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Bibliothek der Kirchenväter
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Œuvres Augustin d'Hippone (354-430) Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat (BKV)
20. Buch

22. Von dem „Hinausgehen“ der Heiligen, um die Strafen der Bösen zu schauen.

Band 28, S. 1279Aber wie haben wir uns das Hinausgehen der Guten vorzustellen, die Strafen der Bösen zu schauen? Werden sie in leiblicher Bewegung die seligen Sitze verlassen und sich an die Straforte begeben, um in leiblicher Gegenwart die Qualen der Bösen sich anzusehen? Gewiß nicht! Sie werden vielmehr der Erkenntnis nach hinausgehen. Mit dem Ausdruck hinausgehen ist lediglich angedeutet, daß sich die, die in Qualen sein werden, außerhalb befinden. Deshalb nennt auch der Herr jene Stätten „die Finsternis draußen“1, zu der im Gegensatz steht jenes Eingehen, zu dem der gute Knecht ermuntert wird2: „Gehe ein in die Freude deines Herrn.“ Es soll also der Annahme vorgebeugt werden, als müßten da die Bösen hereingehen, damit man um sie wisse; vielmehr geht zu ihnen gleichsam hinaus das Wissen, womit die Guten von ihnen Kenntnis nehmen; denn dabei nehmen sie Kenntnis von etwas, was draußen ist. Die nämlich, die sich im Strafzustand befinden werden, wissen nicht, was drinnen, in der Freude beim Herrn, vorgeht; dagegen die, die sich in dieser Freude befinden, wissen, was außerhalb, in der Finsternis draußen, vorgeht. In diesem Sinn also heißt es: „Sie werden hinausgehen“: ihnen wird auch das nicht verborgen sein, was außerhalb ihres Kreises sich zuträgt. Denn wenn das schon, bevor es eintrat, die Propheten zu erkennen vermochten dadurch, daß Gott wenigstens einigermaßen in diesen Geistern von Sterblichen zugegen war, wie sollten es dann unsterbliche Heilige nach dem Eintritt nicht wissen, da nun ja Gott alles in allem sein wird3. Bestand wird also haben in der jenseitigen Glückseligkeit Same und Name der Heiligen; der Same, von dem Johannes sagt4: „Und sein Same bleibt in ihm“; der Name, von dem es bei Isaias heißt5: „Einen ewigen Namen werde ich ihnen geben.“ „Es wird ihnen Monat aus Monat sein, und Sabbat aus Sabbat“, d. i. soviel wie Mond aus Mond Band 28, S. 1280und Ruhe aus Ruhe, und beides werden sie selbst sein, wenn sie aus diesen alten und zeitlichen Abschattungen übergehen werden in jenseitige neue und ewige Lichter. Was dagegen die Strafen der Bösen betrifft, so hat man das unauslöschliche Feuer und den immer lebenden Wurm verschieden ausgelegt. Die einen haben beides auf den Leib, andere beides auf den Geist bezogen, wieder andere das Feuer im Wortsinn auf den Leib, den Wurm in bildlichem Sinn auf den Geist; und diese Auslegung hat mehr Wahrscheinlichkeit für sich. Doch ist hier nicht der Ort, sich über diese Meinungsverschiedenheit zu ergehen. Denn das vorliegende Buch ist dem letzten Gerichte gewidmet, durch das erst einmal die Trennung der Guten und Bösen herbeigeführt wird; von Lohn und Strafe ist später eingehender zu handeln.


  1. Matth. 25, 30. ↩

  2. Ebd. 25, 21. ↩

  3. Vgl. 1 Kor. 15, 28. ↩

  4. 1 Joh. 3, 9. ↩

  5. Is. 56, 5. ↩

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