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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Achtundvierzigste Homilie. Kap.XIII,V.53 - Kap. XIV,V.12.

5.

Indes, die Schlechtigkeit sieht nur auf den Augenblick, gleich den Fieberkranken, die zur Unzeit kaltes Wasser verlangen. Hätte sie nämlich ihren Ankläger nicht töten lassen, so wäre auch ihre Missetat nicht in dieser Weise offenbar geworden. Als Herodes den Johannes ins Gefängnis werfen ließ, da sagten dessen Jünger nichts dergleichen; als er ihn aber töten ließ, da waren sie gezwungen, auch den Grund dafür anzugeben. Den Ehebruch wollten sie geheim halten, und wollten nicht fremde Sünden ausposaunen; als aber die Tatsachen sie zwangen, da erzählten sie die ganze Missetat. Damit nämlich niemand glaube, Johannes sei eines Vergehens wegen hingerichtet worden, wie es bei Theuda und Juda1 der Fall war, so waren sie genötigt, auch die Ursache des Mordes anzugeben. Je mehr du also eine Sünde auf diese Weise verbergen willst, um so mehr machst du sie bekannt. Eine Sünde wird eben nicht durch eine neue Sünde verdeckt, sondern durch reumütiges Bekenntnis.

Da beachte auch, wie schonend der Evangelist alles berichtet, und wie er es, soweit es möglich ist, sogar noch entschuldigt. Bei Herodes sagt er: „Wegen seiner Eide und wegen der Tischgenossen“, und fügt hinzu, er S. d688 sei traurig geworden. Von dem Mädchen sagt er, es sei schon vorher von der Mutter beredet gewesen, und es habe das Haupt zu seiner Mutter gebracht; gerade als wollte er sagen: Sie hat nur dem Befehle ihrer Mutter gehorcht. Die Gerechten trauern eben alle nicht über die, welche Unrecht leiden, sondern über jene, die Unrecht tun; denn gerade die sind es auch, welche am meisten Unheil erfahren. Auch hier widerfuhr nicht dem Johannes ein Unglück, sondern denen, welche sich solcher Missetaten schuldig machten.

Diese Gerechten wollen also auch wir nachahmen und wollen die Sünden des Nächsten nicht breittreten, sondern soviel als möglich verbergen. Nehmen wir eine weise Gesinnung an! Auch der Evangelist zeigte sich ja, soweit es möglich war, nachsichtig, als er von einem ehebrecherischen, mit Blutschuld beladenen Weibe sprach. So sagte er nicht: von dem blutbefleckten, verbrecherischen Weib; sondern, „Es war schon zum voraus von seiner Mutter beredet worden“, und gebraucht so besser klingende Namen. Du aber beschimpfst und tadelst deinen Nächsten und würdest dich nie dazu verstehen, von einem Bruder, der dich beleidigte, in der Weise zu reden wie der Evangelist von der Hure. Du ergehst dich in wilden Schmähungen gegen ihn und sagst: der schlechte Kerl, der Missetäter, der heimtückische Mensch, der Dummkopf, und gibst ihm viele andere, noch schlimmere Namen als diese. Unser Zorn wird ja dabei immer größer, und wir reden von unserem Nächsten wie von einem wildfremden Menschen, misshandeln, tadeln und beschimpfen ihn.

Die Heiligen machen es nicht so. Sie beweinen lieber die Sünder, als dass sie ihnen fluchen. So wollen auch wir es machen und wollen die Herodias beweinen und alle, die es ihr nachmachen. Auch jetzt gibt es ja noch oft solche Gastmähler; und wenn auch kein Johannes dabei umgebracht wird, so doch die Glieder des Leibes Christi, und das ist noch viel schlimmer. Da verlangen die Tänzer kein Haupt auf einer Schüssel, dafür aber die Seelen der Tafelgenossen.Denn wenn sie dieselben zu ihren Sklaven machen, wenn sie in ihnen sündhafte Leidenschaften erregen und sie mit öffentlichen S. d689 Dirnen umgeben, so verlangen sie zwar nicht das Haupt, wohl aber töten sie die Seele, da sie ja ihre Tischgenossen zu Ehebrechern, zu verweichlichten und unsittlichen Menschen machen.

Da wirst du doch nicht behaupten wollen, wenn du vom Weine trunken bist und siehst, wie ein Weib tanzt und unsittliche Reden führt, dass du da keine Versuchung zu ihr spürst, und nicht von der Lust bezwungen, dich zur Unsittlichkeit verleiten lässest. Ja es widerfährt dir das Schreckliche, dass du Glieder Christi zu Gliedern einer Hure machst. Wenn auch bei dir die Tochter der Herodias nicht zugegen ist, der Teufel, der durch sie tanzte, tanzt auch jetzt wieder durch diese Huren, macht die Seelen der Tischgenossen zu seinen Gefangenen und nimmt sie mit sich fort. Wenn aber auch ihr die Kraft habt, euch nicht berauschen zu lassen, ihr macht euch doch einer anderen, sehr schlimmen Sünde schuldig. Solche Gastmähler sind ja nur die Frucht vielfachen Raubes. Da sieh nicht auf das Fleisch, das aufgetragen ist, und nicht auf die Kuchen, sondern bedenke nur, mit welchem Gelde das alles zusammengekommen ist; da wirst du sehen, dass es von Übervorteilung, Habsucht, Gewalttätigkeit und Raub herstammt.

Aber, sagst du, diese Dinge stammen gar nicht aus solcher Quelle. Gott bewahre! Auch ich möchte nicht, dass es so wäre. Ja, aber wenn sie auch nach dieser Seite hin tadellos sind, ganz ohne Makel sind solche Gastmähler trotzdem nie. Höre nur, wie der Prophet sie auch ohne das tadelt und sagt: „Wehe euch, die ihr den abgeklärten Wein trinket, und euch mit den wohlriechenden Ölen salbt“2 . Siehst du da, wie er auch bloße Üppigkeit tadelt? Er erhebt ja hier nicht den Vorwurf ungerechten Gelderwerbes, sondern nur der Verschwendung.


  1. Apg 5,3637 ↩

  2. Amos 6,6 ↩

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