Adversus Marcionem
Die fünf Bücher gegen Marcion. (BKV)
Bibliographic Reference
Die fünf Bücher gegen Marcion. (Adversus Marcionem) In: Tertullians sämtliche Schriften. Aus dem Lateinischen übersetzt von Karl Adam Heinrich Kellner. Köln 1882. (Translation, German)
Identifier
CPL 14
Date
3rd century
Collaborators
Roger Pearse und Rudolf Heumann
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- Die fünf Bücher gegen Marcion. (Adversus Marcionem)
- Erstes Buch
- 1. Cap. Tertullians frühere schriftstellerische Thätigkeit gegen Marcion. Dessen Heimat und Person. Sein System im allgemeinen.
- 2. Cap. Die beiden Götter Marcions, der Demiurg und der sogenannte Gott der reinen Güte.
- 3. Cap. Gott ist das höchste Gut und dieses kann nur eines sein.
- 4. Cap. Zwei höchste Güter können auch dann nicht gleichzeitig existieren, wenn man sie sich getrennt und unabhängig von einander denken wollte.
- 5. Cap. Denn es könnten dann ebenso gut mehr als zwei existieren. Zwei einander völlig gleiche höchste Wesen annehmen, hiesse nichts weiter, als unnötigerweise denselben Begriff verdoppeln, und würde hinsichtlich der ihnen schuldigen Verehrung Schwierigkeiten machen.
- 6. Cap. Zwei von einander verschiedene höchste Wesen aber können nicht nebeneinander bestehen.
- 7. Cap. Fortsetzung und Abschluss dieses Nachweises.
- 8. Cap. Der Schöpfergott und der sogenannte neue Gott der Marcioniten.
- 9. Cap. Der letztere soll allerdings eigentlich schon vorhanden gewesen, aber neu bekannt geworden sein. Dies ist undenkbar.
- 10. Cap. Gott war den Menschen allzeit bekannt aus seiner Schöpfung.
- 11. Cap. Die Vorstellung von einem unbekannten Gott führt zu Widersprüchen.
- 12. Cap. Ein unbekannter Gott könnte nur ein solcher sein, der unthätig geblieben, darum also überhaupt nicht erkennbar ist.
- 13. Cap. Die Schöpfung im grossen, wie im kleinen ist bewunderungswert und Gottes würdig, was schon die heidnische Philosophie und Religion beweisen.
- 14. Cap. Die Marcionitische Geringschätzung der geschaffenen Welt ist heuchlerisch, unwahr und lächerlich.
- 15. Cap. Nach seinen Prinzipien müsste Marcion konsequent auch den Raum und die Materie für Götter erklären.
- 16. Cap. Man kann die geschaffene Welt nicht derart teilen, dass das Sichtbare dem Demiurgen, das Unsichtbare dem guten Gott angehört.
- 17. Cap. Die blosse Offenbarung der Thatsache seines Daseins seitens Gottes ohne vorausgehendes oder gleichzeitiges Schaffen würde für den Menschen nicht genügen.
- 18. Cap. Wie soll man sich die vermeintliche Selbstoffenbarung des Gottes der reinen Güte denken? Sie muss doch jedenfalls des göttlichen Wesens würdig sein.
- 19. Cap. Von dieser vermeintlichen Offenbarung hat vor Marcion niemand etwas gewusst.
- 20. Cap. Die Marcionitische Entgegenstellung von Gesetz und Evangelium.
- 21. Cap. Die Natur der Sache und die Tradition verbieten eine derartige Gegenüberstellung.
- 22. Cap. Eine Güte Gottes, die sich nicht offenbart, kann vom Menschen auch nicht erkannt 'werden, existiert also für ihn nicht.
- 23. Cap. Wenn der bloss gute Gott die Menschen erlösen will, so greift er in eine fremde Sphäre über, da nach Marcions System die Menschen vom Demiurgen erschaffen sind.
- 24. Cap. Die Erlösung, wie sie sich in Wirklichkeit darstellt, lässt die Annahme eines bloss gütigen Gottes, der nicht auch gerecht ist, nicht zu.
- 25. Cap. Eine reine und sich teilnahmlos auf sich beschränkende Güte, nötigt eine Art Gott vorauszusetzen, wie der des Epikur. Ein solcher könnte aber auch das Erlösungswerk nicht unternehmen.
