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Œuvres Augustin d'Hippone (354-430)

Edition Masquer
De civitate Dei (CCSL)

Caput VI: De errore humanorum iudiciorum, cum ueritas latet.

Quid ipsa iudicia hominum de hominibus, quae ciuitatibus in quantalibet pace manentibus deesse non possunt, qualia putamus esse, quam misera, quam dolenda? quandoquidem hi iudicant, qui conscientias eorum, de quibus iudicant, cernere nequeunt. unde saepe coguntur tormentis innocentium testium ad alienam causam pertinentem quaerere ueritatem. quid cum in sua causa quisque torquetur et, cum quaeritur utrum sit nocens, cruciatur et innocens luit pro incerto scelere certissimas poenas, non quia illud commisisse detegitur, sed quia non commisisse nescitur? ac per hoc ignorantia iudicis plerumque est calamitas innocentis. et quod est intolerabilius magisque plangendum rigandum que, si fieri possit, fontibus lacrimarum, cum propterea iudex torqueat accusatum, ne occidat nesciens innocentem, fit per ignorantiae miseriam, ut et tortum et innocentem occidat, quem ne innocentem occideret torserat. si enim secundum istorum sapientiam delegerit ex hac uita fugere quam diutius illa sustinere tormenta: quod non commisit, commisisse se dicit. quo damnato et occiso, utrum nocentem an innocentem iudex occiderit, adhuc nescit, quem ne innocentem nesciens occideret torsit; ac per hoc innocentem et ut sciret torsit, et dum nesciret occidit. in his tenebris uitae socialis sedebit iudex ille sapiens an non audebit? sedebit plane. constringit enim eum et ad hoc officium pertrahit humana societas, quam deserere nefas ducit. hoc enim nefas esse non ducit, quod testes innocentes in causis torquentur alienis; quod hi, qui arguuntur, ui doloris plerumque superati et de se falsa confessi etiam puniuntur innocentes, cum iam torti fuerint innocentes; quod, etsi non morte puniantur, in ipsis uel ex ipsis tormentis plerumque moriuntur, quod aliquando et ipsi, qui arguunt, humanae societati fortasse, ne crimina inpunita sint, prodesse cupientes et mentientibus testibus reoque ipso contra tormenta durante inmaniter nec fatente probare quod obiciunt non ualentes, quamuis uera obiecerint, a iudice nesciente damnantur. haec tot et tanta mala non deputat esse peccata; non enim haec facit sapiens iudex nocendi uoluntate, sed necessitate nesciendi, et tamen, quia cogit humana societas, necessitate etiam iudicandi. haec est ergo quam dicimus miseria certe hominis, etsi non malitia sapientis. an uero necessitate nesciendi atque iudicandi torquet insontes, punit insontes, et parum est illi, quod non est reus, si non sit insuper et beatus? quanto consideratius et homine dignius agnoscit in ista necessitate miseriam eamque odit in se et, si pie sapit, clamat ad deum: de necessitatibus meis erue me.

Traduction Masquer
Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)

