9. Des heiligen Athanasius vierte Verbannung und Flucht1
Um diese Zeit geriet Athanasius, der kampfgewohnte Verteidiger der Wahrheit, von neuem in Gefahr. Die Dämonen konnten die Kraft der Rede und des Gebetes des Athanasius nicht ertragen und bewaffneten daher ihre Diener zu Schmähreden gegen denselben. Unter vielen anderen Beweggründen, die sie vorbrachten und mit denen sie den Schutzherrn der (heidnischen) Gottlosigkeit zur Verbannung des Athanasius zu bestimmen suchten, führten sie auch folgenden an: „Wenn Athanasius bleibt, dann bleibt kein Heide mehr, denn er S. 181 wird alle seiner Gemeinde zuführen.” Solche flehentliche Bitten um Hilfe nahm Julian wohlwollend auf und befahl nicht nur die Verbannung, sondern auch die Ermordung des Athanasius. Die Freunde des letzteren wurden hierüber bestürzt, er selbst aber soll das rasche Ende der Trübsal vorausgesagt haben. Er nannte sie nämlich eine Wolke, die sich sehr rasch wieder verziehen werde. Gleichwohl entwich er auf die Kunde von der Ankunft der Häscher, und da er am Ufer des Flusses ein Fahrzeug fand, segelte er in die Thebais hinauf. Der Häscher, der beauftragt war, ihn zu ermorden, hatte kaum von seiner Flucht erfahren, als er mit allen Kräften ihm nachsetzte. Ein anderer jedoch, einer von den Bekannten des Athanasius, kam ihm zuvor und meldete, daß derselbe in aller Eile herankomme. Da baten einige der mitfahrenden Freunde dringend, man möge gegen die Wüste hin entweichen. Athanasius aber befahl dem Steuermann, dem Schiff wieder die Richtung nach Alexandrien zu geben. So fuhren sie ihrem Verfolger geradezu entgegen. Als der mit der Tötung beauftragte Häscher herankam, fragte er, wie weit Athanasius entfernt sei. Dieser antwortete, derselbe sei ganz in der Nähe, und ließ ihn weiterfahren. Er selbst aber kehrte nach Alexandrien zurück und hielt sich während der noch übrigen Lebenszeit des Julian dortselbst verborgen.
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Vierte Verbannung 362—363. ↩