Edition
Masquer
De corona militis
VII
[1] Proinde coronarii isti agnoscant interim naturae auctoritatem communis sapientiae nomine, qua homines, sed propriae religionis pignore, qua Deum naturae de proximo colentes, atque ita uelut ex abundanti ceteras quoque rationes dispiciant, quae nostro priuatim capiti coronamentis, et quidem omnibus interdicunt. [2] Nam et urguemur a communione naturalis disciplinae conuerti ad proprietatem christianam totam iam defendendam per ceteras quoque species coronarum, quae aliis usibus prospectae uidentur ut aliis substantiis structae, ne, quia non ex floribus constant, quorum usum natura signauit, ut ipsa haec laurea militaris, non credantur admittere sectae interdictionem quia euaserint naturae praescriptionem. Video igitur et curiosius et plenius agendum ab originibus usque ad profectus et excessus rei. [3] Litterae ad hoc saeculares necessariae. De suis enim instrumentis saecularia probari necesse est. Quantulas attigi, credo, sufficient. Si fuit aliqua Pandora, quam primam feminarum memorat Hesiodus, hoc primum caput coronatum est a Charitibus, cum ab omnibus muneraretur, unde Pandora. Nobis uero Moyses, propheticus, non poeticus pastor, principem feminam Euam facilius pudenda foliis quam tempora floribus incinctam describit. Nulla ergo Pandora. Sed ut de mendacio erubescenda est coronae origo, iam nunc et de ueritatibus suis. [4] Certe enim ceteros fuisse constat auctores rei uel illuminatores. Saturnum Pherecydes ante omnes refert coronatum, Iouem Diodorus post deuictos Titanas hoc munere a ceteris honoratum. Dat et Priapo taenias idem, et Ariadnae sertum ex auro et Indicis gemmis, Vulcani opus, ac post Liberi munus, postea sidus. Iunoni uitem Callimachus induxit. Ita et Argi signum eius palmite redimitum, subiecto pedibus corio leonino, insultantem ostentat nouercam de exuuiis utriusque priuigni. Hercules nunc populum capite praefert, nunc oleastrum, nunc apium. [5] Habes tragoediam Cerberi, habes Pindarum atque Callimachum, qui et Apollinem memorat interfecto Delphico dracone lauream induisse, qua supplicem. Erant enim supplices coronati apud ueteres. Liberum, eundem apud Aegyptios Osirim, Harpocration industria ederatum argumentatur, quod ederae naturae sit cerebrum ab heluco defensare. Sed et alias Liberum principem coronae, plane laureae in qua ex Indis triumphauit, etiam uulgus agnoscit, cum dies in illum sollemnes Magnam appellat Coronam. [6] Si et Leonis Aegyptii scripta euoluas, prima Isis repertas spicas capite circumtulit, rem magis uentris. Plura quaerentibus omnia exhibebit praestantissimus in hac quoque materia commentator Claudius Saturninus. [7] Nam est illic de coronis liber, et origines et causas et species et sollemnitates earum ita edisserens ut nullam gratiam floris, nullam laetitiam frondis, nullum caespitem aut palmitem non alicuius capiti inuenias consecratum: quo satis instruamur quam alienum iudicare debeamus coronati capitis institutionem ab eis prolatam et in eorum deinceps honorem dispensatam, quos saeculum deos credidit. [8] Si enim mendacium diuinitatis diabolus operatur, in hac etiam specie a primordio mendax, sine dubio et eos ipse prospexerat, in quibus id mendacium diuinitatis ageretur. Quale igitur habendum est apud homines Dei ueri quod agentibus candidatis diaboli introductum et ipsis a primordio dicatum est, quoque iam tunc idolis latriae initiabantur ab idolis et in idolis adhuc uiuis? non quasi aliquid sit idolum, sed quoniam, quae idolis ab aliis fiunt ad daemonas pertinent. [9] Porro si quae alii idolis faciunt ad daemonas pertinent, quanto magis quod ipsa sibi idola fecerunt, cum aduiuerent? Ipsi scilicet sibi procurauerunt daemones, per eos in quibus esurierant ante quod procurauerunt.
