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Gegen Faustus
2.
Augustinus antwortete: Zwar will der Apostel Paulus tatsächlich, dass man das geistbestimmte Denken (cf. 719,5) als den Inneren Menschen versteht, den Leib aber und das dem Tod verfallene Leben als den Äusseren Menschen; doch in keiner seiner Schriften kann man lesen, dass er je diese beiden zusammen als zwei Menschen bezeichnet hätte, sondern immer nur als den einen Menschen, den Gott in seiner Ganzheit geschaffen hat, d.h. sowohl in dem, was innerlich ist, wie auch in dem, was äusserlich ist; nach seinem Ebenbild geschaffen hat er den Menschen aber nur in dem, was innerlich ist, in dem also, was nicht nur unkörperlich, sondern auch vernunftbegabt ist, und in der Tierwelt fehlt. Er hat also nicht einen Menschen nach seinem Bild und einen zweiten nicht nach seinem Bild geschaffen, sondern, da ja beides zusammen, das Innere und das Äussere, einen Menschen ausmacht, diesen einen Menschen nach seinem Bild geschaffen, aber nicht insofern dieser einen Leib und ein körperliches Leben, sondern einen vernunftbegabten Geist besitzt, damit er Gott erkenne und durch eben diesen Vorrang der Vernunft über allen vernunftlosen Wesen stehe. Doch Faustus räumt ja ein, dass jenes Innere von Gott geschaffen wird, wenn er zitiert (719,20): er wird erneuert zur Erkenntnis Gottes nach dem Bild dessen, der ihn geschaffen hat. Diesen Satz des Apostels anerkenne ich für meinen Teil voll und ganz; warum aber anerkennt er seinerseits jenen anderen Satz nicht (I Kor. 12,18): Gott setzte die Glieder, eines nach dem andern, so im Leib ein, wie er es wollte? Da seht ihr, der gleiche Apostel verkündet, dass Gott auch der Schöpfer des Äusseren Menschen ist; warum wählt sich Faustus davon das aus, was er als Stütze für seine eigene Ansicht betrachtet, und unterschlägt oder verwirft, was die Fabeleien des Mani zurechtstutzt? Aber auch da, wo der gleiche Paulus sich mit der Frage des Irdischen und des Himmlischen Menschen auseinandersetzte (cf. I Kor. 15,35 ff.), und dabei zwischen dem sterblichen und dem unsterblichen Menschen unterschied, zwischen dem, was wir in Adam sind, und dem, was wir in Christus sein werden, brachte er ein Zeugnis über die Herkunft des irdischen, d.h. sinnenhaften Leibes bei, und zwar aus dem Gesetz selber (d.h.dem AT), aus dem einschlägigen Buch (d.h. der Genesis), aus dem einschlägigen Kapitel (d.h. Gen. 2,7), wo geschrieben steht, dass Gott auch den Irdischen Menschen geschaffen hat. Als er nämlich bei der Frage, wie die Toten auferstehen werden, und in welchem Leib sie kommen werden (cf. 15,35) das Gleichnis von den Getreidekörnern gemacht hatte, dass diese als nackte Körner ausgesät werden und dass Gott ihnen die Gestalt gibt, die er vorgesehen hat, jedem der Samen seine eigentümliche Gestalt (15,37 f.) – womit Paulus so nebenbei auch noch die Irrlehre des Mani zu Fall brachte, der behauptet, dass das Volk der Finsternis und nicht Gott der Schöpfer der Körner und Gräser, sämtlicher Wurzeln und Sträucher sei, und der leichter glaubt, dass sich Gott in all diesen Formen und Arten der Natur fesseln lässt, als dass er etwas davon erschafft–: nachdem also Paulus auch noch dies gegen die gotteslästerlichen Phantastereien des Mani gesagt hatte, kam er auf die Unterschiede zwischen den Fleischeswesen zu sprechen (cf. 15,39): Nicht jedes Fleisch ist ein und dasselbe Fleisch, dann auf die Unterschiede zwischen himmlischen und irdischen Körpern (cf. 15,40), dann auf die Verwandlung unseres Leibes, durch die er zum geistigen und himmlischen Leib werden kann. Er sagt da (15,43 f.): Gesät wird er in Armseligkeit, erheben wird er sich in Herrlichkeit, gesät wird er in Schwachheit, erheben wird er sich in Kraft, gesät wird ein sinnenhafter Leib, erheben wird sich ein geistiger Leib. Weiter sagte er, um den Ursprung des sinnenhaften Leibes zu zeigen (15,44 f.): Wenn es einen sinnenhaften Leib gibt, gibt es auch einen geistigen; so steht es auch geschrieben (Gen. 2,7): ‛Der erste Mensch Adam wurde geschaffen als ein lebendiges Sinnenwesen’. Das aber steht in der Genesis dort, wo berichtet wird, wie Gott den Menschen geschaffen und seinen Leib, den er aus Ton geformt hatte, mit Leben erfüllt hat. Mit dem Begriff „Alter Mensch“ schliesslich bezeichnet der Apostel nichts anderes als das alte Leben, das in der Sünde ist, in der man in der Nachfolge Adams lebt, über den er sagt (Röm. 5,12): Durch einen Menschen kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod; und auf diese Weise gelangte der Tod zu allen Menschen, indem alle sündigten.