6. Von der Fehlbarkeit der menschlichen Gerichte bei unbekanntem Tatbestand.

Aber bleiben wir bei den Gerichten, deren die Städte auch im tiefsten Frieden nicht entraten können; Band 28, S. 1169es sind Gerichte von Menschen über Menschen, und wie stellen sie sich uns dar, wie jämmerlich, wie traurig! Sitzen doch da zu Gerichte Menschen, die in das Innere derer, über die sie richten, nicht hineinschauen können. Daher sind sie oft genötigt, nach der Wahrheit zu forschen durch Folterung schuldloser Zeugen, um deren Sache es sich gar nicht handelt. Und wie, wenn einer in eigener Sache der Folter unterworfen und über der Frage, ob er schuldig sei, der Qual überliefert wird und dabei unschuldig für ein zweifelhaftes Verbrechen ganz unzweifelhafte Pein erleidet1, nicht etwa, weil seine Täterschaft ans Licht gekommen wäre, sondern nur weil man nicht weiß, daß er nicht der Täter war? Und so ist gar oft das Nichtwissen des Richters das Verhängnis eines Unschuldigen. Aber noch nicht genug! Während der Richter den Angeklagten deshalb foltern läßt, damit er nicht unwissentlich einen Unschuldigen morde, kommt es infolge des unseligen Nichtwissens vor, daß er nach der Folter einen Unschuldigen auch noch mordet, den er doch hatte foltern lassen, damit er nicht einen Unschuldigen morde; das ist noch viel leidiger und beklagenswerter und wäre billig mit einem Strom von Tränen zu beweinen. Aber der Angeklagte darf nur nach der Lehre der Weltweisheit die Flucht aus diesem Leben der weiteren Ertragung der Folterqualen vorziehen, so wird er sich einfach zu dem Verbrechen bekennen, das er nicht begangen hat. Ist ein solcher dann verurteilt und hingerichtet, so weiß der Richter erst recht noch nicht, ob er den Schuldigen oder einen Unschuldigen dem Tod überliefert hat in dem, welchen er hat foltern lassen, damit er ihn nicht als Unschuldigen unwissentlich dem Tod überliefere; und sonach hat er einen Unschuldigen zuerst foltern lassen, damit er zur Gewißheit gelange, und dann ihn dem Tod überliefert, ohne doch zur Gewißheit gelangt zu sein. Ja, wird denn überhaupt Band 28, S. 1170bei solch düsteren Schatten, die das Gemeinschaftsleben mit sich bringt, der Weise der Weltweisheit zu Gericht sitzen oder wird er es nicht wagen? Freilich tut er es. Denn ihn verpflichtet und treibt zu solchem Dienst sein Verhältnis zur menschlichen Gemeinschaft, die im Stich zu lassen er für ein Unrecht hält. Aber das hält er nicht für ein Unrecht, wenn schuldlose Zeugen in fremder Sache der Folter unterworfen werden; wenn Angeklagte, von der Gewalt des Schmerzes zumeist übermannt und zu falschem Geständnis über sich selbst gebracht, nun auch noch unschuldig gestraft werden, nachdem sie schon unschuldig die Folter erlitten haben; wenn sie, vielleicht nicht zum Tode verurteilt, doch unter der Folter oder an deren Folgen sterben, wie es gar oft geschieht; wenn zuweilen auch die Ankläger vom Richter unwissentlich verurteilt werden, obwohl sie mit ihrer Anklage, mit der sie vielleicht der menschlichen Gesellschaft nützen und verhindern wollten, daß Verbrechen straflos bleiben, recht haben und sie nur nicht beweisen können, weil die Zeugen falsch aussagen und der Angeklagte mit übermenschlicher Kraft der Folter standhält und kein Geständnis ablegt. Diese vielen und ungeheuren Übel hält ihr Weiser nicht für Sünden; der Weise als Richter verübt sie ja nicht in der Absicht zu schädigen, sondern lediglich in der Zwangslage des Nichtwissens und trotzdem richten zu müssen, weil ihn sein Verhältnis zur menschlichen Gemeinschaft dazu nötigt. Das also ist das Elend, von dem wir reden, ein Elend ohne Zweifel rein menschlich betrachtet, wenn auch nicht böser Wille auf seiten des Weisen. Oder befriedigt ihn vielleicht doch das Bewußtsein eigener Schuldlosigkeit nicht, wenn er in der Zwangslage nicht zu wissen und doch urteilen zu müssen Unschuldige foltern läßt, Unschuldige bestraft? Möchte er am Ende nicht auch noch glückselig sein? Wieviel vernünftiger und menschenwürdiger wäre es doch für ihn, eine solche Zwangslage als eine Unseligkeit anzuerkennen und, wenn er fromm gesinnt ist, zu Gott zu rufen2: „Entreiße mich meinen Nöten.“


  1. Hier spricht sich der Kommentator Vives [im Jahre 1522!]mit bemerkenswerter Schärfe gegen die Einrichtung der Folter aus: „Miror christianos homines tam multa gentilia, et ea omni modo charitati et mansuetudini christianae contraria sed omni etiam humanitati, mordicus [tanquam religiosissima]retinere.“ ↩

  2. Ps. 24, 17. ↩

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