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The Enchiridion
Chapter 78.--What Sins are Trivial and What Heinous is a Matter for God's Judgment.
Now, what sins are trivial and what heinous is not a matter to be decided by man's judgment, but by the judgment of God. For it is plain that the apostles themselves have given an indulgence in the case of certain sins: take, for example, what the Apostle Paul says to those who are married: "Defraud ye not one the other, except it be with consent for a time, that ye may give yourselves to fasting and prayer: and come together again, that Satan tempt you not for your incontinency." 1 Now it is possible that it might not have been considered a sin to have intercourse with a spouse, not with a view to the procreation of children, which is the great blessing of marriage, but for the sake of carnal pleasure, and to save the incontinent from being led by their weakness into the deadly sin of fornication, or adultery, or another form of uncleanness which it is shameful even to name, and into which it is possible that they might be drawn by lust under the temptation of Satan. It is possible, I say, that this might not have been considered a sin, had the apostle not added: "But I speak this by permission, and not of commandment." 2 Who, then, can deny that it is a sin, when confessedly it is only by apostolic authority that permission is granted to those who do it? Another case of the same kind is where he says: "Dare any of you, having a matter against another, go to law before the unjust, and not before the saints?" 3 And shortly afterwards: "If then ye have judgments of things pertaining to this life, set them to judge who are least esteemed in the Church. I speak to your shame. Is it so, that there is not a wise man among you? no, not one that shall be able to judge between his brethren? But brother goeth to law with brother, and that before the unbelievers." 4 Now it might have been supposed in this case that it is not a sin to have a quarrel with another, that the only sin is in wishing to have it adjudicated upon outside the Church, had not the apostle immediately added: "Now therefore there is utterly a fault among you, because ye go to law with one another." 5 And lest any one should excuse himself by saying that he had a just cause, and was suffering wrong, and that he only wished the sentence of the judges to remove his wrong, the apostle immediately anticipates such thoughts and excuses, and says: "Why do ye not rather take wrong? Why do ye not rather suffer yourselves to be defrauded?" Thus bringing us back to our Lord's saying, "If any man will sue thee at the law, and take away thy coat, let him have thy cloak also;" 6 and again, "Of him that taketh away thy goods, ask them not again." 7 Therefore our Lord has forbidden His followers to go to law with other men about worldly affairs. And carrying out this principle, the apostle here declares that to do so is "altogether a fault." But when, notwithstanding, he grants his permission to have such cases between brethren decided in the Church, other brethren adjudicating, and only sternly forbids them to be carried outside the Church, it is manifest that here again an indulgence is extended to the infirmities of the weak. It is in view, then, of these sins, and others of the same sort, and of others again more trifling still, which consist of offenses in words and thought (as the Apostle James confesses, "In many things we offend all" 8 ), that we need to pray every day and often to the Lord, saying, "Forgive us our debts," and to add in truth and sincerity, "as we forgive our debtors."
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Enchiridion oder Buch vom Glauben, von der Hoffnung und von der Liebe (BKV)
78.