So ist also jener Mensch als Ganzer, d.h. sowohl in dem was bei ihm innerlich ist als auch was äusserlich ist, alt geworden wegen der Sünde, und als Strafe ist die Sterblichkeit über ihn verhängt worden; nun aber wird er neu gemacht in Bezug auf den Inneren Menschen, wo er neugeformt wird nach dem Bild seines Schöpfers, indem er die Ungerechtigkeit, d.h. den Alten Menschen auszieht, und die Gerechtigkeit, d.h. den Neuen Menschen anzieht. Später aber, wenn dann der Leib, der als sinnenhafter gesät wird als geistiger sich erheben wird (cf. I Kor. 5,44), wird auch der Äussere Mensch die Würde der himmlischen Gestalt bekommen, sodass also, was erschaffen wurde, in seiner Gesamtheit neu erschaffen, und was geschaffen wurde, in seiner Gesamtheit neu geschaffen wird, wobei der gleiche neu erschafft, der schon erschaffen, und der gleiche neu schafft, der schon geschaffen hat.
Dies erklärt der Apostel kurz, wo er sagt (Röm. 8,10 f.): Der Leib ist zwar tot aufgrund der Sünde, der Geist aber ist Leben aufgrund der Gerechtigkeit. Wenn aber der Geist dessen, der Christus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch euren sterblichen Leib lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt.
Zum letzten Punkt (p. 720,8 ff.): Jeder, der in der katholischen Wahrheit unterrichtet ist, weiss doch, dass der Leib, nicht das geistbestimmte Denken (cf. Eph. 4,23), in dem wir nach dem Bild Gottes erneuert werden, das Unterscheidungsmerkmal ist, nach dem die einen Menschen Männer, die andern Frauen sind.
Dass nun aber Gott beides schuf, dafür ist wiederum derselbe Apostel Zeuge, wenn er sagt (I Kor. 11,11 f.): Doch im Herrn gibt es weder die Frau ohne den Mann, noch den Mann ohne die Frau; denn wie die Frau vom Manne stammt, so kommt der Mann durch die Frau zur Welt; alles aber stammt von Gott.
Was anderes als dies weiss dazu die alberne Lügenkunst jener Menschen zu sagen, die sich in ihrer aus der Blindheit der Herzen geborenen Unwissenheit vom Leben Gottes verabschiedet (cf. Eph. 4,18) haben: Was uns in den apostolischen Schriften genehm ist, ist echt, was nicht, ist gefälscht! (cf. P. 315,9ff.)? So sollen sie halt spinnen, die Manichäer!
Wenn sie zur Vernunft kämen, wären sie wohl auch nicht Manichäer! Wenn man sie nun aber fragt – sie bekennen ja, dass der Innere Mensch nach dem Bild Gottes neugeschaffen wird und legen auch von sich aus ein Zeugnis dafür vor (cf. P. 719,3 ff. /Eph. 4,23), und Faustus sagt, dass Gott den Menschen in jenem Moment schafft, wenn der Innere Mensch durch die Erkenntnis Gottes erneuert wird (cf. P. 719,20) –: wenn man sie also fragt, ob der gleiche Gott den Menschen geschaffen hat, der ihn neu schafft, der gleiche Gott sein Schöpfer war, der ihn erneuert, dann werden sie antworten: So ist es! Wenn wir aber auf diese Antwort hin die Zusatzfrage stellen würden, wann er denn diesen Menschen geformt habe, den er jetzt neu formt, werden sie sich zu verkriechen suchen, um nicht gezwungen zu sein, ihre widerliche Lügengeschichte offenzulegen. Nach ihrer Lehre hat nämlich Gott den Menschen gar nicht geformt, erschaffen oder eingesetzt, vielmehr ist er ein Teil seiner eigenen Substanz, den er rücksichtslos gegen seine Feinde geschleudert hat; und er ist auch nicht durch die Sünde zum Alten Menschen geworden, sondern in auswegloser Situation von den Feinden gefangengenommen und besudelt worden, usw.; man schämt sich schon, das auch nur zu erzählen. In diesem Zusammenhang erwähnen sie auch einen Ersten Menschen, aber nicht jenen ersten Menschen, von dem der Apostel sagt (cf. I Kor. 15,47), dass er von der Erde, irdisch ist, sondern einen eigenen nebulösen Ersten Menschen, der aus ihrer Lügenbüchse herausspringt; diesen schweigt Faustus tot, wo er sich den Disput über den Menschen vorgenommen hat (717,10), aus Angst, seine Diskussionsgegnern könnten ihn irgendwie zur Kenntnis nehmen.