- 26. Cap. Ein solcher Gott der reinen Güte müsste schliesslich gegen die Sünde und Beleidigung seiner selbst gleichgültig sein, was unmöglich ist.
- 27. Cap. Das Urteilen über Gute und Böse würde bei ihm zum blossen Schein herabsinken.
- 28. Cap. Alle Heilsveranstaltungen und Sakramente verlieren im Marcionitischen System ihre Bedeutung.
- 29. Cap. Mit Unrecht verbietet Marcion die Ehe als etwas Unreines.
- Zweites Buch
- 1. Cap. Nachdem Marcions sog. Gott der reinen Güte beseitigt ist, bleibt kein anderer Gott mehr übrig als der Weltschöpfer, der nun ins Auge zu fassen ist.
- 2. Cap. Gott vollkommen zu erkennen, übersteigt allerdings die Fähigkeiten des Menschen, und daraus sind die Schwierigkeiten und Unvollkommenheiten solcher Erörterungen wie die gegenwärtige zu erklären.
- 3. Cap. Dass sich Gott durch geschaffene Werke offenbarte, ist an sich schon Güte. Die Güte ist eine ewige Eigenschaft Gottes.
- 4. Cap. Gottes Güte schuf zuerst einen Wohnsitz für die Menschen, dann diese selber und gab ihnen aus Güte ein Gesetz.
- 5. Cap. Die Marcioniten wenden ein, das faktische Vorhandensein des Bösen in der Welt vertrage sich nicht mit der Güte, dem Vorherwissen und der Allmacht Gottes.
- 6. Cap. Der freie Wille des Menschen in seinem Verhalten gegen Gut und Böse.
- 7. Cap. Gott konnte den Missbrauch der Willensfreiheit nicht hindern, wenn er sie dem Menschen einmal verliehen hatte.
- 8. Cap. Gott hat den Menschen zum sittlich guten Leben befähigt und bestimmt. Das folgt daraus, dass letzterer noch jetzt durch den Gebrauch seiner Willensfreiheit zu seinem Ziele gelangt.
- 9. Cap. Wie es zugeht, dass die Seele, obwohl ein Hauch und Ebenbild Gottes, doch sündigen konnte.
- 10. Cap. Die Einwirkung des Teufels beim Sündenfall des Menschen ändert an der Sache nichts, da dieser ebenfalls die Willensfreiheit besass, sondern sie gestattet Gott, seinen Erlösungsratschluss nur um so herrlicher zu entfalten.
- 11. Cap. Absurdität der marcionitischen Auffassung vom Sündenfall und dem darauf folgenden Richteramte Gottes. Gerechtigkeit ist eine Schutzwehr und notwendige Eigenschaft der Güte.
- 12. Cap. Daher sind Gerechtigkeit und Güte stets bei einander.
- 13. Cap. Die Furcht vor Gottes Gerechtigkeit fördert das Gute in der Menschenwelt.
- 14. Cap. Widerlegung eines aus Is. 45, 7 entnommenen Einwandes, die Strafen Gottes betreffend.
- 15. Cap. Warum Gott im alten Testament drohte, die Sünden der Väter an den Nachkommen zu strafen?
- 16. Cap. Wenn im alten Testament Gott zuweilen Eigenschaften und Affekte zugeschrieben werden, die der Mensch auch hat, so muss man nicht glauben, dass die mit diesen Eigenschaften verbundenenen Unvollkommenheiten, die sich beim Menschen finden, auch auf Gott zu übertragen seien. Sie sind den betreffenden Eigenschaften keineswegs wesentlich.
- 17. Cap. Güte und Strenge vertragen sich sehr gut als Eigenschaften desselben Gottes, wie denn Jehova der angeblich bloss gerechte Gott des alten Testamentes auch viele Beweise seiner Güte gegeben hat.
- 18. Cap. Über das Wiedervergeltungsrecht, die Speisegesetze und den Kultus des alten Bundes.
- 19. Cap. Einige Lehren und Aussprüche Jehovas aus dem alten Testament, worin sich seine Liebe und Güte zeigt.
- 20. Cap. Über den Diebstahl, den Jehova den Hebräern an den Ägyptern auszuüben befahl.
- 21. Cap. Über den Vorwurf, dass er selber sein eigenes Sabbatsgebot übertreten habe.
- 22. Cap. Die scheinbare Übertretung des Verbotes der Bildnisse, die in der Anbringung von Engelgestalten auf der Bundeslade liegen soll, und die Zurückweisung von Opfern der Juden, die doch geboten waren.