Welche Sünden aber leicht und welche schwer sind, das läßt sich durch kein menschliches, sondern nur durch ein göttliches Gericht abwägen1. So sehen wir, daß sogar von den Aposteln gar manches nachsichtig gestattet worden ist (was sonst als Sünde gilt); so z. B. wenn der ehrwürdige (Apostel) Paulus zu den Ehegatten spricht: „Entziehet euch einander nicht, es sei denn nach Übereinkunft für kurze Zeit, um (desto S. 465 ungestörter) dem Gebete obliegen zu können; dann aber kommt wieder zusammen, damit euch Satan nicht versuche, wenn ihr euch nicht (lange) enthalten könnt2.“ Demnach könnte man meinen, es sei keine Sünde, dem Ehegatten beizuwohnen, nicht zum Zwecke der Kindererzeugung, was ja ein eheliches Gut ist, sondern selbst aus Fleischeslust, (wenn es nur geschehe) mit der Absicht, auf daß die Schwäche der Unenthaltsamen auf diese Weise die todbringende Sünde der Hurerei oder des Ehebruches oder jener anderen Art von Unreinheit vermeide, deren bloße Nennung schon schändlich ist, wozu sich aber der begehrliche Sinn (der Menschen) durch die Versuchung des Satans nur zu gerne verleiten läßt. Wie gesagt, man könnte jenen Ausspruch so auffassen, als sei es keine Sünde; es hat jedoch der Apostel noch hinzugefügt: „Dies sage ich aber nur als ein Zugeständnis, keineswegs als Befehl3.“ Wer möchte nunmehr noch leugnen, daß (geschlechtlicher Verkehr) an sich Sünde ist? Muß er ja doch zugestehen, daß kraft apostolischer Machtvollkommenheit denen, die so handeln, nur ein Zugeständnis gemacht worden ist. ― Noch von einem anderen Fall spricht der Apostel: „Wagt es einer von euch, einen Rechtsstreit gegen seinen Mitbruder zu haben und diesen dann noch dazu vor einem ungerechten (heidnischen) Richter und nicht vor einem gläubigen (christlichen) entscheiden zu lassen4?“ Kurz darauf (fährt Paulus dann fort): „Habt ihr nun bloß weltliche Streithändel, so ruft nur die (ersten besten, auch die) niedrigsten Gemeindemitglieder als Richter auf! Zu euerer Beschämung sage ich es: Ist denn keiner von euch verständig genug, um unter Brüdern Streitigkeiten schlichten zu können? Muß denn der Bruder mit dem Bruder Prozesse führen und noch dazu vor Ungläubigen5?“ Auch hier könnte man glauben, es sei keine Sünde, überhaupt einen Prozeß mit seinem Mitmenschen zu haben, sondern Sünde sei nur dessen Austragung außerhalb der Kirche. Doch fügt S. 466 der Apostel gleich noch weiter hinzu: „Schon das ist ein Mangel, daß ihr überhaupt Streitigkeiten miteinander habt6.“ Und damit sich nicht vielleicht jemand damit entschuldige, daß er sagt, seine Sache sei ja eine gerechte und er wolle durch die Anrufung des richterlichen Beistandes ja nur das Unrecht abwehren, das er erleiden müsse, so tritt Paulus derartigen Gedanken und Entschuldigungen sofort mit den Worten entgegen: „Warum leidet ihr nicht lieber Unrecht; warum laßt ihr euch nicht lieber übervorteilen7?“ Damit kommt er auf das Wort des Herrn zurück: „Wenn dir jemand deinen Rock nehmen und um ihn vor Gericht mit dir streiten will, so laß ihm auch noch den Mantel8!“, und auf jenes andere: „Von demjenigen, der dir das Deinige nimmt, fordere es nicht zurück9!“ Der Herr hat es also den Seinigen verboten, um weltliche Dinge mit anderen Menschen einen Rechtsstreit zu führen, und auf Grund dieser Lehre bezeichnet der Apostel derartiges als Mangel10. Da er indes zuläßt, daß in der Kirche solche Rechtshändel unter Brüdern ausgemacht werden, falls Brüder dabei die Richter sind, während er solche Händel außerhalb der Kirche aufs ernstlichste verbietet, so ist ganz klar, wie weit auch in diesem Falle das Zugeständnis an die Schwäche geht. Wegen solcher und ähnlicher Sünden und wegen anderer Wort- und Gedankensünden, die vielleicht noch kleiner sind – sagt ja doch der Apostel Jakobus ganz offen: „In vielen Dingen verfehlen wir uns alle11“ –, müssen wir täglich und häufig Gott mit der Bitte anrufen: „Vergib uns unsere Schulden“, dürfen Gott aber auch nicht in dem anlügen, was gleich darauf folgt: „Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern12.“