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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Dreiundsechzigste Homilie. Kap. XIX, V.15-26.

2.

Siehst du, was für Preise, was für Siegeskränze der Herr bei diesem Wettkampf in Aussicht stellt? Wenn ihn der Jüngling hätte versuchen wollen, würde Jesus nicht so gesprochen haben. Nun redete er aber doch so, und zwar, um ihn aufzumuntern, und deshalb zeigt er ihm auch den großen Lohn, stellt alles seiner Entscheidung anheim und verschleiert auf jede Weise, was an seiner Aufforderung hätte drückend erscheinen können. So weist er ihn denn, ehe er von Kampf und Anstrengung spricht, auf den Siegespreis hin: „Willst du vollkommen sein“, dann erst sagt er: „Verkaufe alles, was du hast und gib es den Armen“,um sofort wieder auf den Lohn zurückzukommen: „Du wirst einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach.“ Wer Christus nachfolgt, empfängt herrlichen Lohn: „Und du wirst einen Schatz im Himmel haben.“ Da von Besitz die Rede war und Jesus den Jüngling aufforderte, alles hinzugeben, so zeigt er ihm, dass er sein Vermögen nicht einbüßen, sondern es noch vermehren würde, dass er mehr von ihm erhalte, als er ihn geben heißt; ja nicht bloß mehr, sondern um soviel mehr, als der Himmel die Erde überragt und noch darüber hinaus. Den Ausdruck „Schatz“ gebraucht er aber deshalb, um, soweit es dem Zuhörer aus dem menschlichen Gesichtskreise veranschaulicht werden kann, die S. d911 Vorzüglichkeit, Dauerhaftigkeit und Sicherheit des Lohnes klarzumachen. Es genügt also nicht, bloß den Besitz zu verachten, man muss auch die Armen unterstützen und vor allem Christus nachfolgen; mit anderen Worten, man muss entschlossen sein, alle seine Gebote zu halten, und jeden Tag für ihn sich töten und hinschlachten zu lassen. „Wenn jemand mir nachfolgen will, verleugne er sich selbst, und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach“1 . Dieses Gebot legt also eine weit größere Verpflichtung auf, als nur sein Vermögen hinzugeben; man muss bereit sein, auch sein Blut zu vergießen. Seinen Besitz aufzugeben, trägt aber nicht wenig dazu bei.

V.22: „Als jedoch der Jüngling das gehört hatte, ging er betrübt hinweg.“

Um zu zeigen, dass dieses Gefühl ganz erklärlich war, fährt der Evangelist fort: „Er hatte nämlich viel Besitztum.“ Die Anhänglichkeit an den Besitz ist eben verschieden bei den Menschen, je nachdem sie wenig haben oder in großem Reichtum gleichsam schwimmen. Bei letzteren ist die Leidenschaft viel heftiger. Darauf muss ich immer wieder aufmerksam machen, dass die Vermehrung des Einkommens das Feuer2 immer gewaltiger entfacht, und die Erwerbenden nur ärmer macht, indem sie ihre Habsucht steigert und dadurch den Mangel um so fühlbarer gestaltet. Du kannst auch in unserem Falle sehen, welche Gewalt die Leidenschaft ausübt. Obwohl der Jüngling voll Freude und mit gutem Willen gekommen war, wurde er doch, als ihm Christus das Aufgeben seines Reichtums nahelegte, derart von der Leidenschaft erfasst und beherrscht, dass er gar keine Erwiderung auf die Worte fand, sondern schweigend, niedergedrückt und traurig hinwegging. Und Christus? Er spricht:

V.23: „Wie schwer werden die Reichen in das Himmelreich eingehen!“

Damit will er nicht den Reichtum tadeln, sondern diejenigen, die sich von ihm einnehmen lassen. Wenn es S. d912 nun schon für einen Reichen schwer ist, um wieviel schwerer für einen Habsüchtigen? Da es schon ein Hindernis ist, ins Himmelreich zu gelangen, wenn man sein Vermögen nicht zu Almosen verwendet, was für ein Feuer muss es erst verursachen, wenn man auch noch andere um das ihrige bringt? Weshalb aber sagte der Herr gerade zu den Jüngern, die doch arm waren und kein Vermögen hatten, dass ein Reicher schwerlich in den Himmel kommt? Er wollte sie belehren, dass sie sich ihrer Armut nicht zu schämen brauchten, und gewissermaßen erklären, warum er ihnen keinen Besitz gestattete. Nachdem er nun gesagt hatte, es sei schwer, geht er einen Schritt weiter und zeigt, dass es überhaupt unmöglich ist; ja er bezeichnet es nicht einfachhin als unmöglich, sondern als ganz und gar unmöglich, und erklärt es durch das Beispiel vom Kamel und dem Nadelöhr.

V.24: „Leichter ist es“, sagt er, „dass ein Kamel durch ein Nadelöhr hindurchgehe, als dass ein Reicher eingehe in das Himmelreich.“

Damit weist er aber auch darauf hin, dass die Reichen, die tugendhaft zu sein vermögen, keinen gewöhnlichen Lohn erhalten werden. Darum eben bezeichnete er dies auch als ein Werk Gottes, um anzudeuten, dass man zu einer solchen Tugendhöhe viel Gnade notwendig hat. Als nämlich die Jünger darüber betroffen waren, erklärte er ihnen:

V.26: „Bei Menschen ist dieses unmöglich, bei Gott aber ist alles möglich.“

Doch warum sind die Jünger bestürzt, da sie ja arm, sehr arm waren? Warum geraten sie in Unruhe? Weil sie um das Heil der anderen besorgt waren, gegen alle große Liebe hegten und bereits die Gesinnung von Seelenführern besaßen. Deshalb versetzten jene Worte sie in Angst und Besorgnis um die ganze Welt, so dass sie des Trostes gar sehr bedurften. Der Herr blickt sie denn auch an und spricht: „Bei den Menschen ist das unmöglich, bei Gott aber ist alles möglich.“ Mit einem Blicke voll Milde und Sanftmut richtet er ihr S. d913 bebendes Herz auf uns zerstreut ihre Besorgnis; das deutet der Evangelist an durch die Worte: „Er blickte sie an“; dann ermutigte er sie auch durch mündliches Zureden und belebt ihre Zuversicht durch den Hinweis auf Gottes Macht. Willst du auch erfahren , wie das Unmögliche möglich wird, so höre. Er sagt: „Was bei den Menschen unmöglich ist, ist möglich bei Gott“, damit du nicht etwa entmutigt von der Tugend als etwas Unmöglichem abstehst, sondern damit du die Größe der Sache erkennst, frohen Herzens daran gehest, und Gott um Beistand zu einem so herrlichen Kampfe anzurufen; dann wirst du auch das ewige Leben erlangen.


  1. Mt 16,24 u. Lk 9,23 ↩

  2. der Habsucht ↩

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