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Werke Augustinus von Hippo (354-430) De Civitate Dei

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De civitate Dei (CCSL)

Caput II: An di, qui et a Romanis et a Graecis similiter colebantur, causas habuerint, quibus Ilium paterentur exscindi.

Primum ipsa Troia uel Ilium, unde origo est populi Romani - neque enim praetereundum aut dissimulandum est, quod et in primo libro adtigi - , eosdem habens deos et colens cur a Graecis uictum, captum atque deletum est ? Priamo, inquiunt, .sunt reddita Laomedontea paterna periuria. ergo uerum est, quod Apollo atque Neptunus eidem Laomedonti mercennariis operibus seruierunt? illis quippe promisisse mercedem falsumque iurasse perhibetur. miror Apollinem nominatum diuinatorem in tanto opificio laborasse nescientem quod Laomedon fuerat promissa negaturus. quamquam nec ipsum Neptunum, patruum eius, fratrem Iouis, regem maris, decuit ignarum esse futurorum. nam hunc Homerus de stirpe Aeneae, a cuius posteris condita Roma est, cum ante illam urbem conditam idem poeta fuisse dicatur, inducit magnam aliquid diuinantem, quem etiam nube rapuit, ut dicit, ne ab Achille occideretur, cuperet cum uertere ab imo, quod apud Vergilium confitetur, structa suis manibus periurae moenia Troiae. nescientes igitur tanti di, Neptunus et Apollo, Laomedontem sibi negaturum esse mercedem, structores moenium Troianorum gratis et ingratis fuerunt. uideant ne grauius sit tales deos credere quam dis talibus peierare. hoc enim nec ipse Homerus facile credidit, qui Neptunum quidem contra Troianos, Apollinem autem pro Troianis pugnantem facit, cum illo periurio ambos fabula narret offensos. si igitur fabulis credunt erubescant talia colere numina; si fabulis non credunt, non obtendant Troiana periuria, aut mirentur deos periuria punisse Troiana, amasse Romana. unde enim coniuratio Catilinae in tanta tamque corrupta ciuitate habuit etiam eorum grandem copiam, quos manus atque lingua periurio aut sanguine ciuili alebat? quid enim aliud totiens senatores corrupti in iudiciis, totiens populus in suffragiis uel in quibusque causis, quae apud eum contionibus agebantur, nisi etiam peierando peccabant? namque corruptissimis moribus ad hoc mos iurandi seruabatur antiquus, non ut ab sceleribus metu religionis prohiberentur, sed ut periuria quoque sceleribus ceteris adderentur.

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Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)

2. Haben die Götter, die von den Römern ebenso wie von den Griechen verehrt wurden, ihre Gründe gehabt, Ilion der Zerstörung preiszugeben?

Zuerst von Troja oder Ilion selbst, wo die Wiege des römischen Volkes stand und wo man (ich habe dies schon im ersten Buche berührt1 und man darf es nicht übergehen oder übersehen) die gleichen Götter hatte und verehrte: warum wurde die Stadt von den Griechen überwunden, erobert und zerstört? Man erwidert: „Priamus mußte für den Meineid seines Vaters Laomedon büßen“2. Demnach verhält es sich wirklich so, daß Apollo und Neptun dem Laomedon Taglöhnerdienste geleistet hatten? Denn eben diesen beiden soll er Lohn zugesagt und dann den Eid gebrochen haben. Wie merkwürdig! Apollo, den man den Seher nennt, mühte sich Band 1, S. 132mit so schwerer Arbeit und wußte nicht, daß Laomedon sein Versprechen nicht halten würde. Freilich steht es auch seinem Oheim Neptun, dem Bruder des Jupiter, dem Beherrscher des Meeres, schlecht genug an, keine Kenntnis der Zukunft zu haben. Denn diesen läßt Homer3, der doch vor der Gründung Roms gelebt haben soll, über die Nachkommenschaft des Äneas, des Stammvaters der Gründer Roms, eine wichtige Prophezeiung aussprechen; auch entriß Neptun den Äneas, wie Homer erzählt, in einer Wolke der mörderischen Hand des Achilles, „obgleich er“, wie er bei Vergil4 bekennt,

„das eidschwurbrüchige Troja
Das er selber erbaut, von Grund aus zu tilgen bereit war“.

Es war also so erhabenen Göttern wie Neptun und Apollo verborgen, daß ihnen Laomedon den Lohn vorenthalten würde, und sie führten, ohne Lohn oder Dank zu ernten, den Bau der Mauern von Troja. Da weiß man doch eigentlich nicht, was ärger ist, an solche Götter zu glauben oder solchen Göttern meineidig zu werden. Hat ja Homer selbst diese Fabel schwerlich geglaubt; denn er läßt zwar Neptun gegen die Trojaner, Apollo aber für sie kämpfen, während doch nach der Fabel beide durch den Eidbruch gereizt waren. Wenn sie also an die Fabeln glauben, so müssen sie sich der Verehrung solcher Gottheiten schämen; wenn sie an die Fabeln nicht glauben, dann dürfen sie sich auch nicht auf den Eidbruch der Trojaner berufen, oder sie müssen es recht sonderbar finden, daß die Götter den Eidbruch bei den Trojanern straften, bei den Römern dagegen ganz gerne sahen. Wie wäre es sonst möglich gewesen, daß sich „in dem großen und sehr herabgekommenen Staat“ um Catilina bei seiner Verschwörung auch eine Masse von Leuten scharte, „denen Hand und Zunge durch Eidbruch oder Bürgerblut den Lebensunterhalt verschaffte“5? Wodurch sonst als durch Meineid sündigten die Senatoren, wenn sie sich beim Rechtsprechen, sündigten die Bürger, wenn sie sich bei Wahlen oder sonstigen Anlässen, welche Band 1, S. 133Bürgerversammlungen beschäftigten, unzähligemal bestechen ließen? Denn wenn bei der allgemeinen Sittenverderbnis der alte Brauch der Eidesleistung beibehalten wurde, so geschah das nicht, um durch religiöse Scheu von Verbrechen abzuhalten, sondern um zu den übrigen Verbrechen auch noch Meineide zu häufen.


  1. I 3. ↩

  2. Verg. Aen. 4, 542; Georg. 1, 502. ↩

  3. Homer, Il. 20, 302 ff. ↩

  4. Aen. 5, 810. ↩

  5. Sall. Cat. 14, 1. 8. ↩

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