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Works Augustine of Hippo (354-430) Vom ersten katechetischen Unterricht (SKV 7)
Zweiter Teil
Kap. 16.-25. Die grosse Kathechese

18. Kapitel

29. Da nun der allmächtige Gott auch gut, gerecht und barmherzig ist, schuf er alles gut, sowohl das Große wie auch das Kleine, sowohl das Höchste wie auch das Niedrigste, sowohl das Sichtbare – nämlich Himmel, Erde und Meer, und am Himmel Sonne und Mond und die übrigen Gestirne, auf der Erde und im Meer aber Bäume und Gesträucher und alle Tiere, jedes nach seiner Art, also sämtliche Körper am Himmel und auf der Erde – wie auch das Unsichtbare, nämlich das Geistige, welches die Körper bewegt und belebt; und er schuf auch den Menschen nach seinem Bild1: Wie Gott selber durch seine Allmacht der gesamten Schöpfung vorsteht, so sollte der Mensch durch seine Vernunft, mit der er auch seinen Schöpfer erkennt und verehrt, allen irdischen Lebewesen vorstehen. Und er schuf ihm als Hilfe die Frau,2 nicht für das fleischliche Begehren, denn bevor die Sterblichkeit über die Menschen hereinbrach als Strafe für ihre Sünde, hatten sie ja noch keine vergänglichen Körper, vielmehr damit auch der Mann Ruhm habe von seiner Frau,3 wenn er ihr auf dem Weg zu Gott voranschreitet und ihr ermöglicht, S. 61 ihm in Heiligkeit und Frömmigkeit nachzufolgen, so wie der Mann Gott zum Ruhm gereichte, wenn er seiner Weisheit folgen würde.

30. Der Herr siedelte sie also an einem Ort immerwährender Glückseligkeit an, den die Schrift Paradies nennt.4 Er gab ihnen ein Gebot,5 bei dessen Einhaltung sie für immer in jenem glücklichen Zustand der Unsterblichkeit bleiben könnten, bei dessen Übertretung aber die Sterblichkeit als Strafe verhängt würde. Gott wußte aber voraus, daß sie das Gebot übertreten würden. Da er aber der Schöpfer und Urheber alles Guten ist, schuf er sie trotzdem, wie er auch die Tiere geschaffen hat, und zwar um die Erde vollends mit den Gütern, die zu dieser Erde gehören, zu füllen. Der Mensch steht ja, auch als Sünder, immer noch über dem Tier. Das Gebot aber, das sie nicht einhalten würden, gab er ihnen trotzdem, damit sie später keine Entschuldigung hätten,6 wenn er einmal strafend gegen sie vorginge. Wie auch immer nun der Mensch handeln wird, Gott erscheint ihm lobenswert in seinen Taten:7 Wenn er recht handelt, erscheint ihm Gott lobenswert in der Gerechtigkeit seiner Belohnung; wenn er sündigt, erscheint ihm Gott lobenswert in der Gerechtigkeit seiner Bestrafung; wenn er die Sünden bekennt und auf den rechten Weg zurückkehrt, erscheint ihm Gott lobenswert in der Barmherzigkeit seiner Vergebung. Warum also hätte Gott den Menschen nicht erschaffen sollen, auch wenn er vorauswußte, daß dieser sündigen werde? Er wollte ihm ja den Siegeskranz geben, wenn er standhaft bliebe, er wollte ihn zur Ordnung weisen, wenn er fiele, er wollte ihm helfen, wenn er sich aufzurichten suchte, und war selber S. 62 immer und überall voll der Herrlichkeit durch seine Güte, Gerechtigkeit und Milde.8 Vor allem aber wußte er voraus, daß aus diesem Geschlecht, das dem Tod verfallen ist, einmal Heilige hervorgehen werden, die nicht ihre eigene Ehre suchen, sondern dem Schöpfer die Ehre erweisen werden,9 und die, durch ihre Gottesverehrung von aller Verderbnis befreit, einmal würdig werden, zusammen mit den heiligen Engeln ewig zu leben und glückselig zu leben. Wie Gott nämlich den Menschen den freien Willen gab, ihn ohne sklavischen Zwang, in freier Selbstentscheidung zu verehren, genauso gab er ihn auch den Engeln. Aus diesem Grund hat auch jener Engel, der in seinem Hochmut mit andern Geistern als Begleitern Gott den Gehorsam aufkündigte und zum Teufel wurde, nicht Gott, sondern sich selbst geschadet. Denn Gott versteht es, abtrünnige Geister10 zur Ordnung zu weisen, und aufgrund des Elends, das sie zurecht getroffen hat, die niederen Teile der Schöpfung mit den höchst sinnvollen und zweckmäßigen Gesetzen seines wunderbaren Heilsplans vertraut zu machen. So fügte weder der Teufel in irgendeiner Weise Gott Schaden zu, indem er von ihm abfiel oder den Menschen zur todbringenden Sünde verführte, noch minderte der Mensch auch nur in geringster Weise die Wahrheit, Macht und Glückseligkeit seines Schöpfers, als er aus freiem Willen mit seiner Ehefrau gemeinsame Sache machte, die vom Teufel dazu verführt worden war, zu tun, was Gott verboten hatte.11 Denn alle sind nach den höchst gerechten Gesetzen Gottes verurteilt worden: Gott steht da im Glanz der Ehre durch die Gerechtigkeit seiner Bestrafung, jene in Schande durch die Schmach ihrer Strafe. Für den Menschen bestand diese darin, daß er nach seiner Abkehr vom Schöpfer durch den Teufel besiegt und unterworfen S. 63 wurde, für den Teufel aber darin, daß er im Menschen seinen Meister finden sollte, wenn dieser zu seinem Schöpfer zurückkehrte; wer mit dem Teufel bis zum Ende gemeinsame Sache machte, sollte mit ihm in die ewige Strafe eingehen, wer sich aber Gott unterwarf und mit seiner Gnade den Teufel besiegte, sollte den ewigen Lohn verdienen.12


  1. Vgl. Gen 1,26. ↩

  2. Vgl. Gen 2,18. ↩

  3. Vgl. 1 Kor 11,7. Zur Stellung der Frau bei Augustin vgl. K. Thraede, ↩

  4. Vgl. Gen 1,8. ↩

  5. Vgl. Gen 2,16f. ↩

  6. Vgl. Röm 1,20. ↩

  7. Vgl. Ps 144,3. ↩

  8. Vgl. Dan 3,56. ↩

  9. Vgl. Ps 113,9; Joh 7,18. ↩

  10. In den Retraktationen 2,14 ersetzt Augustinus den Begriff animas durch spiritus, weil es sich hier um Engel handle. ↩

  11. Vgl. Gen 3,1 ff. ↩

  12. Vgl. Mt 25,46. ↩

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