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De civitate Dei (CCSL)
Caput X: Quae sit inter philosophicas artes religiosi excellentia Christiani.
Quamuis enim homo Christianus litteris tantum ecclesiasticis eruditus Platonicorum forte nomen ignoret, nec utrum duo genera philosophorum extiterint in Graeca lingua, Ionicorum et Italicorum, sciat: non tamen ita surdus est in rebus humanis, ut nesciat philosophos uel studium sapientiae uel ipsam sapientiam profiteri. cauet eos tamen, qui secundum elementa huius mundi philosophantur, non secundum deum, a quo ipse factus est mundus. admonetur enim praecepto apostolico fideliterque audit quod dictum est: cauete ne quis uos decipiat per philosophiam et inanem seductionem secundum elementa mundi. deinde ne omnes tales esse arbitretur, audit ab eodem apostolo dici de quibusdam: quia quod notum est dei, manifestum est in illis; deus enim illis manifestauit. inuisibilia enim eius a constitutione mundi per ea, quae facta sunt, intellecta conspiciuntur, sempiterna quoque uirtus eius et diuinitas, et ubi Atheniensibus loquens, cum rem magnam de deo dixisset et quae a paucis possit intellegi, quod in illo uiuimus et mouemur et sumus, adiecit et ait: sicut et uestri quidam dixerunt. nouit sane etiam ipsos, in quibus errant, cauere; ubi enim dictum est, quod per ea, quae facta sunt, deus illis manifestauit intellectu conspicienda inuisibilia sua: ibi etiam dictum est non illos ipsum deum recte coluisse, quia et aliis rebus, quibus non oportebat, diuinos honores illi uni tantum debitos detulerunt: quoniam cognoscentes deum non sicut deum glorificauerunt aut gratias egerunt, sed euanuerunt in cogitationibus suis et obscuratum est cor insipiens eorum. dicentes enim se esse sapientes stulti facti sunt et inmutauerunt gloriam incorruptibilis dei in similitudinem imaginis corruptibilis hominis et uolucrum et quadrupedum et serpentium; ubi et Romanos et Graecos et Aegyptios, qui de sapientiae nomine gloriati sunt, fecit intellegi. sed de hoc cum istis postmodum disputabimus. in quo autem nobis consentiunt de uno deo huius uniuersitatis auctore, qui non solum super omnia corpora est incorporeus, uerum etiam super omnes animas incorruptibilis, principium nostrum, lumen nostrum, bonum nostrum, in hoc eos ceteris anteponimus. nec, si litteras eorum Christianus ignorans uerbis, quae non didicit, in disputatione non utitur, ut uel naturalem Latine uel physicam Graece appellet eam partem, in qua de naturae inquisitione tractatur, et rationalem siue logicam, in qua quaeritur quonam modo ueritas percipi possit, et moralem uel ethicam, in qua de moribus agitur bonorumque finibus adpetendis malorumque uitandis, ideo nescit ab uno uero deo atque optimo et naturam nobis esse, qua facti ad eius imaginem sumus, et doctrinam, qua eum nosque nouerimus, et gratiam, qua illi cohaerendo beati simus. haec itaque causa est cur istos ceteris praeferamus, quia, cum alii philosophi ingenia sua studiaque contriuerint in requirendis rerum causis, et quinam esset modus discendi atque uiuendi, isti deo cognito reppererunt ubi esset et causa constitutae uniuersitatis et lux percipiendae ueritatis et fons bibendae felicitatis. siue ergo isti Platonici siue quicumque alii quarumlibet gentium philosophi de deo ista sentiunt, nobis cum sentiunt. sed ideo cum Platonicis magis agere placuit hanc causam, quia eorum sunt litterae notiores. nam et Graeci, quorum lingua in gentibus praeminet, eas magna praedicatione celebrarunt, et Latini permoti earum uel excellentia uel gloria, ipsas libentius didicerunt atque in nostrum eloquium transferendo nobiliores clarioresque fecerunt.
Übersetzung
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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
