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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Siebenunddreißigste Homilie. Kap. XI, V.7-24.

4.

Wir fragen daher die Juden: Ist das Fasten etwas Schönes und Bewundernswertes? Nun, dann hättet ihr dem Johannes Glauben schenken sollen, ihm beistimmen und seine Predigt annehmen. Denn auf diese Weise würden euch seine Worte zu Jesus geführt haben. Aber, sagst du, das Fasten ist unerträglich und unangenehm. Dann musstest du Jesu anhängen und ihm glauben, der das Gegenteil von Johannes tat. Auf beiden Wegen hättet ihr ja in die Netze des Himmelreiches fallen sollen. Doch haben sie wie ein scheues Wild gehandelt und haben beide beschimpft. Die Schuld liegt also nicht an denen, die keinen Glauben fanden, sondern die ganze Verantwortung trifft jene, die nicht glauben wollten. Es wird doch wohl niemand entgegengesetzte Dinge zu gleicher Zeit tadeln und loben. Wem zum Beispiel ein heiterer, fröhlicher Mensch gefällt, der wird S. d546 an einem düsteren, unzugänglichen keinen Gefallen finden; wer dagegen den düsteren lobt, wird den fröhlichen nicht preisen. Es geht eben nicht an, beide zugleich zu loben oder zu tadeln. Aus diesem Grunde sagt auch der Herr: "Wir haben euch die Flöte geblasen und ihr habt nicht getanzt"; das heißt: Ich habe vor euch ein angenehmes Leben geführt, und ihr ließet euch nicht überreden. Und: "Wir haben euch Trauerlieder vorgespielt und ihr ward nicht traurig"; das heißt: Johannes führte ein strenges, hartes Leben, und ihr habt nicht darauf geachtet. Auch sagt er nicht: Er hat jenes und ich dieses Leben geführt; es waren eben beide gleichgesinnt, wenn auch in der Lebensweise verschieden; deshalb sagt er, sie hätten beide das gleiche getan. Auch dass sie verschiedene Wege gingen, war ja nur der Ausfluss größter Eintracht, die auf ein und denselben Zweck abzielt. Welche Entschuldigung wollt ihr also noch haben? Darum fügt der Herr auch noch hinzu: "Und die Weisheit ward gerechtfertigt von ihren Kindern"; das heißt: Wenn ihr auch nicht glauben wollt, ihr könnt wenigstens mir keinen Vorwurf mehr machen. Dasselbe sagt der Prophet vom Vater: "Damit du gerechtfertigt werdest in Deinen Reden"1 . Denn wenn auch Gott mit seiner Fürsorge für uns nichts ausrichtet, so tut er doch alles, was an ihm liegt, so dass denen, die schlecht sein wollen, auch nicht einmal der Schatten eines Zweifels oder der Unwissenheit verbleibt. Wenn aber die angeführten Beispiele armselig und unscheinbar sind, so wundere dich darüber nicht. Der Herr redet eben, wie es für seine schwachen Zuhörer passte. So bringt ja auch Ezechiel viele Beispiele, die zwar für die Juden ganz gut passten, die aber der Größe und Würde Gottes nicht angemessen waren. Aber gerade das entspricht ganz der Fürsorge, die Gott für uns trägt.

Beachte aber, wie die Juden auch auf andere Weise sich in Widersprüche verwickeln. Nachdem sie von Johannes gesagt hatten, er habe einen Dämon, blieben sie dabei nicht stehen, sondern sagten auch vom Herrn dasselbe, obwohl er einen entgegengesetzten Lebensweg S. d547 eingeschlagen hatte. Auf diese Weise widersprachen sie sich immer selbst. Lukas bringt außerdem noch einen anderen, weit größeren Grund des Tadels gegen sie vor, indem er sagt: "Die Zöllner haben Gott gerechtfertigt, da sie die Taufe des Johannes annahmen"2 . Zuletzt tadelt dann der Herr auch noch die Städte, nachdem die Weisheit gerechtfertigt ward, und er gezeigt hatte, dass alles sich erfüllt hat. Da er sie nämlich nicht zum Glauben hatte bringen können, so bekundet er nur noch Mitleid mit ihnen, was schlimmer ist, als wenn er ihnen gedroht hätte. Er hatte sie ja mit Worten belehrt, sowie mit Zeichen und Wundern. Weil sie aber in ihrem Unglauben verharrten, so tadelt er sie nunmehr.

V.20: "Denn damals", heißt es, "begann Jesus die Städte zu tadeln, in denen seine größten Machterweise vorgekommen waren, dass sie sich nicht bekehrten und sagte:

V:21: Wehe dir Chorazain, wehe dir Bethsaida."

Damit du nämlich sehest, dass deren Bewohner nicht etwa von Natur so seien, erwähnt der Herr auch den Namen der Stadt, aus der fünf Apostel hervorgegangen waren. Denn Philippus und die beiden Brüderpaare der obersten Apostel stammten daher3 . Denn wenn in Tyrus und Sidon die Zeichen der Macht geschehen wären, die unter euch geschahen, so hätten sie in Sack und Asche Buße getan.

V.22: Indes sage ich euch, das Los von Tyrus und Sidon wird erträglicher sein am Tage des Gerichtes, als das eurige.

V.23: Und du Kapharnaum, das du bis zum Himmel erhoben warst, du wirst bis zur Unterwelt erniedrigt werden; denn wenn in Sodoma die Wunder geschehen wären, die in dir geschahen, so würden sie noch heutigen Tages bestehen.

V.24: Aber ich sage euch, das Los Sodomas wird erträglicher sein am Tage des Gerichtes als das deine."

Nicht ohne Absicht legte ihnen der Herr das Beispiel S. d548 Sodomas vor; er wollte damit seiner Anklage mehr Nachdruck verleihen, denn es ist ja doch der stärkste Ausdruck für Schlechtigkeit, wenn man als schlechter hingestellt wird denn alle Schlechten, nicht bloß unter denen, die damals lebten, sondern auch unter denen, die jemals sein werden. Einen ähnlichen Vergleich stellt er auch anderswo an, da er die Juden den Niniviten an die Seite stellt und der Königin des Ostens und sie so verurteilt4 . Dort verglich er sie mit Leuten, die Gutes taten, hier dagegen mit Sündern, was viel schlimmer ist. Solche Vergleiche waren auch dem Ezechiel geläufig; deshalb sagt er zu Jerusalem: "Du hast deine Schwestern gerechtfertigt in all deinen Sünden"5 . So pflegt Jesus überall gern das Alte Testament zu zitieren, doch bleibt er auch hierbei nicht stehen, sondern verursacht ihnen noch mehr Furcht, indem er sagt, sie würden Schlimmeres zu gewärtigen haben als die Sodomiten und die Tyrer; er will eben auf jede Weise Eindruck auf sie machen, sowohl durch das Wehe, das er ihnen zuruft, als auch durch die Furcht, die er ihnen einzuflößen trachtet.


  1. Ps 50,6 ↩

  2. Lk 7,29 ↩

  3. Nämlich Petrus und Andreas, Jakobus und Johannes ↩

  4. Mt 12,41-42 ↩

  5. Ez 16,51 ↩

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