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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Fünfundfünfzigste Homilie. Kap. XVI, V.24-27.

3.

S. d790 In den Worten ferner: "Wer sein Leben retten will, wird es verlieren, wer es aber verliert, wird es retten", hat der Herr beidemale ausdrücklich Rettung und Verlust erwähnt, damit man nicht etwa meine, dass Rettung und Verlust das eine Mal denselben Sinn habe wie das andere Mal; man soll vielmehr klar erkennen, dass der Unterschied zwischen Rettung im ersten und Rettung im zweiten Falle ebenso groß ist wie zwischen Verlust und Rettung. Das erläutert er aus dem geraden Gegenteil. "Denn was nützt es einem Menschen", sagt er, "wenn er die ganze Welt gewänne, aber an seiner Seele Schaden litte?" Siehst du, wie eine Rettung gegen Recht und Billigkeit eigentlich ein Verderben ist, und zwar die schlimmste Art von Verderben, da es unheilbar ist, und man es durch nichts wieder gut machen kann? Da wende mir nur nicht ein, sagt gleichsam der Herr, dass jemand, der einer solchen Gefahr entflohen ist, seine Seele gerettet hat; wirf vielmehr mit seiner Seele auch die ganze Welt in die Waagschale; was wird er da noch davon haben, wenn jene verloren ist? Sage mir doch, würde es dir etwas nützen, Hausherr zu sein, wenn deine Hausgenossen im Wohlstand lebten, indes du in der äußersten Not dich befändest? Sicherlich nicht. Dasselbe gilt auch in Betreff deiner Seele, wenn sie dem Verderben entgegengeht, während dein Fleisch in Reichtum und Üppigkeit schwelgt.

"Was wird ein Mensch geben als Entgelt für seine Seele? Wieder beharrt Jesus auf demselben Punkte. Hast du etwa noch eine zweite Seele, um sie für die deine zu geben, sagt er? Hast du Geld eingebüßt, so kannst du es durch anderes ersetzen, ebenso wenn du ein Haus, einen Sklaven oder sonst etwas verloren hast; hast du jedoch die Seele verloren, so kannst du keine andere dafür geben; ja selbst wenn die ganze Welt dir gehörte, wenn du König über die Erde wärest, du wärest außerstande, auch nur eine einzige Seele zu kaufen, und würdest du auch alles auf Erden und die Erde obendrein dafür einsetzen. Kein Wunder, dass es sich mit der Seele so verhält; kann man doch sogar beim Leibe dasselbe finden. Wenn du auch unzählige Kronen trägst, ist dein Leib siech und unheilbar krank, so vermagst du diesen S. d791 Leib nicht herzustellen, selbst wenn du das ganze Reich hingäbest und noch tausend Leiber und Städte und unendliches Geld dazulegtest. Ebenso musst du auch in Bezug auf die Seele urteilen, ja in Bezug auf die Seele noch viel mehr; gib lieber alles andere preis, um deine ganze Sorge ihr allein zuzuwenden.

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