Traduction
Masquer
Vom Kranze des Soldaten (BKV)
7. Kap. Die Sitte, sich Kränze aufs Haupt zu setzen, ist heidnischen Ursprunges und spezifisch heidnisch.
Deshalb sollten jene Kränzler1 vorläufig die Autorität der Natur als der allgemeinen Weisheit, insofern sie Menschen sind, gelten lassen, sowie auch die hohen Unterpfänder der eigenen Religion, insofern sie den Gott der Natur gleichsam als Kinder verehren2, und demgemäß auch die sonstigen Gründe gleichsam zum Überfluß erkennen, um derentwillen von unsern Häuptern auf Grund einer besonderen Verpflichtung3 Kränze, und zwar alle Kränze fernbleiben sollen. Denn wir sehen uns gedrängt, von den allen gemeinsamen Lehren der Natur uns zu den besonderen christlichen zu wenden, um diese nunmehr in ihrer ganzen Ausdehnung zu verteidigen, auch in Bezug auf die übrigen Arten von Kränzen, welche, weil aus andern Stoffen gefertigt, für andere Zwecke bestimmt scheinen, damit man nicht glaube, weil sie, wie eben auch dieser lorbeerene Soldatenkranz, nicht aus Blumen, deren Bestimmung die Natur deutlich bezeichnet hat, bestehen4, erstrecke sich das in unserer Genossenschaft geltende Verbot nicht auch auf sie, weil sie über den Kreis der Einsprachen S. 244der Natur hinauslägen. Ich sehe, daß ich noch sorgsamer und genauer darüber handeln muß, von den Ursprüngen der Sache bis zur weiteren Entwicklung und Vollendung. Zu diesem Zwecke ist die Herbeiziehung der Profanliteratur nicht zu umgehen. Denn man muß profane Dinge auch aus ihren eigenen Urkunden erweisen. So weniges ich auch daraus berührt habe, es wird genügen.
Wenn es wirklich eine Pandora gegeben hat - nach dem Berichte des Hesiodus soll sie das erste Weib gewesen sein -, so war ihr Haupt das erste, welches, als sie von allen beschenkt wurde, woher auch der Name Pandora, von den Huldgöttinnen mit einem Kranze bedacht wurde. Uns aber nennt Moses - kein dichterischer Hirt, sondern ein prophetischer - als erstes Weib die Eva, und schildert sie als eine, die sich nicht die Schläfen mit Blumen, sondern die Schamteile mit Laub umgürtete. Es ist also nichts mit der Pandora. Dem Ursprunge der Kränze gereicht auch seine Fabelhaftigkeit zum Vorwurf. Indes, jetzt über das, was von ihm5 in Wahrheit gilt. Denn es ist gewiß, daß Gewisse, über die wir gewiß sind6, die Urheber und Pfleger dieser Sache gewesen sind.
Saturn sei zuerst von allen bekränzt worden, berichtet Pherecydes, und Diodorus, Jupiter sei nach der Besiegung der Titanen mit dieser Aufmerksamkeit von den andern beehrt worden. Letzterer schreibt auch dem Priapus die Kopfbinden zu und der Ariadne ein Geflecht aus Gold und indischen Edelsteinen, ein Werk des Vulkan, dann ein Geschenk des Bacchus, zuletzt ein Gestirn. Der Juno hat Callimachus eine Weinranke umgelegt. Ihr mit einer Weinrebe umwundenes Symbol S. 245zu Argos und die unter ihren Füßen ausgebreitete Löwenhaut gibt dem Beschauer zu verstehen, daß die Stiefmutter über ihre beiden Stiefsöhne triumphiere7. Herkules ist bald mit einem Pappelzweig um den Kopf zu sehen, bald mit einem Ölzweig, bald mit Eppich. Du kennst die Tragödie von Cerberus; du kennst den Pindar, nach dessen Bericht sich Apollo, als er den Drachen Delphys getötet, einen Lorbeerkranz aufgesetzt haben soll, als Zeichen der Sühne; denn es bekränzten sich bei den Alten auch die Büßenden. Bacchus, bei den Ägyptern derselbe mit Osiris, ist, wie Harpocration berichtet, absichtlich mit Efeu versehen, weil es die Natur des Efeu sei, das Gehirn vom Katzenjammer zu befreien. Auch sonst ist Liber selbst dem Volke als der Fürst im Lorbeerkranze bekannt, mit welchem er triumphierend aus Indien heimkehrte; denn es nennt die für ihn bestimmten Festtage „Magna corona“. Und wenn du die Bücher des Ägyptiers Leo aufschlägst, so findest du da, daß Isis die erste war, welche die gefundenen Ähren, die eher für den Magen gehört hätten, um den Kopf gewunden trug.
