Edition
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De civitate Dei (CCSL)
Caput XIV: De uno deo colendo non solum propter aeterna, sed etiam propter temporalia beneficia, quia uniuersa in ipsius prouidentiae potestate consistunt.
Sicut autem unius hominis, ita humani generis, quod ad dei populum pertinet, recta eruditio per quosdam articulos temporum tamquam aetatum profecit accessibus, ut a temporalibus ad aeterna capienda et a uisibilibus ad inuisibilia surgeretur; ita sane ut etiam illo tempore, quo uisibilia promittebantur diuinitus praemia, unus tamen colendus commendaretur deus, ne mens humana uel pro ipsis terrenis uitae transitoriae beneficiis cuiquam nisi uero animae creatori et domino subderetur. omnia quippe, quae praestare hominibus uel angeli uel homines possunt, in unius esse omnipotentis potestate quisquis diffitetur, insanit. de prouidentia certe Plotinus Platonicus disputat eamque a summo deo, cuius est intellegibilis atque ineffabilis pulchritudo, usque ad haec terrena et ima pertingere flosculorum atque foliorum pulchritudine conprobat; quae omnia quasi abiecta et uelocissime pereuntia decentissimos formarum suarum numeros habere non posse confirmat, nisi inde formentur, ubi forma intellegibilis et incommutabilis simul habens omnia perseuerat. hoc dominus Iesus ibi ostendit, ubi ait: considerate lilia agri, non laborant neque nent. dico autem uobis, quia nec Salomon in tota gloria sua sic amictus est, sicut unum ex eis. quodsi faenum agri, quod hodie est et cras in clibanum mittitur, deus sic uestit: quanto magis uos, modicae fidei? optime igitur anima humana adhuc terrenis desideriis infirma ea ipsa, quae temporaliter exoptat bona infima atque terrena uitae huic transitoriae necessaria et prae illius uitae sempiternis beneficiis contemnenda, non tamen nisi ab uno deo expectare consuescit, ut ab illius cultu etiam in istorum desiderio non recedat, ad quem contemptu eorum et ab eis auersione perueniat.
Übersetzung
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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
14. Den einen Gott muß man wie um der ewigen, so auch um der zeitlichen Gaben willen verehren, weil alles der Macht seiner Vorsehung untersteht.
Band 16, S. 539Wie nun aber die richtige Erziehung des einzelnen Menschen, so schritt auch die des Menschengeschlechtes, soweit das Volk Gottes in Frage kommt, in gewissen Zeitabschnitten wie in Altersstufen voran, damit man sich vom Zeitlichen zur Ergreifung des Ewigen und vom Sichtbaren zum Unsichtbaren emporschwinge; und zwar in der Weise, daß auch zu der Zeit, da sichtbarer Lohn von Gott verheißen war1, doch auf des einen Gottes Verehrung gedrungen wurde, damit sich der menschliche Geist auch nicht um der irdischen Gaben des vergänglichen Lebens willen irgendeinem andern als seinem wahren Schöpfer und Herrn hingebe. Denn was Engel und Menschen einem gewähren können, liegt durchaus in der Gewalt des einen Allmächtigen, was nur Aberwitz in Abrede stellen kann. Der Platoniker Plotin wenigstens, der von der Vorsehung handelt2, beweist, daß sie sich erstrecke vom höchsten Gott angefangen, dem die nur dem geistigen Schauen erkennbare und unaussprechliche Schönheit eigen ist, bis herab zu den irdischen und ganz geringfügigen Dingen, und er beweist es an der Schönheit der Blüten und Blätter; er versichert, daß all diese sozusagen verächtlichen und in kürzester Frist vergehenden Dinge eine so herrliche Harmonie ihrer Formen nicht haben könnten, wenn sie ihre Form nicht von daher hätten, wo die übersinnliche [intellegible]und unwandelbare Form verharrt, die alles zumal in sich schließt. Darauf weist der Herr Jesus hin in den Worten3: „Betrachtet die Lilien auf dem Felde, sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Und doch sage ich euch, daß selbst Salomon in all seiner Herrlichkeit nicht so bekleidet gewesen ist wie eine von ihnen. Wenn nun Gott das Gras auf dem Felde, das heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, also kleidet, wieviel mehr euch, ihr Kleingläubigen!“ Band 16, S. 540Es ist also eine vortreffliche Anordnung, daß sich die an irdischem Begehren noch krankende menschliche Seele daran gewöhnt, die niederen, irdischen, für dieses vorübereilende Leben notwendigen, aber im Vergleich zu den Gaben des ewigen Lebens verächtlichen Güter, die sie sich wünscht, doch eben nur von dem einen Gott zu erwarten, damit sie bei dem Verlangen nach ihnen sich nicht lossage von der Hingabe an den, zu dem sie durch deren Verachtung und durch Abkehr von ihnen gelangen soll.