Text.
Den heiligsten und von Gott geliebtesten Brüdern und Mitbischöfen Sixtus, Cyrillus und Maximianus (entbieten) Johannes und alle meine übrigen Genossen Gruß im Herrn.
1. Alle, welche zur Bischofswürde berufen worden, denen das göttliche Bischofsamt von Christus, dem Erlöser von uns allen, anvertraut wurde, müssen das Streben und die Absicht haben, im rechten Glauben ausgezeichnet zu sein und die ihnen unterworfenen Völker in demselben zu unterrichten. Deßhalb versammelte sich im abgelaufenen Jahre 1 auf Befehl der frömmsten und Christus liebenden Kaiser wegen der Lehre des Nestorius in der Metropole Ephesus die heilige Synode der von Gott geliebten Bischöfe, welche in Übereinstimmung mit den von Cölestinus seligen Andenkens, weiland Bischof von Rom, gesandten Legaten den besagten Nestorius absetzten und ausschloßen, weil er sich unheiliger Lehre bediente, Vielen zum Ärgernisse war und in Betreff des Glaubens nicht recht wandelte. Als jedoch auch wir dahin geeilt waren und die Sache schon abgemacht fanden, waren wir hierüber unzufrieden. Nachdem aus dieser Ursache ein Zwist zwischen uns und der hl. Synode entstanden und Vieles hin und her gesprochen und geschehen war, kehrten wir in unsere Kirchen und Städte zurück und stimmten während dieser Zeit insoweit der hl. Synode nicht bei, daß wir die gegen S. 548 Nestorius ausgesprochene Sentenz der Absetzung nicht unterschrieben.
2. Da die Kirchen in arge Zwietracht gerathen waren, während doch Alle hauptsächlich darauf denken mußten, wie sie unter Entfernung aller Meinungsverschiedenheiten wieder zur Eintracht gelangen könnten, die gottesfürchtigen und gottliebenden Kaiser Dieß verlangten und zu diesem Zwecke den hochgeehrten Tribun und Notar Aristolaus absandten, so beschloßen auch wir, damit aller Streit beseitigt und den Kirchen Gottes der Friede wieder gegeben werde, dem gegen Nestorius gefällten Urtheile der heiligen Synode zuzustimmen, ihn als abgesetzt anzuerkennen und seine berüchtigten Lehren zu anathematisiren, da unsere Kirchen ebenso wie euere Heiligkeit stets den rechten und reinen Glauben gehabt, ihn stets bewahrt und den Völkern überliefert haben. Wir stimmen auch der Ordination des heiligsten und gottesfürchtigsten Bischofs Maximianus von Constantinopel bei und halten Gemeinschaft mit allen gottesfürchtigen Bischöfen des ganzen Erdkreifes, welche den orthodoxen und reinen Glauben haben und festhalten.
Versteht man hierunter das zunächst abgelaufene Jahr, wie Hefele (II. S. 267), so gehört unser Brief dem J. 432 an, da die Synode zu Ephesus am 23. Juni 431 zuerst zusammentrat. ↩
