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Gar manche pflegen nämlich zu behaupten: Wenn nicht milder, warmer Sonnenschein die Erde erwärmt und gewissermaßen mit seinem Strahl befruchtet, kann die Erde nicht sprossen. Und die Heiden erweisen der Sonne gerade deshalb göttliche Ehre, weil sie kraft ihrer Wärme in den Schoß der Erde dringe und deren Saaten befruchte, bezw. die vor Kälte gefrorenen Saftadern der Bäume auftauen mache. So höre denn Gott, der gleichsam also sich vernehmen läßt: Verstummen soll der Menschen Gerede in den künftigen Tagen, schwinden ihr eitles Wähnen! Bevor noch der Sonne Leuchte ersteht, soll das Gras hervorwachsen. Ihm sei der zeitliche Vorrang vor der Sonne eingeräumt. Daß kein Irrtum unter den Menschen Platz greife, sprosse die Erde, bevor sie noch der Sonne befruchtende S. 93 Strahlen aufnehmen kann. Alle sollen wissen, daß nicht die Sonne die Urheberin des Werdenden ist. Gottes Milde öffnet der Erde Schoß, Gottes Huld läßt ihre Frucht hervorbrechen. Wie soll die Sonne die Lebenspenderin der entstehenden Wesen sein, wenn diese durch die schöpferische Tat Gottes belebt und ins Dasein gesetzt wurden, bevor noch die Sonne in diesen Lebensbereich eintrat? Sie ist jünger als das junge Grün, jünger als das Gras.
