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Œuvres Synésios de Cyrène (370-413) De prouidentia Ägyptische Erzählungen über die Vorsehung
Erste Erzählung.

18.

S. 102 Einer aber war unerschütterlich; doch von der Philosophie etwas ländlich gebildet und städtischer Sitte unempfänglich. Dieser hatte von Osiris, wie überhaupt alle Menschen, sehr viel Gutes erhalten, nicht nur daß er selbst keine Leistungen zu machen, sondern daß auch seine Vaterstadt geringere an ihn zu machen hatte. Als damals gar viele, um Osiris zu preisen, Gesänge dichteten und Reden verfaßten, und ihm, so zu sagen Wohlwollen mit Wohlwollen erwiederten, war auch er dankbar, wie jene, und verfaßte um so mehr Gedichte und Reden, je mehr er es im Stande war, und sang zur Lyra die Dorische Weise, die allein, wie er glaubte, die Tiefe der Empfindung und des Ausdrucks fassen konnte. Doch machte er sie nicht öffentlich bekannt, sondern, wenn er ein für männliche Reden empfängliches Ohr fand, das sich nicht kitzeln ließe und durch Gänge bis zu dem Herzen durchbrochen war, diesem vertraute er seine Reden an. Er wußte zwar, daß Osiris der feinste Beurtheiler solcher Tagesaufsätze und lange Dauer versprechender Reden sei; doch wollte er ihm nichts über ihn selbst vortragen, einerseits, weil er glaubte, die Rede gewähre keinen vollen Ersatz für die That, andererseits, weil er vor Ländlichkeit, in der er erzogen ward, den Schein der Schmeichelei scheute. Nachdem aber Typhos Aegypten mit Gewalt an sich gerissen hatte und den Wütherich spielte, da war er noch ländlicher; damals machte er seine Reden bekannt, damals trug er sie vor, zum Schrecken aller Zuhörer; ja, er hielt es für Frevel, wenn er nicht öffentlich als Hasser derjenigen aufträte, welche seinen Wohlthäter mißhandelt hatten. Er stieß die grauenvollsten Flüche gegen Typhos aus, in Reden und in Schriften; und zu Hause und auf dem Markte war er redselig, obgleich man ihm früher das Schweigen zum Vorwurfe machte. In allen Reden sprach er von Osiris, in allen Versammlungen, welchen S. 103 er beiwohnte, wurden Osiris Thaten gesungen, und denen, die seine Erzählungen nicht ertragen konnten, drang er sie auf und achtete nicht der Warnungen der Greise und Freunde, noch schreckte ihn Furcht von seinem Eifer ab, und er raste offenbar, so zu sagen, eine edle Raserei. Er ruhte nicht, bis er dem Typhos selbst so nahe als möglich stehend, als gerade allenthalbenher erlesene Männer bei ihm versammelt waren, eine lange Lobrede auf seinen Bruder gehalten und ihn ermahnt hatte, der ihm so nahe verwandten Tugend nachzueifern. Dieser aber entbrannte und war offenbar von Wuth ergriffen; doch enthielt er sich aus Scheu vor den Versammelten der Gewaltthat, nothgedrungen sich mäßigend. Aus seiner Miene konnte man seine Gesinnung errathen, die verschiedene Arten von Leidenschaften wechselte; so nahm er in kürzester Zeit alle Farben an. Seitdem nun war er ihm verhaßter und unglücklicher, und geschwunden das Gute, das er unter Osiris genossen; allein Typhos that ihm noch anderes zu Leid, die Städte, für die er gesprochen, drückend und ein besonderes Uebel ihm aussinnend, daß er nimmermehr nach Hause käme, sondern bleiben müßte, unter dem Drange seufzend, die- jenigen glücklich sehend, die er haßte. In dieser Lage stärkt Gott den Fremden, ihm sichtbar erscheinend und auszudauern gebietend. Nicht Jahre nämlich, sondern Monate, sprach er, seien vom Schicksale bestimmt, binnen welchen die Aegyptischen Scepter die Klauen wilder Thiere emporstrecken und abwärts die Häupter der heiligen Vögel senken werden. Ein heiliges Sinnbild war dieß. Und der Fremde las die in Obeliske und Tempelmauern gegrabene Schrift; der Gott aber erklärte ihm auch den Sinn der Hieroglyphe und giebt ihm ein Zeichen der Zeit: »Wann,« sprach er, »die jetzigen Machthaber auch in unserer gottesdienstlichen Feier Neuerungen zu machen versuchen, dann erwarte bald, daß jene Erdensöhne — er meinte damit die Fremd- S. 104 linge, — von den Strafgöttinnen verfolgt, durch sich selbst entfernt werden, und, wenn noch etwas von jener Empörung zurückbleibt und nicht Alles auf Einmal vertilgt wird, und selbst Typhos im Pallaste weilt, so darfst du deßhalb nicht an den Göttern verzweifeln. Ein andederes Sinnbild sei dir dieß! Wann wir die irdische Luft, von dem Hauche der Gottlosen verpestet, durch Wasser und Feuer reinigen, dann wird auch den Uebri- gen die Strafe folgen, und du kannst sogleich eine bessere Ordnung der Dinge erwarten, ist Typhos aus dem Wege geräumt; denn solche Scheusale treiben wir durch Blitz und Donner aus.« Da schien dem Fremden auch, was ihm lange beschwerlich war, selig, und er klagte nimmermehr über den Zwang des Aufenthalts, während dessen er Augenzeuge der Erscheinung der Götter werden sollte. Es übertraf alle menschliche Erwartung, daß eine zahlreiche bewaffnete Macht, die auch im Frieden in Eisen zu gehen pflege, ohne allen Widerstand besiegt würde. Er dachte darüber nach, wie dieß möglich wäre; doch war es über alles Nachdenken erhaben. Als aber Typhos bald darauf einen sehr argen Schlag des Aberglaubens und eine Fälschung der gottesdienstlichen Feier, wie einer Münze, die durch ein altes Gesetz aus den Staaten verbannt wird, das nach außen und fern von den Mauern die Ruchlosigkeit scheucht; als er diesen nicht in eigener Person, aus Furcht vor dem Aegyptiervolke, sondern durch die Barbaren einzuführen und ihnen, mit Verletzung der Landesgesetze, ein Heiligthum in der Stadt einzuräumen suchte, da fiel dem Fremden sogleich ein, dieß nämlich sei es, was ihm der Gott verkündigt habe; vielleicht werde ich auch das Folgende sehen. Er erwartete gemäß dem, was er damals vernommen, daß das Eine, was den Osiris anlange, sogleich eintreffen werde; das Andere in spätern Jahren, wenn Oros, sein Sohn, statt des Löwen den Wolf zu Hülfe rufen werde. Was aber der Wolf bedeute, lehrt S. 105 eine heilige Sage, die man nicht einmal im Gewande der Fabel erzählen darf.

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Ägyptische Erzählungen über die Vorsehung
L'Égyptien ou De la providence Comparer

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