- 23. Cap. Ob Jehova einzelne Menschen ungleich und mit Wankelmut behandelt habe?
- 24. Cap. Wie der Ausdruck „es reuete Gott“ zu verstehen sei?
- 25. Cap. Ob die im alten Testament vorkommenden Fragen Gottes als ein Beweis seines Nichtwissens anzusehen sind?
- 26. Cap. Über das Schwören Gottes und die nach der Anbetung des Kalbes dem Volke angedrohte Vernichtung.
- 27. Cap. Über die von den Marcioniten Jehova zum Vorwurf gemachten menschlichen Schwächen.
- 28. Cap. Die Antithesen, die Marcion gegen Jehova aufgestellt hat, werden umgekehrt und gegen den Gott Marcions angewendet.
- 29. Cap. Antithesen, deren Urheber Gott ist, finden sich genug in der Schöpfung, warum nicht auch sonst?
- Drittes Buch
- 1. Cap. Gegenstand der folgenden Bücher ist die Lehre von der Person Christi. Sie ist im vorigen schon mehrfach berührt und dient ihrerseits wiederum zur Bestätigung der im vorigen festgestellten Einheit Gottes.
- 2. Cap. War Christus der Sohn und der Gesandte Gottes, so konnte er nicht urplötzlich und unvorbereitet auftreten, wie Marcion lehrt; in diesem Fall hätte er keinen Glauben bei den Menschen beanspruchen dürfen.
- 3. Cap. Ob in einem solchen Falle noch die Wunder als Beweise für Christus würden gelten können? Dieselben würden für sich allein ohne vorausgegangene Prophezeiungen auch seine Beweiskraft haben.
- 4. Cap. Wenn das System Marcions richtig ist, so hat dessen Gott der reinen Güte für sein Eingreifen jedenfalls nicht die rechte Zeit gewählt.
- 5. Cap. Zwei Vorbemerkungen über die Anwendung der hl. Schrift zu Beweisen bei der gegenwärtigen Erörterung.
- 6. Cap. Die Juden verwarfen Christum nicht deshalb, weil sie ihn als den Christus eines andern Gottes ansahen, wie Marcion die Sache drehen möchte, sondern weil sie ihn gar nicht für den von den Propheten angekündigten Christus hielten. Sie verurteilten ihn wegen Verletzung des mosaischen Gesetzes.
- 7. Cap. Die Marcioniten machen es wie die Juden und ignorieren es, dass von den Propheten neben der Ankunft Christi in Herrlichkeit, auch eine Ankunft in Niedrigkeit geweissagt worden ist.
- 8. Cap. Die Lehre Marcions über den Scheinleib Christi. Sie macht das ganze Christentum zu einem blossen Schein.
- 9. Cap. Ob die Leiber, womit die Engel erschienen, solche Scheinleiber waren und Marcion sich auf sie berufen könne?
- 10. Cap. Es ist kein Grund abzusehen, warum Gottes ein Scheinleib würdiger sein sollte als ein wirklicher.
- 11. Cap. Marcion hat zu dieser Hypothese nur gegriffen, um die wirkliche Geburt Christi zu beseitigen. Denn war Christus wirklich geboren, so konnte er kein anderer sein als der im alten Testament von den Propheten des Schöpfergottes angekündigte Christus.
- 12. Cap. Marcion wendet dagegen ein, Christus habe weder den Namen geführt, den er nach der Weissagung haben sollte, noch stimme die Art seines Auftretens zu der bei Isaias gegebenen Schilderung. Ob Christus den Namen Emmanuel verdiene?
- 13. Cap. Ob und inwiefern Christus als ein Kriegsheld und als Überwinder von Damaskus und Assyrien nach Is. Cap. 8 gelten könne.
- 14. Cap. Auch die analogen Stellen in den Psalmen sind nur figürlich und geistig gemeint.
- 15. Cap. Der Christus, den Marcion lehrt, hätte in keiner Hinsicht den Namen Christus führen dürfen.
- 16. Cap. Mit noch weniger Recht durfte er den Namen Jesus annehmen.
- 17. Cap. Das äussere Aussehen und Auftreten Christi beweist, dass er der bei Isaias verheissene Messias ist.
- 18. Cap. Über den Kreuzestod Christi. Ob derselbe im alten Testament vorher verkündet und durch Vorbilder angezeigt worden sei?
