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Werke Synesios von Kyrene (370-413) De prouidentia Ägyptische Erzählungen über die Vorsehung
Zweite Erzählung.

5.

Bis hieher sei es gewagt, von Osiris zu erzählen; über das Folgende will ich reinen Mund halten, sagt einer, welcher behutsam in der Erzählung heiliger Dinge verfuhr. Das Fernere erheischt kühne Denkart und Sprache; doch möge es geheimnißvoll ruhen, von schriftlichen Denkmalen unberührt, damit nicht

— — jemand auf Unerlaubtes die Blicke hinwerfe;

denn sowohl der Enthüllende, als der Sehende wird von der Gottheit gehaßt, und Böotische Sagen lassen die, welche sich eindrängen und Dionysos Orgien schauen, zerreißen. Unkunde giebt den Weihen etwas Hehres. Deßhalb vertraut man die Mysterien der Nacht an, deßhalb höhlt man unzugängliche Klüfte aus und macht Zeiten und Orte ausfindig, welche geeignet sind, den göttlichen Geheimdienst zu bergen. Nur dieß darf man vielleicht sagen, und wir erwähnen, so viel als möglich das Geweihte verhüllend, daß Osiris einerseits als Greis ruhmvoller, denn als Jüngling war, und von den Göttern der Ehre gewürdigt wurde, nach höherer Losung den Staat zu verwalten, so daß er zu erhaben war, als daß ihm von Menschen irgend ein Leid zugefügt werden konnte; andererseits den Wohlstand, den er den Aegyptiern verschafft hatte, und der, wie er fand, unter Typhos S. 116 Herrschaft dahingeschwunden war, nicht nur wieder herstellte, sondern auch erhöhte, so daß er mit dem vorigen nicht zu vergleichen war, und jener der Anfang des künftigen und nur eine Verheißung von diesem zu seyn schien, wie einst die Dichter der Hellenen sangen, daß die Jungfrau, welche jetzt unter den Sternen prangt, Dike, glaub‘ ich, nennen wir sie,

——— einst als Erdebewohnerin da war. 

Und sie erschien sichtbar vor den Sterblichen; weder

den Männern

Altes Geschlechts, noch den Frauen, versagte sie je

die Gemeinschaft;

Sondern vermischt saß jene, wiewohl unsterbliche

Göttin;

Unter einem Obdache wohnte sie mit den Menschen.

Niemals wußten sie da von unglückseligem Hader,

Noch von der Feldabtheilung, der zänkischen, noch

von Getümmel.

Einfach lebete man, und fern den Gefahren des

Meeres.

Leibesbedarf pflog nimmer ein Schiff aus der Fremde

zu führen;

Sondern der Stier und der Pflug, und sie selbst, die

verehrte der Völker,

Reichlich erbot sie alles, die Rechtausspenderin Dike.

So war jen‘, als blühte das goldne Geschlecht auf

dem Erdreich.

So lange, will der Dichter sagen, die Menschen nicht das Meer befuhren und golden waren, genossen sie auch des Umgangs mit den Göttern. Als man aber Fahrzeuge einführte zum Gebrauche thätigen Lebens, entfernte sich Dike so weit von der Erde, daß man sie kaum bei heiterer Nacht sehen kann. Ja auch jetzt, wenn man sie sieht, hält sie uns eine Aehre, nicht ein Steuerruder vor. Gewiß wird sie jetzt herabsteigen und wieder per- S. 117 sönlich mit uns reden, wenn man eifrig; den Ackerbau betreibt und der Schifffahrt entsagt. Was einst die Dichter von ihr sangen, fand zu keiner andern Zeit, als unter der ruhmvolleren Herrschaft des Osiris statt. Wenn ihn aber die Götter nicht sogleich aus der Verbannung zurückführten und alles auf einmal in seine Hände legten, so wollen wir nichts dagegen einwenden. Der Staat verträgt keine plötzliche Aenderung, wie in das Schlechtere, so in das Beste. Denn das Laster lernt sich von selbst; die Tugend aber wird mit Mühe erworben. Als Vermittler mußten demnach Solche auftreten, welche den Staat vorher reinigten, und das Göttliche allgemach und der Ordnung nach fortschreiten; jener aber mußte, ehe er sich thätig zeigte, Vieles sehen und Vieles hören. Manches ja entgeht dem Ohre eines Herrschers.

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Ägyptische Erzählungen über die Vorsehung
L'Égyptien ou De la providence vergleichen

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