Spott bereiten. Die Kirche ist eben kein Theater, und ihr seid nicht hier, um Schauspieler zu sehen und am Schlusse einfach Beifall zu klatschen. Hier ist eine geistliche Schule. Darum geht auch mein ganzes Bemühen nur darauf hin, dass ihr meine Worte auch befolget, und dass ihr euren guten Willen durch die Tat beweiset. Dann habe ich alles erreicht, während ich jetzt noch ganz hoffnungslos bin. Habe ich ja doch schon oft und oft dasselbe gesagt, wenn ich mit jemandem privat zusammentraf, und wenn ich in öffentlicher Versammlung zu euch gesprochen habe. Aber ich sehe, dass ich gar nichts weiter erreicht habe, als dass ihr immer noch auf dem gleichen Punkte steht. Das ist wahrlich imstande, einem das Predigen gar sehr zu verleiden.

Siehe nur, auch der hl. Paulus war sehr ungehalten darüber, dass seine Zuhörer so lange Zeit nicht über die ersten Anfangsgründe hinauskamen. „Während ihr“, sagt er, „der Zeit nach bereits Lehrer sein solltest, muss ich euch jetzt von neuem über die Anfangsgründe des Wortes Gottes belehren“5 .Aus dem gleichen Grunde empfinde auch ich Trauer und Schmerz. Ja, wenn ich sehen muss, dass ihr immer so bleibet, so werde ich euch in Zukunft verbieten, diese heiligen Hallen zu betreten und an den unsterblichen Mysterien teilzunehmen, so gut wie dies den Unkeuschen und Ehebrechern verboten ist und denen, die wegen Mordtaten angeklagt sind. Besser ist es, mit nur zweien oder dreien, die die Gebote Gottes beobachten, die gewohnten Gebete darzubringen, als eine große Menge von Gesetzesverächtern hinter uns her zu ziehen, die nur die anderen verderben. Kein Reicher und kein Mächtiger soll hier sich überheben und sich hochmütig gebärden. Ich betrachte das alles für nichts, nur als Schatten und Traum. Keiner von denen, die hier über Reichtum verfügen, wird S. 322in der anderen Welt mein Anwalt sein, wenn ich angeklagt werde und mich verantworten soll dafür, dass ich nicht mit der nötigen Entschiedenheit auf die Beobachtung der Gebote Gottes gedrungen bin. Das, gerade das hat ja auch jenen ausgezeichneten Hohenpriester6 ins Verderben gestürzt, der doch sonst ein tadelloses Leben führte; weil er aber zur Übertretung der Gebote Gottes schwieg, so ward er dennoch samt seinen Kindern bestraft und musste schwer dafür büßen. Obgleich hier die Stimme der Natur gar mächtig war, so ward doch eine schwere Strafe über ihn verhängt, weil er seinen eigenen Kindern gegenüber nicht die nötige Mannhaftigkeit gezeigt hatte. Wie sollten also da wir Verzeihung finden, die wir nicht durch solche Bande gehemmt sind, und doch durch Augendienerei alles verderben?! Damit ihr also nicht uns und euch selbst zugrunde richtet, so bitte ich euch, lasst euch belehren, bestellet euch selbst Aufpasser und Mahner, so viele ihr nur könnet, lasset euch von der Gewohnheit des Schwörens und Fluchens, damit ihr von da aus fortschreitend auch die anderen Tugenden mit aller Leichtigkeit übet und dafür mit den himmlischen Gütern belohnt werdet, deren wir alle teilhaft werden mögen, durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Macht gebührt, jetzt und immer und in alle Ewigkeit. Amen!


  1. Demosthenes ↩

  2. Derselbe? ↩

  3. Jer 2,10-11 ↩

  4. Spr 6,6 ↩

  5. Hebr 5,12 ↩

  6. Heli ↩

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