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Reply to Faustus the Manichaean
2.
Augustin replied: The Apostle Paul certainly uses the expression the inner man for the spirit of the mind, and the outer man for the body and for this mortal life; but we nowhere find him making these two different men, but one, which is all made by God, both the inner and the outer. However, it is made in the image of God only as regards the inner, which, besides being immaterial, is rational, and is not possessed by the lower animals. God, then, did not make one man after His own image, and another man not after that image; but the one man, which includes both the inner and the outer, He made after His own image, not as regards the possession of a body and of mortal life, but as regards the rational mind with the power of knowing God, and with the superiority as compared with all irrational creatures which the possession of reason implies. Faustus allows that the inner man is made by God, when, as he says, it is renewed in the knowledge of God after the image of Him that created him. I readily admit this on the apostle's authority. Why does not Faustus admit on the same authority that "God has placed the members every one in the body, as it has pleased Him"? 1 Here we learn from the same apostle that God is the framer of the outer man too. Why does Faustus take only what he thinks to be in his own favor, while he leaves out or rejects what upsets the follies of the Manichaeans? Moreover, in treating of the earthy and the heavenly man, and making the distinction between the mortal and the immortal, between that which we are in Adam and that which we shall be in Christ, the apostle quotes the declaration of the law regarding the earthy or natural body, referring to the very book and the very passage where it is written that God made the earthy man too. Speaking of the manner in which the dead shall rise again, and of the body with which they shall come, after using the similitude of the seeds of corn, that they are sown bare grain, and that God gives them a body as it pleases Him, and to every seed his own body,--thus, by the way, overthrowing the error of the Manichaeans, who say that grains and plants, and all roots and shoots, are created by the race of darkness, and not by God, who, according to them, instead of exerting power in the production of these objects, is Himself subject to confinement in them,--he goes on, after this refutation of Manichaean impieties, to describe the different kinds of flesh. "All flesh," he says, "is not the same flesh." Then he speaks of celestial and terrestrial bodies, and then of the change of our body by which it will become spiritual and heavenly. "It is sown," he says, "in dishonor, it shall rise in glory; it is sown in weakness, it shall rise in power; it is sown a natural body, it shall rise a spiritual body." Then, in order to show the origin of the animal body, he says, "There is a natural body, and there is a spiritual body; as it is written, The first man, Adam, was made a living soul." 2 Now this is written in Genesis, 3 where it is related how God made man, and animated the body which He had formed of the earth. By the old man the apostle simply means the old life, which is a life in sin, and is after the manner of Adam, of whom it is said, "By one man sin entered into the world, and death by sin; and so death passed upon all men, in that all have sinned." 4 Thus the whole of this man, both the inner and the outer part, has become old because of sin, and liable to the punishment of mortality. There is, however, a restoration of the inner man, when it is renewed after the image of its Creator, in the putting off of unrighteousness--that is, the old man, and putting on righteousness--that is, the new man. But when that which is sown a natural body shall rise a spiritual body, the outer man too shall attain the dignity of a celestial character; so that all that has been created may be created anew, and all that has been made be remade by the Creator and Maker Himself. This is briefly explained in the words: "The body is dead because of sin; but the spirit is life because of righteousness. But if the Spirit of Him who raised up Jesus from the dead dwell in you, He that raised up Christ from the dead will also quicken your mortal bodies by His Spirit dwelling in you." 5 No one instructed in the Catholic doctrine but knows that it is in the body that some are male and some female, not in the spirit of the mind, in which we are renewed after the image of God. But elsewhere the apostle teaches that God is the Maker of both; for he says, "Neither is the woman without the man, nor the man without the woman, in the Lord; for as the woman is of the man, so is the man by the woman; but all things are of God." 6 The only reply given to this, by the perverse stupidity of those who are alienated from the life of God by the ignorance which is in them, on account of the blindness of their heart, is, that whatever pleases them in the apostolic writings is true, and whatever displeases them is false. This is the insanity of the Manichaeans, who will be wise if they cease to be Manichaeans. As it is, if they are asked whether it is He that remakes and renews the inner man (which they acknowledge to be renewed after the image of God, and they themselves quote the passage in support of this; and, according to Faustus, God makes man when the inner man is renewed in the image of God), they will answer, yes. And if we then go on to ask when God made what He now renews, they must devise some subterfuge to prevent the exposure of their absurdities. For, according to them, the inner man is not formed or created or originated by God, but is part of His own substance sent against His enemies; and instead of becoming old by sin, it is through necessity captured and damaged by the enemy. Not to repeat all the nonsense they talk, the first man they speak of is not the man of the earth earthy that the apostle speaks of, 7 but an invention proceeding from their own magazine of untruths. Faustus, though he chooses man as a subject for discussion, says not a word of this first man; for he is afraid that his opponents in the discussion might come to know something about him.