Edition
Masquer
Confessiones
Caput 1
Deus meus, recorder in gratiarum actione tibi, et confitear misericordias tuas super me. perfundantur ossa mea dilectione tua, et dicant: Domine, quis similis tibi? dirrupisti vincula mea: sacrificem tibi sacrificium laudis. quomodo dirrupisti ea, narrabo, et dicent omnes, qui adorant te, cum audient haec: Benedictus dominus in caelo et in terra; magnum et mirabile nomen eius. inhaeserant praecordiis meis verba tua, et undique circumvallabar abs te. de vita tua aeterna certus eram, quamvis eam in aenigmate et quasi per speculum videram; dubitatio tamen omnis de incorruptibili substantia, quod ab illa esset omnis substantia, ablata mihi erat, nec certior de te, sed stabilior in te esse cupiebam. de mea vero temporali vita nutabant omnia, et mundandum erat cor a fermento veteri; et placebat via, ipse salvator, et ire per eius angustias adhuc pigebat. et inmisisti in mentem meam, visumque est bonum in conspectu meo, pergere ad Simplicianum, qui mihi bonus apparebat servus tuus, et lucebat in eo gratia tua. audieram etiam, quod a iuventute sua devotissime tibi viveret; iam vero tunc senuerat; et longa aetate in tam bono studio sectandae viae tuae multa expertus, multa edoctus mihi videbatur: et vere sic erat. unde mihi ut proferret volebam conferenti secum aestus meos, quis esset aptus modus sic affecto, ut ego eram, ad ambulandum in via tua. Videbam enim plenam ecclesiam, et alius sic ibat, alius autem sic. mihi autem displicebat, quod agebam in saeculo, et oneri mihi erat valde, non iam inflammantibus cupiditatibus, ut solebant, spe honoris et pecuniae ad tolerandam illam servitutem tam gravem. iam enim me illa non delectabant, prae dulcedine tua et decore domus tuae, quam dilexi; sed adhuc tenaciter alligabar ex femina, nec me prohibebat apostolus coniugari, quamvis exhortaretur ad melius, maxime volens omnes homines sic esse, ut ipse erat. sed ego infirmior eligebam molliorem locum; et propter hoc unum volvebar in ceteris, languidus et tabescens curis marcidis, quod et in aliis rebus, quas nolebam pati, congruere cogebar vitae coniugali, cui deditus obstringebar. audieram ex ore veritatis esse spadones, qui se ipsos absciderunt propter regnum caelorum; sed, qui potest, inquit, capere, capiat. vani sunt certe omnes homines, quibus non inest dei scientia, nec de his, quae videntur bona, potuerunt invenire eum, qui est. at ego iam non eram in illa vanitate; transcenderam eam, et contestante universa creatura, inveneram te creatorem nostrum, et verbum tuum apud te deum, tecumque unum deum, per quod creasti omnia. et est aliud genus inpiorum, qui cognoscentes deum non sicut deum glorificaverunt aut gratias egerunt. in hoc quoque incideram, et dextera tua suscepit me et inde ablatum posuisti, ubi convalescerem, quia dixisti homini: Ecce pietas est sapientia, et: Noli velle videri sapiens, quoniam dicentes se esse sapientes stulti facti sunt. et inveneram iam bonam margaritam, et venditis omnibus, quae haberem, emenda erat, et dubitabam.
Traduction
Masquer
Bekenntnisse
1. In dem Verlangen, sein Leben zu bessern, beschließt er, den Simplicianus zu besuchen.
S. 159 Inhaltsübersicht.
Augustinus kommt zum wichtigsten Abschnitte seines Lebens, zu seinem zweiunddreißigsten Lebensjahre; in diesem erfährt er bei einer Beratung mit Simplicianus die Bekehrungsgeschickte des Victorinus und lernt aus des Ponticianus Erzählung das Leben des ägyptischen Einsiedlers Antonius kennen. Die Folge von dem Gehörten ist ein heftiger Kampf zwischen Geist und Fleisch, während dessen er auf das Geheiß, wie er annimmt, übernatürlichen Stimme in den Briefen des Apostels Paulus liest und daraufhin sich ganz und völlig zu Gott bekehrt.
