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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Contra Faustum Manichaeum

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Gegen Faustus

2.

Augustinus antwortete: Weiter oben (Buch IV 2; VI 2. 5.9) haben wir schon zur Genüge gezeigt, warum und wie wir an der Autorität des Alten Testaments festhalten, dass dies nicht geschieht, um der Jüdischen Knechtschaft Gefolgschaft zu leisten, sondern um Zeugnis abzulegen für die christliche Freiheit. Der Satz (I Kor. 10,11): Dies alles widerfuhr ihnen modellhaft; geschrieben aber wurde es für uns, die das Ende der Zeiten erreicht hat, stammt ja nicht von mir, sondern vom Apostel. Wir führen daher nicht in sklavischer Haltung aus, was befohlen wurde, um uns anzukündigen, sondern wir lesen in Freiheit, was geschrieben  wurde, um uns zu stärken. Wer würde also nicht erkennen, wovor der Apostel die Galater zurückhalten will, die ja nicht in gläubiger Ehrfurcht die Schrift der Beschneidung lasen, sondern bereits in abergläubischer Ängstlichkeit sich selber beschneiden lassen wollten. Somit nähen wir keineswegs ein neues Stück Stoff auf ein altes Kleid (cf. Mt. 9,16), sondern wir sind Schüler im Himmelreich, nach dem Gleichnis jenes Familienvaters, von dem der Herr sagt (cf. Mt. 13,52), dass er Neues und Altes aus seiner Schatzkammer hervorholt. Hingegen näht jener ein neues Stück Stoff auf ein altes Kleid, der zwar die geistige Enthaltsamkeit anstrebt, aber die fleischliche Hoffnung noch nicht abgelegt hat. Lest doch den Text sorgfältig und seht, dass es die Frage nach dem Fasten war, auf die der Herr antwortete (Mt. 9,16): Niemand näht ein neues Stück Stoff auf ein altes Kleid! Bisher liebten nämlich die Jünger ihren Herrn noch auf fleischliche Weise, da sie ja auch befürchteten, ihn zu verlieren, wenn er getötet würde. Deshalb nannte er Petrus, als dieser ihn vom Leiden zurückhalten wollte, Satan, weil er nicht die Sache Gottes, sondern die der Menschen im Sinn habe. Achtet ferner darauf, wie fleischlich eure Hoffnung in eurer Phantasmagorie über das Reich Gottes ist, wo ihr das dem Fleisch sichtbare Licht der Sonne, wie ein Vorbild, das euch vor Augen steht, liebt und verehrt, und ihr werdet entdecken, wie eure Enthaltsamkeit auf euer fleischliches Denken aufgenäht ist wie auf ein altes Kleid. Da nun also ein neues Stück Stoff nicht auf ein altes Kleid passt, wie konnten sich da die Partikel eures Gottes mit den Fürsten der Finsternis vereinigen, und zwar nicht etwa nur, indem sie ihnen beigefügt oder angenäht wurden, sondern, was noch viel einschneidender ist, indem sie sich mit ihnen vermischten und mit ihnen zusammenwuchsen? Oder sind vielleicht beide alt, da beide frei erfunden, beide fleischlichem Denken entsprungen sind? Aber vielleicht liegt ja für euch der Beweis, dass der eine Teil neu, der andere alt war, darin, dass ein noch grösserer Riss entstanden ist, sodass ein bedauernswerte Stück Tuch endgültig vom Reich des Lichtes abgetrennt und zu ewiger Bestrafung an den Klumpen der Finsternis genagelt wurde. Und trotzdem masst sich dieser jämmerliche Flickschneider und erbärmliche Gestalter solcher Fabelgeschichten penetrant an, mit seiner spitzen Zunge auf die unerschütterliche Autorität der göttlichen Schriften einzustechen.

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Reply to Faustus the Manichaean

2.

Augustin replied: We have already shown sufficiently why and how we maintain the authority of the Old Testament, not for the imitation of Jewish bondage, but for the confirmation of Christian liberty. It is not I, but the apostle, who says, "All these things happened to them as an example, and they were written for our admonition, on whom the ends of the world are come." 1 We do not therefore, as bondmen, observe what was enjoined as predictive of us; but as free, we read what was written to confirm us. So any one may see that the apostle remonstrates with the Galatians not for devoutly reading what Scripture says of circumcision, but for superstitiously desiring to be circumcised. We do not put a new cloth to an old garment, but we are instructed in the kingdom of heaven, like the householder, whom the Lord describes as bringing out of his treasure things new and old. 2 He who puts a new cloth to an old garment is the man who attempts spiritual self-denial before he has renounced fleshly hope. Examine the passage, and you will see that, when the Lord was asked about fasting, He replied, "No man putteth a new cloth to an old garment." The disciples had still a carnal affection for the Lord; for they were afraid that, if He died, they would lose Him. So He calls Peter Satan for dissuading Him from suffering, because he understood not the things of God, but the things of men. 3 The fleshly character of your hope is evident from your fancies about the kingdom of God, and from your paying homage and devotion to the light of the sun, which the carnal eye perceives, as if it were an image of heaven. So your carnal mind is the old garment to which you join your fasts. Moreover, if a new cloth and an old garment do not agree, how do the members of your God come to be not only joined or fastened, but to be united far more intimately by mixture and coherence to the principles of darkness? Perhaps both are old, because both are false, and both of the carnal mind. Or perhaps you wish to prove that one was new and the other old, by the rent being made worse, in tearing away the unhappy piece of the kingdom of light, to be doomed to eternal imprisonment in the mass of darkness. So this pretended artist in the fashions of the sacred Scriptures is found stitching together absurdities, and dressing himself in the rags of his own invention.


  1. 1 Cor. x. 11. ↩

  2. Matt. xiii. 52. ↩

  3. Matt. xvi. 23. ↩

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