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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Einundzwanzigste Homilie. Kap.VI, V.24-27.

2.

„Herr“ nennt aber Christus hier den Mammon, nicht ob dessen besonderer Natur, sondern wegen der erbarmungswürdigen Lage derer, die sich unter sein Joch gebeugt haben. So nannte auch Paulus den Bauch „Gott“, nicht ob der Erhabenheit dessen, der beherrscht, sondern ob der Niedrigkeit derer, die ihm dienen; das ist ja schlimmer als irgendeine Strafe und wohl geeignet, den Gefangenen1 zu erschrecken, bevor er noch die Strafe erhält. Oder sollten nicht jene noch viel unglücklicher sein als alle Verdammten, die Gott zum Herrn hatten, aber seine milde Herrschaft verließen und sich freiwillig der harten Tyrannei2 unterstellten, und zwar trotz des großen Schadens, der daraus entsteht? Es ist in der Tat ein unaussprechliches Unheil die Folge dieser Tat, Streit, Verwünschungen, Händel, Elend, Blindheit der Seele; das schlimmste von allem aber ist das, dass ein solcher der höchsten Gnaden verlustig geht, nämlich der Dienstschaft Gottes. So hat also der Herr auf jede Weise gezeigt, wie die Verachtung des Geldes so nützlich sei gerade zur Bewahrung des Geldes, sowie zum Glück der Seele, zur Erlangung wahrer Lebensweisheit und zur Sicherung der Religiosität. Jetzt macht er sich daran zu beweisen, dass das, wozu er ermahnt, auch möglich sei. Das ist ja das erste Erfordernis einer guten Gesetzgebung, das Nützliche nicht nur vorzuschreiben, sondern auch möglich zu machen. Darum fährt der Herr auch fort mit den Worten:

V.25: „Seid nicht ängstlich besorgt um eure Seele, was ihr etwa essen sollet.“

Er will nicht, dass sie sagen: Wie aber? Wenn wir alles weggegeben haben, wie werden wir noch leben können? Deshalb begegnet er diesem Einwand ganz zur rechten Zeit. Hätte er gleich zu Anfang gesagt: „Seid nicht ängstlich besorgt“, so wäre seine Rede hart erschienen. Nachdem er aber zuvor gezeigt hatte, dass S. 385 die Habsucht das Verderben nach sich ziehe, so hat er sie für seine Ermahnung bereits zugänglich gemacht. Deshalb sagte er aber auch jetzt noch nicht bloß so obenhin: Sorget euch nicht ängstlich, sondern gibt seine Vorschrift so, dass er auch die Begründung dazusetzt. Auf die Worte: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“, fügte er darum bei: „Deshalb sage ich euch: Seid nicht ängstlich besorgt.“ Warum „deshalb“? Wegen des unaussprechlichen Schadens. Nicht bloß an Besitz werdet ihr nämlich Schaden leiden, auch in euren allerwichtigsten Interessen werdet ihr getroffen werden: ihr werdet euer ewiges Heil verlieren, ihr werdet von Gott getrennt werden, der euch erschaffen hat, der für euch sorgt und euch liebt. Deshalb sage ich euch: „Seid nicht ängstlich besorgt“. Nachdem er so auf den unendlichen Schaden aufmerksam gemacht, dehnt er auch sein Gebot noch weiter aus. Er befiehlt nämlich, nicht bloß das zu verlassen, was man hat, sondern nicht einmal ängstlich besorgt zu sein wegen der notwendigen Nahrung: „Machet euch keine Sorgen um eure Seele, was ihr etwa essen werdet.“ Nicht als ob die Seele der Speise bedürfte, sie ist ja unkörperlich. Der Herr sagte nur so im Anschluss an den Sprachgebrauch. Wenn aber auch die Seele keine Nahrung braucht, so könnte sie doch nicht mehr im Körper bleiben, wenn dieser nicht ernährt würde. Doch lässt er es bei diesen Worten nicht einfach bewenden; er macht auch hier Gründe geltend, die er zum Teil dem, was uns angeht, zum Teil fremden Beispielen entnimmt. Was uns betrifft, so sagte er: „Ist die Seele nicht mehr wert als die Nahrung, und der Leib mehr, als die Kleidung?“ Wer also das Größere gegeben, wie könnte der das Geringere verweigern? Der das Fleisch gebildet, das der Nahrung bedarf, wie sollte der die Nahrung nicht gewähren? Darum sagte Christus auch nicht einfachhin: „Seid nicht ängstlich besorgt um das, was ihr essen und womit ihr euch bekleiden werdet“, sondern:3 „um euren Leib“, und „für eure Seele“; ihnen wollte er seine Beispiele entnehmen und durch Vergleichung die Rede weiterführen. Indes hat uns der Herr die Seele ein für allemal S. 386 gegeben, und so wie sie ist, bleibt sie. Den Leib dagegen schenkt er uns jeden Tag. Nachdem er uns also diese beiden Dinge klargemacht, die Unsterblichkeit der Seele und die Hinfälligkeit des Leibes, fährt er fort:

V.27: „Wer von euch kann seiner Körperlänge eine Elle hinzufügen?“

Die Seele, die ja nicht wachsen kann, übergeht er, und redet nur vom Leibe. Von diesem zeigt er, dass nicht die Nahrung, sondern die Vorsehung Gottes ihn groß werden lässt. Das hat an einem anderen Beispiel auch der hl. Paulus dargelegt mit den Worten: „Also nicht wer pflanzt, nicht wer begießt, ist etwas, sondern derjenige, der das Wachstum verleiht, Gott“4 . Das ist also die Lehre, die der Herr unserer eigenen Natur entnahm. Als fremdes Beispiel dagegen führt er die Mahnung an:

V.26: „ Betrachtet die Vögel des Himmels.“

Damit nämlich keiner sage, es sei besser, wenn wir besorgt seien, so widerlegt er sie mit einem größeren und einem geringeren Beispiel; einem größeren, der Seele und dem Leib, einem geringeren, nämlich den Vögeln. Er will damit sagen: Wenn Gott schon für so geringe Geschöpfe so viel Sorge trägt, wie wird er da euch nicht das Nötige geben? So redete also der Herr zu den Juden. Es war ja eine Versammlung gewöhnlichen Volkes. Zum Teufel sagte er aber nicht so, sondern wie? „Nicht vom Brote allein wird der Mensch leben, sondern von jedem Worte, das aus dem Munde Gottes kommt“5 . Hier erwähnt er also die Vögel und zwar ist dies ein ganz anschaulicher Vergleich; auch ist so etwas für eine Ermahnung überaus wirksam. Indes sind einige gottlose Menschen so unverständig, dass sie diesen Vergleich tadeln. Wer den freien Willen anregen wollte, sagen sie, der durfte nicht von natürlichen Vorzügen ausgehen; für die Vögel ist dies eben ganz natürlich.


  1. des Bauches ↩

  2. des Mammons ↩

  3. seid nicht ängstlich besorgt ↩

  4. 1 Kor 3,7 ↩

  5. Mt 4,4 ↩

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