Wer noch nach mehr verlangt, dem wird es Claudius Saturninus8 bieten, auch in dieser Materie ein ganz vortrefflicher Berichterstatter. Denn seine Schrift „über die Kränze“ gibt über deren Entstehung, Ursachen, Arten und festlichen Gebrauch in einer Weise Auskunft, daß man sieht, jede liebliche Blume, jedes freundliche Laubesgrün, jede Grasart und Ranke sei irgendeinem Haupte geheiligt, woraus zur Genüge zu erkennen ist, wie sehr wir den Gebrauch, den Kopf zu bekränzen, von uns fernhalten müssen, da er von denen, welche die heidnische Welt für Götter hält, angeregt und in der Folge zu ihrer Verehrung angewendet worden ist. Denn, wenn der Teufel ein Trugbild der Gottheit hervorbringt, so ist er, der Betrüger von Anbeginn, dies ohne Zweifel auch in dieser Beziehung, und er hat wohlweislich S. 246auch die Personen besorgt, an denen dieses Trugbild der Gottheit sich darstellen sollte. Wofür sollen also Menschen, die dem wahren Gott angehören, dasjenige halten, was auf Betreiben der Zöglinge9 des Teufels eingeführt, ihnen von Anfang an geweiht und schon damals von den Idolen als zur Idololatrie dienlich ausersehen wurde, und zwar, als die Idole noch lebten? Nicht als ob das Idol etwas wäre, sondern weil sich das, was ein dritter den Idolen erweist, auf die Dämonen bezieht10. Ferner, wenn das, was ein dritter den Idolen erweist, sich auf die Dämonen bezieht, um wieviel mehr erst das, was die Idole an sich selbst taten, da sie noch lebten! Dies wußten die Dämonen sich nämlich selber durch die zu verschaffen, in deren Person sie vorher nach dem gelechzt hatten, was sie sich verschafften.
-
coronarii isti sind die (cap. 1) vel maxime Christiani laureati, diejenigen, welche das tragen der Kränze für erlaubt hielten. ↩
-
deum naturae de proximo colentes, auf Grund jener Gotteserkenntnis, welche sie durch die göttliche Offenbarung besitzen. Diese ist eine „auf Grund des Familienrechtes“ gegenüber der „auf Grund des Naturrechtes“. Vgl. de spect. 2; adv. Marc. IV, 25. Pignora propriae religionis wird von Oehler (I. 430) falsch als „auctoritas naturae“ gedeutet. Gemeint sind alle Unterpfänder der christlichen Religion, wodurch wir nicht bloß Menschen, sondern Christen und Kinder Gottes, nicht bloß durch die Schöpfung, sondern von Gott durch die Offenbarung belehrt sind. ↩
-
privatim darf nicht übersetzt werden „auch im Privatleben“; es steht gleich peculariter, speciatim und drückt die besondere Verpflichtung aus, die die Christen (aostro privatim capiti) auf Grund ihrer höheren Gotteserkenntnis haben, welche die natürliche bestätigt und vervollkommnet, sie zu einer cognitio abundans (deshalb velut ex abundanti) macht. ↩
-
sondern aus Blättern. ↩
-
dem Ursprung. ↩
-
Die Handschriften bieten ceteros, womit nichts anzufangen ist. Von den vorgeschlagenen Emendationen hilft keine dem Schaden ab, weder caecos, noch veteres noch Graecos, auch nicht das von Kellner vermutete caelestes. Ursinus emendierte: Certe enim certos fuisse constat. Certe... Certos ist dann ein Wortspiel, und „certos“ bezeichnet Gewisse, die uns (den Christen) wohl bekannt sind. T. denkt sicher an die Dämonen, wie die folgenden Ausführungen beweisen. ↩
-
über Bacchus und Herkules. ↩
-
Claudius Saturninus war ein juristischer Schriftsteller des dritten Jahrhunderts. Teuffel Gesch. d. röm. Lit. 360, 7. ↩
-
Nach der Lesart von Hildebrand: agentibus candidatis. ↩
-
Vgl. 1 Kor. 10,19 f. ↩