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De civitate Dei (CCSL)
Caput VIII: De ludis scaenicis, in quibus di non offenduntur editione suarum turpitudinum, sed placantur.
At enim non traduntur ista sacris deorum, sed fabulis poetarum. nolo dicere illa mystica quam ista theatrica esse turpiora; hoc dico, quod negantes conuincit historia, eosdem illos ludos, in quibus regnant figmenta poetarum, non per inperitum obsequium sacris deorum suorum intulisse Romanos, sed ipsos deos, ut sibi sollemniter ederentur et honori suo consecrarentur, acerbe imperando et quodammodo extorquendo fecisse; quod in primo libro breui commemoratione perstrinxi. nam ingrauescente pestilentia ludi scaenici auctoritate pontificum Romae primitus instituti sunt. quis igitur in agenda uita non ea sibi potius sectanda arbitretur, quae actitantur ludis auctoritate diuina institutis, quam ea, quae scriptitantur legibus humano consilio promulgatis? adulterum Iouem si poetae fallaciter prodiderunt, di utique casti, quia tantum nefas per humanos ludos confictum est, non quia neglectum, irasci ac uindicare debuerunt. et haec sunt scaenicorum tolerabiliora ludorum, comoediae scilicet et tragoediae, hoc est fabulae poetarum agendae in spectaculis multa rerum turpitudine, sed nulla saltem, sicut alia multa, uerborum obscenitate conpositae; quas etiam inter studia, quae honesta ac liberalia uocantur, pueri legere et discere coguntur a senibus.
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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
8. Die Götter werden durch die Bühnenspiele, in denen ihre Schändlichkeiten öffentlich vorgeführt werden, nicht beleidigt, sondern versöhnt.
Aber diese Dinge werden ja gar nicht im Götterdienste überliefert, sondern in den Fabeln der Dichter. – Ich will nicht behaupten, daß die Mysterien schandbarer seien als die Theaterspiele; aber das behaupte ich – und wer es leugnen wollte, wird von der Geschichte überführt – daß eben die Spiele, zu denen Band 1, S. 89die Fabeleien der Dichter den Stoff bilden, nicht in blindem Eifer von den Römern bei ihrem Götterdienste eingeführt worden sind, sondern daß die Götter selbst durch strengen Befehl, fast möchte man sagen durch Erpressung, es dahingebracht haben, daß sie ihnen feierlich abgehalten und zu ihren Ehren geweiht wurden; ich habe das schon im ersten Buche1 kurz berührt. Bei Überhandnahme der Pest nämlich wurden die Bühnenspiele auf Anordnung der Opferpriester erstmals in Rom eingeführt. Wie sollte man nun für die Lebensführung nicht eher das als Richtschnur betrachten, was bei den auf göttlichen Befehl eingesetzten Spielen in lebendiger Handlung vor Augen gestellt wird, als das, was in papiernen Gesetzen steht, die Menschenwitz ersonnen und verkündet hat? Wenn die Dichter fälschlich den Jupiter als Ehebrecher hinstellten, so hätten keusche Götter doch wohl zürnen und strafen sollen deshalb, weil solcher Frevel in Spielen gemimt wurde, nicht aber deshalb, weil man das unterließ. Und da handelt es sich noch um die erträglicheren unter den Spielen, um Komödien und Tragödien nämlich, d. h. um Aufführungen von Dichterfabeln, die zwar inhaltlich genug des Schändlichen enthalten, aber doch nicht, wie vieles andere, in schandbaren Ausdrücken verfaßt sind; um Dichterfabeln, die auch bei den sogenannten edlen und freien Studien von den Knaben auf Befehl der Älteren gelesen und gelernt werden.
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Kap. 32. ↩