1. Cap. Gegenstand der Schrift ist der menschliche Leib Christi. Dieses Dogma hängt mit anderen zusammen und wird von den Häretikern zum Teil nur deshalb geleugnet, weil ihnen die damit zusammenhängenden Dogmen nicht zusagen.
S. 380 Diejenigen, welche den Glauben an die Auferstehung, einen Glauben, der bis auf die Zeit der gegenwärtigen Geistesverwandten der Sadduzäer unangefochten geblieben ist, wankend zu machen suchen, indem sie leugnen, dass besagte Hoffnung auch dem Fleische gelte, die zerren natürlich auch die Leiblichkeit Christi auf dem Kampfplatze ihrer Kontroversen auseinander. Sie soll dann entweder gar keine oder doch eine andere als die menschliche gewesen sein, letzteres, damit nicht, wenn es sich ergeben sollte, dass sie doch eine menschliche gewesen, dadurch gegen sie das Präjudiz ausgesprochen sei: Was bei Christus auferstanden ist, wird in jedem Falle der Auferstehung teilhaftig.
Auf derselben Basis also, von der aus jene die Hoffnungen des Leibes zerstören, müssen wir sie verbollwerken. Untersuchen wir die Substanz des Leibes des Herrn, — in betreff seiner geistigen nämlich ist die Sache ausgemacht. Es handelt sich um seinen Leib; die Wirklichkeit und Beschaffenheit desselben bildet den Gegenstand unserer Verhandlung, ob er einen hatte, woher er ihn hatte und wie er beschaffen war. Das Resultat davon wird uns zugleich über unsere Auferstehung Aufschluss geben.
Um die Leiblichkeit Christi leugnen zu können, leugnete Marcion auch dessen Geburt, oder um die Geburt leugnen zu können, leugnete er auch seine Leiblichkeit, in der Absicht nämlich, damit beides nicht gegenseitig Zeugnis für einander ablege, die Geburt für das Fleisch und umgekehrt. Denn ein Geborenwerden ohne Leiblichkeit ist ebenso wenig denkbar als eine Leiblichkeit ohne Geborensein. Und doch hätte er mit derselben häretischen Willkür können die Leiblichkeit zulassen, die Geburt dagegen leugnen, wie es sein Schüler und nachmaliger Gegner Apelles gemacht hat. Er konnte ferner ebenso leicht sogar beides, die Leiblichkeit und die Geburt, zugeben und doch beides anders bestimmen, wie sein Mitschüler und ebenfalls nachmaliger Gegner es gemacht hat, Valentinus. Wer die Theorie von einem Scheinleibe Christi in Schwang brachte, der konnte sogar geradeso leicht eine Scheingeburt ersinnen; dann wäre auch die Empfängnis, die Schwangerschaft und das Gebären der Jungfrau sowie der darauf folgende Verlauf der Kindheit für Schein gehalten worden. Diese Dinge hätten ja nur dieselben Augen und dieselben Sinne getäuscht, welche durch die falsche Vorstellung von einer Leiblichkeit betrogen wurden.