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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Dreiunddreißigste Homilie. Kap X, V.16-22.

3.

Oh, wie groß ist die Macht dessen, der da redet! Wie groß die Weisheit derer, die ihn hören! Ja, wir müssen uns billig wundern, dass sie beim Anhören solcher Reden nicht gleich alle davonliefen. Sie waren ja furchtsame Leute, die noch nie über den See hinausgekommen waren, in dem sie ihre Fische fingen. Und warum haben sie denn nicht bei sich gedacht und zu sich selbst gesagt: Wohin sollen wir dann noch fliehen? Die Gerichtshöfe sind gegen uns, feindlich gesinnt sind uns die Könige, die Fürsten, die Synagogen der Juden, die Völker der Heiden, die Obrigkeiten und die Untertanen. Mit den obengenannten Worten hat ihnen nämlich der Herr nicht bloß die Leiden angekündigt, die ihnen in Palästina warteten, sondern auch die Kämpfe eröffnet, die sie von der ganzen Welt zu bestehen hätten, indem er sagte: „Ihr werdet hingeführt werden vor Könige und Fürsten.“ Damit zeigt er an, dass er sie später als Verkünder des Glaubens auch zu den Heiden schicken wolle. Ja, du hast die ganze Welt gegen uns zum Kampfe aufgerufen, hast alle Bewohner der Erde gegen uns gewappnet, die Völker, die Herrscher, die Könige. Was aber nachfolgt, ist noch viel schrecklicher, dass nämlich die Menschen sogar Bruder-, Kinder- und Vatermörder werden sollen.

V.21: „Denn“ heißt es weiter, „es wird der Bruder den Bruder dem Tode überliefern und der Vater sein Kind und erheben werden sich die Kinder gegen die Eltern und werden sie töten.“

Wie werden aber dann, so mochten die Apostel fragen, die anderen glauben, wenn sie sehen, dass unseretwillen Kinder von ihren Vätern umgebracht werden und Brüder von ihren Brüdern, und dass alles voll ist von Greueltaten? Werden sie uns nicht wie böse Dämonen, werden sie uns nicht als Fluchbeladene und Weltverderber überall vertreiben, wenn sie sehen, dass die Erde mit dem Blute von Stammverwandten gesättigt ist und voll von solchen Mordtaten? Da werden wir S. d479 einen schönen Friedensgruß in die Häuser bringen, wenn wir sie mit solchen Bluttaten erfüllen. Ja, wenn wir wenigstens viele wären und nicht nur zwölf! Wenn wir nur keine einfältigen und ungebildeten Leute wären, sondern gelehrte und sprachgewandte Redner! Ja, wenn wir Könige wären und Armeen besäßen und Geld in Menge! Wie sollen wir dagegen imstande sein, jemand zu bekehren, wenn wir Bürgerkriege entzünden, ja noch viel schlimmeres als Bürgerkriege? Denn wenn wir auch unser Wohl gering achten, wer wird uns von den anderen folgen? Doch nein; nichts von alldem haben die Apostel weder gedacht noch gesagt; sie fragten auch nicht nach dem „Warum“ dieser Befehle; sie haben einfach willfahrt und gehorcht.

Das war aber eine Folge nicht bloß ihrer Tugend, sondern auch der Weisheit des Meisters. Denn sieh nur, wie er jeden1 Leiden auch einen Trost zur Seite gestellt. Und von denen, die die Aufnahme verweigern würden, sagte er: „Dem Lande Sodoma und Gomorrha wird es besser ergehen am Tage des Gerichtes, als solch einer Stadt“2 . Ebenso fügt er hier zu den Worten: „Ihr werdet vor Fürsten und Könige geführt werden“, hinzu: „um meinetwillen, zum Zeugnis für sie und die Völker“. Es ist aber dies kein geringer Trost, um Christi willen solches zu leiden und zu gleicher Zeit für andere zum Zeugnis zu dienen. Wir können nämlich beobachten, dass Gott, auch wenn niemand es sieht, doch überall das Seine tut. Indes tröstet er sie damit, nicht weil sie nach der Bestrafung anderer Verlangen getragen hätten, sondern damit sie die frühere Zuversicht besäßen, dass sie ihn überall zur Seite haben würden; da er ja dies vorausgesagt und vorausgesehen hatte, und dass sie nicht etwa als Verbrecher und Schuldbeladene soviel zu leiden hätten. Außerdem tröstet er sie mit einem anderen, nicht unwichtigen Hinweis, in dem er sagt:

V.19: „Wenn sie aber euch überliefern, so macht euch keine Sorgen darüber, wie oder was ihr reden sollt; S. d480 denn in jener Stunde wird euch eingegeben werden, was ihr sagen werdet.

V.20: Denn nicht ihr seid es, die reden, sondern der Geist eures Vaters in euch.“

Damit nämlich die Apostel nicht etwa sagten: „Wie werden wir imstande sein zu gehorchen, wenn derlei Dinge geschehen“, so heißt er sie auch wegen ihrer Verteidigung guten Mutes sein. Und während er an einer anderen Stelle sagt: „Ich werde euch Mund und Weisheit geben“3 , spricht er hier: „Der Geist eures Vaters ist es, der in euch redet“; damit erhebt er sie gleichsam zur Würde von Propheten. Das ist der Grund, weshalb er zu gleicher Zeit mit der Macht, die ihnen gegeben ward, auch auf die Leiden hinwies, auf Tod und Mord.

V.21: „Denn der Bruder wird den Bruder zum Tode überliefern und der Vater den Sohn, und die Kinder werden sich erheben wider die Eltern und werden sie dem Tode überantworten.“

Ja, selbst da bleibt der Herr noch nicht stehen; er fügt etwas hinzu, das noch viel schrecklicher ist und einen Stein erzittern machen könnte:

V.22: „Ihr werdet der Gegenstand allgemeinen Hasses sein.“

Doch hat er hierfür schnell einen Trost zur Hand, denn er sagt: „Ihr werdet all das leiden um meines Namens willen“, und außerdem noch einen zweiten: „Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden.“ Diese Worte waren auch aus einem anderen Grunde geeignet, den Geist der Jünger aufzurichten. Die Macht ihrer Predigt sollte ja so groß werden, dass sie die Natur beschämten, die Rücksicht auf Verwandtschaft hintansetzten, und allem anderen das Wort Gottes vorzögen, das alle Hindernisse machtvoll beseitigen würde. Denn wenn schon die Naturkraft dem Worte Gottes nicht zu widerstehen vermag, sondern besiegt und überwältigt wird, was sollte denn sonst noch euch bezwingen können? Aber trotzdem werdet ihr kein ruhiges, S. d481 gefahrloses Leben führen können, vielmehr werdet ihr an den Bewohnern der ganzen Welt euren gemeinsamen Feind und Widersacher haben.


  1. angekündigten ↩

  2. Mt 10,15 ↩

  3. Lk 21,15 ↩

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