XL. Kapitel: In welchem Verhältnis Wort und Tat bei dem Prediger stehen müssen
Aber hierbei müssen wir aus Liebeseifer wieder auf das zurückkommen, was wir schon früher gesagt haben, daß nämlich der Prediger mehr durch seine Werke als durch seine Worte zum Volke sprechen soll; er muß nämlich vor allem denen, die ihm nachfolgen sollen, durch sein Leben Fußtapfen hinterlassen und darf ihnen nicht bloß mit Worten sagen, wohin sie zu gehen haben. Denn auch der Hahn, den der Herr in seiner Rede gebraucht, um das Bild eines guten Predigers zu zeichnen, schüttelt zuerst die Flügel, wenn er seinen Ruf ertönen lassen will, und schlägt sich selbst, um seine Wachsamkeit zu erhöhen. Denn es müssen diejenigen, welche durch die Worte heiliger Predigt wirken wollen, zuerst selbst durch Eifer in guten Werken wach sein, damit sie nicht mit Worten andere wecken, während sie selbst in ihren Werken schlafen. Zuerst müssen sie selbst zu erhabenen Handlungen die Flügel regen und dann erst andere zu einem guten Leben aneifern. Zuerst sollen sie mit den Flügeln ihrer Gedanken sich selbst schlagen; was in ihnen träg und unnütz ist, durch sorgfältige Erforschung erkennen, durch strenge Buße sühnen und dann erst mit ihrer Rede in das Leben anderer ordnend eingreifen. Zuerst sollen sie ihre eigenen Fehler mit Tränen zu büßen suchen und dann erst verkündigen, was an andern strafbar ist; und noch ehe sie die Worte ihrer Ermahnung erschallen lassen, sollen sie alles, was sie sagen wollen, schon durch ihre Werke verkünden. S. 264