Traduction
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Gegen Faustus
32.
In keiner Weise wäre es allerdings zu rechtfertigen, wenn der Vorwurf des Faustus (594,9) zuträfe, dass Abraham seinem Gott, der ihm bereits Nachkommenschaft von der Sara verheissen hatte, den Glauben verweigerte, und sich diese bei der Agar beschaffen wollte (cf. Gen. 15,3 ff.). Aber der Vorwurf ist ganz offensichtlich falsch. Gott hatte diese Verheissung noch gar nicht gemacht. Wer mag, lese nach, was jener Schriftstelle vorangeht (cf. Gen. 12,1 f.). Er wird finden, dass dort der Nachkommenschaft Abrahams zwar bereits das Land verheissen war und die Überfülle einer unzählbaren Volksmenge, dass aber noch nicht enthüllt war, wie jene Nachkommenschaft entstehen wird, ob sie aus dem Fleisch Abrahams hervorgehen wird, indem er sie selber zeugte, oder aber aus einem Willensakt des Patriarchen, indem er eine Adoption vornahm; und für den Fall, dass sie aus dem Fleisch Abrahams hervorgehen würde, war noch nicht geoffenbart, ob das mit Sara oder einer ganz andern Frau geschehen wird. Wer mag, ich sagte es bereits, lese das nach, und er wird finden, dass Faustus entweder einsichtslos irrt, oder rücksichtslos irreführt. Als Abraham sah, dass ihm der Kindersegen versagt blieb, gleichzeitig aber die Verheissung, die seiner Nachkommenschaft gemacht worden war (cf. Gen. 12,1 f.) in der Hand hielt, dachte er zuerst an eine Adoption. Das beweisen die Worte, die er in seinem Gespräch mit Gott über seinen Haussklaven aussprach (gen. 15,3): Dieser wird mein Erbe sein, als ob er sagen wollte: Da du mir eigenen Nachwuchs verweigert hast, erfülle an ihm, was du meiner Nachkommenschaft verheissen hast. Wenn nämlich nur das als Nachkommenschaft eines Mannes bezeichnet würde, was aus seinem Fleisch stammt, dann könnte der Apostel auch uns nicht als Nachkommen Abrahams bezeichnen (cf. Gal. 3,29), die wir gewiss dem Fleisch nach nicht von ihm abstammen, sondern durch die Nachfolge im Glauben seine Nachkommen geworden sind, indem wir an Christus glauben, dessen Fleisch aus seinem Fleisch hervorgegangen ist. Damals also hörte Abraham von seinem Herrn (gen. 15,4): Nicht dieser wird dein Erbe sein, sondern der aus deinem Leib hervorgehen wird, wird dein Erbe sein. Damit war der Gedanke an eine Adoption schon einmal hinfällig geworden, da sich Abraham von nun an Nachkommenschaft aus eigenem Blut erhoffte; es blieb aber noch unklar, ob diese von der Sara oder einer andern Frau kommen werde. Dies aber wollte Gott solange vor ihm geheim halten, bis die Magd zur Modellgestalt des Alten Testaments geworden war. Was ist da eigentlich so merkwürdig daran, dass Abraham, der gesehen hatte, dass seine Ehefrau unfruchtbar war und sich deshalb den Kindersegen, der ihr selber versagt blieb, von ihrer Magd und ihrem Ehemann wünschte, – ohne von fleischlichen Begierden getrieben zu sein (594,9) –, der Verfügungsgewalt seiner Ehefrau (cf. 625,14) Folge leistete, sicherlich im Glauben, dass Sara dies auf einen Wink Gottes hin so wünschte, der ihm selber ja schon einen Erben aus seinem eigenen Blut verheissen hatte (cf. Gen. 15,4), ohne aber vorherzusagen, von welcher Frau? Grundlos ist also Faustus in seinem Wahn mit diesem schweren Vorwurf auf Abraham losgestürzt, um ihn, selber ungläubig, des Unglaubens (594,10) zu bezichtigen! Alles andere vermochte er nämlich wegen der Blindheit seines Unglaubens nicht zu verstehen, dies hier aber unterliess er in seiner böswilligen Kritiklust gar zu lesen.
Edition
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Contra Faustum Manichaeum libri triginta tres
32.
Illud sane defendi non potest, si Abraham, sicut Faustus obiecit, minime credens deo, qui sibi iam prolem de Sara promiserat, de Agar suscipere voluit. Sed apertissime falsum est. Nondum hoc promiserat deus. Recenseant scripturae illius superiora, qui volunt. Invenient semini Abraham iam fuisse promissam terram et innumerabilis multitudinis abundantiam, p. 626,2 nondum tamen fuisse patefactum, quomodo illius seminis esset futura propagatio, utrum ex carne Abrahae, si de se ipse generaret, an ex voluntate, si aliquem forte adoptaret; deinde si de carne ipsius, utrum ex Sara, an ex alia prorsus, nondum manifestatum fuit. Legant, inquam, qui volunt, et invenient Faustum aut falli imprudenter aut fallere impudenter. Itaque Abraham cum sibi videret non nasci filios et tamen semini suo factam promissionem teneret, primo de adoptione cogitabat. Hoc indicat, quod cum deo loquens ait de vernaculo suo: Hic heres meus erit, tamquam diceret: quia de me ipso mihi semen non dedisti, in isto comple, quod meo semini promisisti. Si enim semen cuiusque non appellaretur, nisi quod de eius carne nasceretur, nec nos appellaret apostolus semen Abrahae, qui certe originem carnis ab illo non ducimus, sed imitatione fidei semen eius facti sumus credentes in Christo, cuius caro ex illius carne propagata est. 626,17 Tunc ergo Abraham audivit a domino: Non hic erit heres tuus; sed qui exiet de utero tuo, ipse erit heres tuus*. Iam tunc adoptionis cogitatione sublata cum de se ipso semen speraret Abraham, restabat incertum, utrum ex Sara, an ex alia; quod illi deus occultare voluit, donec prius ex ancilla vetus testamentum figuraretur. Quid ergo mirum, si videns Abraham sterilem uxorem cupientem sibi prolem, quam parere ipsa non potuit, ex famula sua et ex marito provenire, non suae carnali cupiditati cessit, sed coniugali potestati obtemperavit, credens hoc Saram ex dei nutu voluisse, qui iam ex se ipso illi heredem promiserat, sed ex qua femina non praedixerat? p. 627,1 Frustra igitur Faustus ad obiciendum hoc crimen insanus insiluit tamquam infidelem Abraham infideliter arguens. Cetera enim caecitate non credendi nec valuit intellegere, hoc autem libidine calumniandi neglexit et legere.