10. Was hat der fromme Christ der Philosophie gegenüber voraus?
Denn wenn auch der lediglich in den Schriften der Band 1, S. 403Kirche unterrichtete Christ vielleicht nie von Platonikern gehört hat noch auch weiß, daß es in der griechischen Literatur zwei philosophische Richturjgen gegeben habe, die der Jonier und die der Italiker, so ist er doch nicht so unerfahren in weltlichen Dingen, daß er nicht wüßte, daß sich die Philosophen zum Streben nach Weisheit oder zur Weisheit selbst bekennen. Er nimmt sich jedoch in acht vor denen, die nur die Elemente dieser Welt zum Gegenstande ihrer philosophischen Studien machen und nicht Gott, von dem die Welt erschaffen worden ist1. Denn er wird gemahnt durch das Gebot des Apostels und hört gewissenhaft auf das, was geschrieben steht2: „Nehmt euch in acht, daß euch niemand täusche durch die Philosophie und trügerische Verführung nach den Elementen der Welt“. Andererseits aber, damit er nicht meine, alle Philosophen gehörten zu dieser gefährlichen Art, vernimmt er, wie sich derselbe Apostel über gewisse Philosophen also äußert3: „Denn was von Gott erkennbar ist, das ist unter ihnen offenbar; denn Gott hat es ihnen geoffenbart. Denn das Unsichtbare an ihm ist seit der Gründung der Welt in den erschaffenen Dingen erkennbar und sichtbar, auch seine ewige Kraft und Gottheit“; und ebenso kennt er die Stelle, wo der Apostel in seiner Predigt auf dem Areopag4, als er etwas Wichtiges und nur wenigen Verständliches über Gott aussagte, daß wir nämlich „in ihm leben, uns bewegen und sind“, die Worte beifügte: „Wie auch manche von den Eurigen gesagt haben“. Auch vor ihnen jedoch weiß er sich in acht zu nehmen, wo sie irren; an der Stelle nämlich, wo es heißt, daß Gott ihnen in den geschaffenen Dingen das Unsichtbare an ihm durch die Erkenntnis faßbar geoffenbart habe, dort heißt es auch5, daß sie Gott nicht auf die rechte Weise verehrt hätten, weil sie auch anderen Dingen, denen das nicht gebührte, die nur dem Einen schuldigen göttlichen Ehren erwiesen: „Denn obgleich sie Band 1, S. 404Gott erkannten, haben sie ihn doch nicht als Gott verherrlicht noch ihm gedankt, sondern wurden eitel in ihren Gedanken und ihr unverständiges Herz ward verfinstert. Sie gaben sich für Weise aus, sind aber zu Toren geworden und verwandelten die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes in das Bild und Gleichnis des vergänglichen Menschen, auch von Vögeln und vierfüßigen und kriechenden Tieren“, womit der Apostel auf die Römer und Griechen und Ägypter anspielte, die sich mit dem Schein der Weisheit brüsteten. Doch darüber werden wir uns mit ihnen später auseinandersetzen. Worin sie aber mit uns übereinstimmen und einen einzigen Gott anerkennen als den Urheber dieses Alls, der nicht nur, erhaben über alle Körper, unkörperlich, sondern auch, erhaben über alle Seelen, unwandelbar ist, unser Urgrund, unser Licht und unser Gut, darin stellen wir sie über alle anderen. Und wenn sich auch der Christ, der ihre Schriften nicht kennt, bei einer Erörterung der Ausdrücke nicht bedient, die er nicht gelernt hat, und also auch die Bezeichnung Naturphilosophie oder Physik nicht gebraucht für den Teil der Philosophie, der von der Erforschung der Natur handelt, noch die Bezeichnung Vernunftphilosophie oder Logik für den Teil, der sich mit der Frage beschäftigt, wie man die Wahrheit erfassen könne, noch die Bezeichnung Moralphilosophie oder Ethik für den Teil, worin von der Sittlichkeit und dem Streben nach dem höchsten Gut und dem Meiden des höchsten Übels die Rede ist, so weiß er doch recht gut, daß wir dem einen, wahren und besten Gott sowohl unsere Natur verdanken, durch die wir nach seinem Bilde geschaffen sind, als auch das Wissen, wodurch wir ihn und uns erkennen sollen, und nicht minder die Gnade, durch die wir mit ihm verbunden, glückselig sein sollen. Das ist also der Grund, weshalb wir diese Philosophen höher stellen als die übrigen: während andere Philosophen all ihre Begabung und ihren ganzen Fleiß darauf verwendeten, den Ursachen der Dinge und der rechten Art und Weise des Erkennens und des sittlichen Verhaltens nachzuspüren, haben sie durch die Erkenntnis Gottes gefunden, wo die Ursache des erschaffenen Alls, das Licht zur Erkenntnis der Wahrheit und die Band 1, S. 405Quelle zum Schöpfen der Glückseligkeit zu suchen ist. Ob nun die Platoniker oder ob irgend welche andere Philosophen aus welchem Volke immer eine solche Ansicht von Gott haben, das ist Nebensache, aber sie haben unsere Ansicht. Wir besprechen nur deshalb diese Fragen lieber mit den Platonikern, weil ihre Schriften allgemeiner bekannt sind. Denn einerseits haben die Griechen, deren Sprache bei den Völkern vorherrscht, die platonischen Schriften sehr gefeiert und gerühmt, und andererseits haben die Lateiner sie sich auf Grund ihrer Vorzüge oder ihres Rufes mit besonderer Vorliebe angeeignet und sie durch Übertragung in die lateinische Sprache noch bekannter und berühmter gemacht.