§ 2.
– Dies ist die Auslegung der Namen selbst, soweit wir sie fassen können.
Nun muß gesagt werden, wofür wir ihre Hierarchie halten. Wir haben wohl früher schon genügend ausgeführt, daß das Ziel aller Hierarchie beständig abhängt von der göttlichen Nachahmung der Gottförmigkeit und daß alles hierarchische Wirken eingeteilt werde in die heilige Teilhabe und Verleihung der lautersten Reinigung und des göttlichen Lichts und vollkommenheitverleihenden Wissens; nun aber möchte ich der Würde jener höchsten Geister entsprechend sagen, wie ihre heilige Ordnung von der Schrift erklärt wird. Wir müssen glauben, daß jene ersten Wesen, die unmittelbar nach der ihr Wesen schaffenden Gottheit ihren Platz haben und gleichsam in ihrem Vorhof stehen, die jede geschaffene Kraft, sichtbare und unsichtbare, übersteigen, eine eigene, gleichförmige Hierarchie bilden.
Wir müssen sie für rein halten, nicht in dem Sinn, als wären sie von unreinen Befleckungen befreit oder unempfänglich für Bilder stofflicher Dinge. Vielmehr sind sie gänzlich frei von jeder Verminderung, erhaben über jedes ihnen untergeordnete Heiligtum wegen ihrer höchsten Lauterkeit und stehen über allem, selbst den höchsten gottähnlichen Kräften, und bewahren die eigentümliche, gleichmäßige Bewegung ihrer Ordnung durch die Liebe Gottes beständig unverändert und kennen keine Veränderung zum Schlechteren, sondern haben einen unerschütterlichen und unbeweglichen Wohnsitz für ihre gottähnliche Eigentümlichkeit.
Sie betrachten Gott nicht in sinnlichen oder geistig faßbaren Bildern und werden nicht durch die mannigfaltige Betrachtung der Heiligen Schrift emporgetragen, sondern sind voll eines höheren Lichtes in einer umfassenden einfachen Erkenntnis und von der Anschauung jener Schönheit, die der Urquell aller Schönheit ist, der überwesentlichen, die dreifach leuchtet, soweit möglich erfüllt. – So haben sie auch Gemeinschaft mit Jesus, nicht in heilig gestalteten Bildern, die als Formen in ihnen eine Gottähnlichkeit ausdrücken, sondern Ihm gleichsam nahend in der ersten Teilhabe am Denken Seines göttlichen Lichtes. Und weil ihnen auch die Nachahmung Gottes auf die höchste und ursprüngliche Weise gewährt ist, haben sie auch, soweit möglich, an Seiner Macht Anteil, an Seinen göttlichen und menschlichen Kräften.
Sie haben kein mannigfaltiges, schließend vorgehendes Wissen, sondern durch die erste und überragende Heiligung das erhabenste Wissen um die göttlichen Werke. Sie werden nicht von andern heiligen Wesen, sondern von Gott selbst geheiligt und in einer alles überragenden Kraft und Ordnung auf die unsichtbare Schönheit selbst hingerichtet.