18. Cap. Wie soll man sich die vermeintliche Selbstoffenbarung des Gottes der reinen Güte denken? Sie muss doch jedenfalls des göttlichen Wesens würdig sein.
Mag er also bekannt geworden sein, wann er wollte, wann er konnte und die Schicksalsstunde dazu gekommen war. Vielleicht stand ihm der Anabibazon im Wege oder einige Hexen oder der quadratische Saturn oder der dreieckige Mars!? Denn meistens sind die Marcioniten auch Sterndeuter und schämen sich nicht, ihr Brot mit Hilfe der Sterne des Demiurgen zu verdienen. Um die Gewissheit zu erlangen, ob die Offenbarung eine wahre sei, muss hier auch über die Qualität derselben gehandelt werden, ob er auf eine würdige Weise in die Erkenntnis getreten sei, und man möge dann an seine Existenz glauben, wenn bewiesen ist, dass seine Art und Weise, sich zu offenbaren, eine würdige war. Denn nur Gottes würdige Dinge sind wirklich Beweise für Gott.
S. 151 Wir entscheiden uns so: Erst muss Gott aus der Natur erkannt, sodann mit Hilfe der Lehre genauer erfasst werden, in der Natur durch seine Werke, in der Lehre durch die Verkündigungen. Allein, wer über keine Natur zu verfügen hat, dem gehen auch die Beweisstücke aus der Natur ab. Er hätte also wenigstens durch Verkündigungen eine Offenbarung über sich geben müssen, zumal hätte er sich dem gegenüber offenbaren müssen, der sich durch beides, sowohl durch Werke der Schöpfung als durch Lehren, und zwar trotz so grosser und zahlreicher Werke doch nur mit Mühe den Glauben der Menschen sicherte. Auf welche Weise wurde er denn also geoffenbart? Soll es durch menschlichen Scharfsinn geschehen sein, so leugne ich,1 dass Gott auf andere Weise erkennbar sei als durch sich selbst, und zwar nicht bloss mit Berufung auf die Analogie des Demiurgen, sondern auch auf die Eigenschaften der göttlichen Majestät wie der menschlichen Ohnmacht. Sonst würde der Mensch am Ende mächtiger dastehen als Gott, indem er ihn, der nicht gekannt sein wollte, durch seine Macht gleichsam in die Öffentlichkeit des Bekanntwerdens herauszerrte; während es doch der menschlichen Gebrechlichkeit, wie die Erfahrungen der gesamten Vorzeit beweisen, leichter ist, sich neue Götter zu ersinnen, als dem wahren Gott, den sie schon von Natur aus kannte, anhänglich zu sein. Im übrigen aber, wenn der Mensch sich eine Gottheit ersinnt, etwa wie Romulus seinen Consus, Tatius seine Cloacina, Hostilius seinen Pavor, Metellus seinen Alburnus und ein gewisser jemand vor einiger Zeit seinen Antinous, so mag das solchen Leuten wohl freistehen. Den Marcion hingegen kennen wir als einen Schiffsreeder, aber nicht als König und nicht als Kaiser.
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Ob man liest nega oder negas, macht keinen Unterschied. Keines gibt einen dem Zusammenhang entsprechenden Sinn. Dieser fordert nego. ↩