1. Cap. Gegenstand der folgenden Bücher ist die Lehre von der Person Christi. Sie ist im vorigen schon mehrfach berührt und dient ihrerseits wiederum zur Bestätigung der im vorigen festgestellten Einheit Gottes.
S. 214 Nach den übrig gebliebenen Spuren des verloren gegangenen früheren Werkes, mit dessen Wiederherstellung wir fortfahren, käme nun bereits die Lehre über Christus an die Reihe, obwohl sie eigentlich überflüssig, nachdem die Verteidigung der Einheit und Einzigkeit Gottes durchgeführt ist. Denn wenn ausgemacht ist, dass man neben dem Schöpfergott keinen andern Gott annehmen dürfe, so ist damit auch schon hinreichend festgestellt, dass er nicht für den Christus eines andern Gottes als des Schöpfergottes anzusehen sei. Ihn wird also auch Christus gepredigt, ihn werden darnach auch die Apostel nicht für den Christus eines andern Gottes ausgegeben haben, als für den Christus des Gottes, den jener selbst gepredigt hat, d. h. des Schöpfergottes, so dass also, bevor Marcion dieses Ärgernis angerichtet, von gar keinem andern Gott, und daher auch von gar keinem andern Christus die Erde gewesen ist. Das ist sehr leicht zu beweisen durch Herzählung der Kirchen, der apostolischen wie der häretischen, nämlich dass man auf Verfälschung der Glaubensregel erkennen müsse bei dem, was das später auftretende ist.1 Das habe ich auch im ersten Buche einfliessen lassen.2 Aber auch jetzt wird diese Polemik, die sich mit Untersuchungen über Christus allein beschäftigen soll, jedenfalls die Tragweite haben, mit dem Gott des Marcion gänzlich aufzuräumen, indem wir beweisen, dass Christus dem Schöpfergotte angehört habe. Es geziemt sich für die Wahrheit, von allen ihren Kräften vollen Gebrauch zu machen, nicht bloss halben. Im übrigen aber behauptet sie ja durch das abgekürzte Präscriptions-Verfahren den Sieg. Doch es ist unser Entschluss, unserem Gegner überall mit Siegesgewissheit entgegenzutreten, da er so toll ist, lieber anzunehmen, es sei ein Christus erschienen, der niemals angekündigt wurde, als an dem, welcher beständig gepredigt worden war, zu glauben.