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[Forts. v. S. 301 ] Mit diesen Mysterien nährt Christus seine Kirche, daraus schöpft die Seelensubstanz ihre Kraft. Und mit Recht jubelt er ihr zu, da er sie in der Fülle des Gnadenfortschrittes schaut: „Wie herrlich sind deine Brüste, meine Schwester Braut! Wie herrlich sind sie geworden vom Weine! Und der Duft deiner Kleider übertrifft alle Gewürze. Träufelnder Honigseim sind deine Lippen, o Braut, Honig und Milch unter deiner Zunge, und der Duft deiner Kleider gleich dem Dufte des Libanon. Ein verschlossener Garten bist du, meine Schwester Braut, ein verschlossener Garten, eine versiegelte Quelle“1. Versiegelt, das will er damit andeuten, muß das Geheimnis in dir bleiben: nicht darf es durch einen schlechten Lebenswandel und durch Entweihung der Keuschheit verletzt, nicht Unberufenen mitgeteilt, nicht durch Altweiberklatsch in die Kreise der Ungläubigen ausgestreut werden. Treu also muß deines Glaubens Hut sein, daß die Unversehrtheit deines Lebens und deines Schweigens rein bewahrt bleibe.
Hohes Lied 4, 10—12. ↩
