§ II Die sichtbare Welt als Symbol der unsichtbaren. Zwei Gesichtspunkte der Theologie. Feuersymbol. Kraft der Nahrung
Ja, auch die ganze sichtbare Weltschöpfung ist vor das Unsichtbare Gottes hingestellt, wie es Paulus sagt, und auch die wahre Vernunft. Darum betrachten auch die Theologen das eine im Hinblick auf bürgerliche und gesetzliche Verhältnisse, das andere rein und unberührt, das eine auf menschliche und mittlere Weise, das andere überirdisch und Vollkommenheit wirkend. Und bald auf Grund der augenscheinlichen Gesetze, bald auf Grund verborgener Satzungen, wie es den ihnen unterworfenen heiligen Dingen (oder der Hl. Schrift – γράμμασι oder πράγμασι), Geistern und Seelen angemessen ist. Denn nicht eine bedeutungslose Geschichte, sondern lebenweckende Vollendung enthält ein jedes Wort, das ihnen vor allen dargeboten wird. So ziemt es sich auch für uns, entgegen der Auffassung, die das Volk davon hat, ins Innere der heiligen Symbole einzudringen, wie es den Heiligen angemessen ist, und sie nicht zu entehren, da sie Sprößlinge und Nachbildungen göttlicher Eigenschaften sind und sichtbare Bilder unsagbarer und übernatürlicher Schauspiele. Denn nicht nur die überseienden, geistigen und schlechthin göttlichen Lichter werden durch nachbildende Symbole mannigfach dargestellt, wie der überseiende Gott Feuer genannt wird und das geistige Gotteswort feurig, sondern außerdem werden auch die gottähnlichen Ordnungen der zugleich geistigen und geistig erkennbaren Engel durch mannigfaltige und vielgestaltige Formen und Feuergestalten dargestellt. Und dasselbe Bild des Feuers muß anders aufgefaßt werden, wenn es von Gott gesagt wird, der das Erkennen übersteigt, als wenn es von den geistig faßbaren Fügungen der Vorsehung oder den (hl.) Worten gebraucht wird, und wieder anders von den Engeln. Jenes muß im Sinn der Ursache verstanden werden, das andere im Sinn des Seins, das dritte im Sinn des Teilhabens; und anderes wieder anders, je nachdem ihre Schau und erkenntnismäßige Ordnung es vorschreibt. Und man darf die heiligen Symbole nicht aufs Geratewohl mischen, sondern muß sie vielmehr entsprechend den Ursachen oder dem Sein (ὑπάρξεσιν), den Kräften oder Ordnungen oder Würden entfalten, denn für dies alles gibt es erklärende Zeichen. Übrigens wollen wir, um den Brief nicht über Gebühr auszudehnen, nun zu der Untersuchung kommen, die wir uns vorgenommen haben. Und wir sagen: Jede Nahrung hat die Kraft, zur Vollendung zu führen, was sie nährt, indem sie ausfüllt, was daran unvollkommen ist und mangelt, und das Schwache zu pflegen und sein Leben zu bewahren, es zum Aufblühen zu bringen und zu erneuern, ihm das Wohlbehagen der Lebensfrische (vitales Wohlbefinden) zu geben, kurz gesagt: Mißbehagen und Unvollkommenheit zu vertreiben und ihnen Freude und Vollkommenheit zuzuführen.