- 19. Cap. Nachweis, dass dieses der Fall sei.
- 20. Cap. Die Identität des im alten Bunde von den Propheten des Schöpfergottes geweissagten Christus mit dem unter Tiberius wirklich erschienenen folgt weiter aus Ereignissen, die sich sonst noch an dessen Erscheinung knüpfen und die ebenfalls geweissagt waren, nämlich der Verbreitung des Christentums unter allen Völkern, seiner Herrschaft über sie und seiner Abstammung von David.
- 21. Cap. In welcher Weise sich die geweissagte Bekehrung der Heiden erfüllt habe.
- 22. Cap. Auch das Wirken der Apostel, die Kirche, als die allgemeine Heilsanstalt zur Verehrung Gottes, und ihre Sakramente sind durch die Propheten des Schöpfergottes bereits angekündigt worden.
- 23. Cap. Ebenso ist das den Juden, wenn sie Christus verwerfen würden, in den Weissagungen angedrohte Schicksal eingetroffen.
- 24. Cap. Auch die Weissagungen, welche das neue himmlische Jerusalem, das Reich des Messias und die letzten Dinge überhaupt betreffen, sind keineswegs danach angethan, zur Annahme eines zweiten, noch zu erwartenden Messias zu nötigen. Es ist nur einer verheissen, der wirklich erschienen ist und das Himmelreich auf die Erde gebracht hat.
- Viertes Buch. (Extract)
- 1. Cap. Marcion hat zur Begründung seiner Lehre, das der Gott des alten Bundes ein von dem Gott des Evangeliums verschiedener sei, ein Werkchen mit dem Titel „Antithesen“ verfasst, worin er immer eine Stelle des alten je einer Stelle des neuen Testamentes gegenüberstellt, um ihre Grundverschiedenheit zu beweisen. Tertullian erwidert, dass man diese Behauptung Marcions in präskriptiver Weise mit einem Schlage widerlegen könne durch den Nachweis, dass im alten Testamente deutlich die Abschaffung des alten und die Errichtung eines neuen Bundes vorhergesagt sei, und führt diesen Nachweis. Neues aber ist, wenigstens der Art und Beschaffenheit nach, immer vom Alten verschieden.
- 2. Cap. Von den vier Evangelien will Marcion nur das verstümmelte Evangelium des Lukas, dem auch der Titel fehlt, gelten lassen, als sei es das Evangelium des hl. Paulus. Man könnte sich auch hierbei damit begnügen, gegenüber den Schriften der eigentlichen und älteren Apostel demselben einfach alle Autorität abzusprechen.
- 3. Cap. Wenn Paulus die andern Apostel nach Gal. 1, 14 tadelte, so geschah es nicht darum, weil sie sich einer Verderbnis des Evangeliums schuldig gemacht hatten, sondern wegen ganz anderer Ursachen. Das angebliche echte Evangelium des Marcion verliert damit seine historische Basis und steht als Fälschung da.
- 4. Cap. Wenn Marcion sein Evangelium für das rechte und echte Lukas-Evangelium ausgibt und den gewöhnlichen Text als gefälscht bezeichnet, so entscheidet darüber das Zeitverhältnis. Nun hat man aber vor dem Abfall des Marcion von der Kirche von dieser kritischen Streitfrage über die beiden Texte des Lukas-Evangeliums gar nichts gewusst, also nur einen gekannt, und das war offenbar nicht der Text Marcions.
- 5. Cap. Die Frage über die Echtheit der Evangelien überhaupt wird durch das Zeugnis der von den Aposteln gegründeten Kirchen entschieden, die wissen mussten, ob eine Schrift von einem Apostel herrühre oder nicht. Die Richtigkeit der betreffenden Tradition wird durch die ununterbrochene rechtmässige Succession der Bischöfe bezeugt. Auf diese Weise aber lässt sich ebensowohl die Apostolizität der drei anderen Evangelien und der Apokalypse als die desLukas-Evangeliums darthun.
- 6. Cap. Klarstellung des Gegenstandes und der Methode des nun folgenden Nachweises, dass der zur Zeit des Tiberius erschienene Christus der vom Schöpfergott im alten Testamente verheissene Messias sei und nicht, wie Marcion behauptet, der Christus des andern Gottes der reinen Güte. Dies ergibt sich sogar aus den Teilen der hl. Schrift, welche Marcion als echt und unverfälscht gelten lässt und beibehalten hat.
- Erstes Buch