§ 1.
Nach der Bestimmung dessen, was Hierarchie bedeutet, muß die Hierarchie der Engel gepriesen werden. Mit überirdischen Augen muß man die Gestalten betrachten, durch die sie in der Rede dargestellt werden, damit man sich durch mystische Gebilde zu ihrer höchsten gottähnlichen Einfachheit erheben könne. – Gott hat alle Wesen der Dinge auf sich selbst gestellt (subsistens faciendo) und damit ins Dasein gesetzt. Es ist der ersten Ursache und höchsten Güte eigen, alle Dinge nach dem Maß ihrer Fassungskraft zur Gemeinschaft mit sich zu berufen. Deshalb haben alle Dinge teil an der Vorsehung, die aus der Gottheit, der überwesentlichen Ursache aller Dinge, hervorströmt. (… ἀγαϑότητι πάσας ἡ ὑπερούσιος ϑεαρχία τὰς τῶν ὂντων οὐσίας ὑποστήσασα, πρὸς τὸ εἶναι παρήγαγεν)
Denn sie wären nicht, wenn sie nicht am Wesen und Urgrund der Dinge teilhätten. Alles Unbeseelte hat daran teil rein dadurch, daß es ist; denn das Sein aller ist die Gottheit, die dieses Sein übersteigt. Die lebenden Dinge aber haben Anteil an ihrer über allem Leben lebenschaffenden Kraft; die aber Vernunft- und Geisteskraft haben, sind Teilhaber ihrer durch sich selbst vollkommenen und übervollkommenen Weisheit, die über alle Vernunft und Verstandeskraft ist.
Es ist klar, daß jene Naturen Gott am nächsten stehen, die vielfältig an ihm teilhaben. Darum übertreffen die Ordnungen der himmlischen Wesen die Dinge, die bloß sind, die vernunftlosen Lebewesen und auch die nur mit menschlicher Vernunft begabten durch das Geschenk und die Teilhabe an der göttlichen Führerstellung. Da sie sich nämlich geistig nach dem Bilde Gottes gestalten und Gottes urbildliches Wesen überirdisch anschauen und begehren, ihre Gestalt danach zu formen, erfreuen sie sich mit Recht und verdientermaßen reichlicherer Teilhabe; denn sie sind beharrlich und strecken sich beharrlich nach der unwandelbaren göttlichen Liebe aus, und so empfangen sie die ersten Erleuchtungen auf unstoffliche, lautere Weise, gestalten sich danach und haben ein ganz geistiges Wesen.