Mein Gott, laß mich voll Dankes gegen dich deiner Erbarmungen gedenken und sie dir bekennen! Mögen meine Gebeine durchdrungen werden von der Liebe zu dir und sprechen „Herr, wer ist dir ähnlich?“1 „Du hast meine Fesseln zerrissen; laß mich dir darbringen ein Opfer des Lobes!“2 Wie du sie zerrissen hast, will ich nun erzählen, und alle, die dich anbeten, werden, wenn sie es hören, sagen "Gepriesen sei der Herr im Himmel und auf Erden; groß und wunderbar ist sein Name". Deine Worte hafteten in meinem Herzen, und von allen Seiten bestürmtest du mich. Deines ewigen Lebens war ich gewiß, obgleich ich es auch nur „rätselhaft und wie durch einen Spiegel“3 sah; dennoch war mir aller Zweifel an einer unvergänglichen Substanz benommen, ebenso wie der, daß von dieser alle anderen Dinge S. 160 ihren Ursprung haben. Ich verlangte nicht nach größerer Sicherheit über dich, sondern nach festerer Beständigkeit in dir. Aber in meinem zeitlichen Leben schwankte noch alles, und mein Herz mußte noch vom alten Sauerteig gereinigt werden; zwar gefiel ihm der Weg, der Heiland selbst, aber den Weg zu gehen, widerstrebte ihm noch, da er so eng ist. Da gabst du mir in den Sinn, und es schien mir gut in meinen Augen, zu Simplicianus zu gehen, den ich als deinen guten Knecht kannte, an dem deine Gnade offenbar geworden. Ich hatte auch gehört, daß er von seiner Jugend an in aller Frömmigkeit dir lebte; nunmehr aber war er bereits ein Greis geworden, und in den langen Jahren, da er mit größtem Eifer auf deinen Pfaden gewandelt war, mußte er offenbar viele Erfahrungen und viele Lehren gesammelt haben. So war es in der Tat. Daher verlangte es mich, mit ihm über die Stürme in meinem Innern zu sprechen, damit er mir angebe, auf welche Weise ich bei meiner damaligen Gemütsverfassung am besten auf deinem Wege wandeln könne.
Ich sah nämlich deine Kirche voll von Menschen, von denen der eine diesen, der andere jenen Weg ging. Mir aber mißfiel, daß ich noch nach dem Sinne der Welt lebte, und wie eine schwere Last drückte es mich, da mich nicht mehr wie früher leidenschaftliche Begierde nach Ehre und Reichtum anstachelten, solch schweres Joch zu ertragen. Denn dergleichen reizte mich nicht mehr im Vergleiche zu deiner Süßigkeit und „der Zierde deines Hauses, das ich liebgewonnen“4, aber noch immer hielt mich die Leidenschaft zum Weibe gefesselt. Zwar verbot mir der Apostel das eheliche Leben nicht, wiewohl er zu Besserem mahnte, weil er dringend wünschte, alle Menschen möchten so sein wie er. Aber ich, allzuschwach, wählte ein weichlicheres Dasein, und um dieses einen willen wand ich mich auch in allem übrigen hin und her, matt und verzehrt von entnervenden Sorgen; denn dann mußte ich mich auch in andere Dinge, von denen ich nichts wissen wollte, um des ehelichen Lebens willen, dem ich mich ergeben und S. 161 zu dem ich mich verpflichtet hatte, schicken. Aus dem Munde der Wahrheit hatte ich gehört, „es gebe Verschnittene, die sich selbst verstümmelt haben, um das Himmelreich zu erlangen“5; aber sie sagt auch: „Wer es fassen kann, der fasse es!“6 „Eitel freilich sind alle Menschen, welchen die Erkenntnis Gottes nicht innewohnt und die aus dem erschaffenen Guten, das sie sehen, den nicht finden, der da ist“7. Allein ich war bereits in dieser Torheit nicht mehr befangen; ich hatte sie überwunden und durch das Zeugnis deiner gesamten Schöpfung dich, unseren Schöpfer, und dein Wort gefunden, das bei dir Gott ist und mit dir Gott ist und durch das du alles erschaffen hast. Es gibt auch eine andere Klasse von Gottlosen, die „zwar Gott erkennen, ihn aber nicht als Gott verehren noch ihm Dank sagen“8. Unter diese war auch ich gefallen, „aber deine Rechte hat mich erfaßt“9: du hast mich von ihnen hinweggezogen und dahin gebracht, wo ich gesund werden konnte. Denn du hast dem Menschen gesagt: „Siehe, die Gottesfurcht ist Weisheit“10 und: „Strebe nicht danach, für weise gehalten zu werden“11, denn: „Die sich für weise halten, sie sind zu Toren geworden“12. So hatte ich bereits die kostbare Perle gefunden; ich sollte alles verkaufen, was ich hatte, um sie einzukaufen, und ich trug noch Bedenken!