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Werke Augustinus von Hippo (354-430) Contra Faustum Manichaeum

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Gegen Faustus

11.

Und der Herr sagt zu Kain (gen. 4,11 f.): Und ab jetzt bist du von der Erde verflucht, welche ihren Mund geöffnet hat, um das Blut deines Bruders aus deiner Hand zu empfangen; denn du wirst die Erde bebauen, doch sie wird dir ihre helfende Kraft verweigern; jammernd und zitternd wirst du auf der Erde sein. Er sagte nicht: Verflucht ist die Erde, sondern du bist von der Erde verflucht, welche ihren Mund geöffnet hat, um das Blut deines Bruders aus deiner Hand zu empfangen. Es ist natürlich das ungläubige jüdische Volk, das hier von der Erde verflucht wurde, d.h. von der Kirche, welche ihren Mund öffnete, um beim Bekenntnis der Sünden das Blut Christi zu empfangen, das zur Vergebung der Sünden ausgegossen wurde durch die Hand des Verfolgers, der nicht unter der Gnade, sondern unter dem Gesetz sein wollte, sodass er von der Kirche verflucht wurde, was im Klartext besagen will, dass die Kirche erkannte und deutlich machte, dass dieser verflucht ist, so wie es der Apostel ausdrückt (Gal. 3,10): Denn alle, die sich den Werken des Gesetzes unterwerfen, stehen unter dem Fluch des Gesetzes.

Nach den Worten (gen. 4,11): Du bist verflucht von der Erde, welche ihren Mund geöffnet hat, um das Blut deines Bruders aus deiner Hand zu empfangen, fuhr nun aber Gott nicht fort: denn du wirst diese Erde bebauen, sondern sagte (gen. 4,12): Denn du wirst die Erde bebauen, doch sie wird dir ihre helfende Kraft verweigern. Die Stelle muss also nicht unbedingt so verstanden werden, dass Kain genau das Stück Erde bebauen wird, welches seinen Mund öffnete, um das Blut des Bruders aus Kains Hand zu empfangen, sie lässt sich vielmehr so verstehen, dass die Verfluchung Kains darin besteht, dass er weiter die Erde bebauen wird, diese ihm aber ihre helfende Kraft verweigert; das heisst, dass die Kirche die Verfluchung des Jüdischen Volkes darin erkennt und sie damit verdeutlicht, dass dieses Volk auch nach der Tötung Christi weiterhin die irdische Beschneidung vollzieht, den irdischen Sabbat, das irdische Fest der Ungesäuerten Brote, das irdische Pascha begeht, alles irdische Rituale, deren verborgene Kraft darin liegt, die Gnade Christi erkennbar werden zu lassen, welche jedoch den Juden, welche ja immer noch in Gottlosigkeit und Unglauben verharren, nicht geschenkt wird, da sie erst durch das Neue Testament enthüllt wurde; und solange die Juden sich nicht dem Herrn zuwenden, wird sich ihnen der Schleier nicht lüften, der über dem Text des Alten Testaments liegt, da er einzig in Christus beseitigt wird (cf. II Kor. 3,14 ff.) – und mit der Beseitigung meinen wir natürlich nicht den Text des Alten Testaments, welcher die verborgene Kraft enthält, sondern den Schleier, der diese verhüllt. Daher riss, nachdem Christus am Kreuz gelitten hatte, der Vorhang des Tempels entzwei (cf. Mt. 27,51), damit so durch das Leiden Christi die Geheimnisse jener Heilssymbole für die Gläubigen enthüllt würden, die sich ihm zuwandten, um mit ihrem zum Bekenntnis geöffneten Mund sein Blut zu trinken. Deshalb übt jenes Volk, so wie Kain weiterhin die Erde bebaut, weiterhin in fleischlicher Weise die Werke des Gesetzes aus, welches ihm aber seine Kraft nicht preisgibt, weil die Juden in ihm die Gnade Christi nicht erkennen. Deshalb haben sie auch durch eben jene ‛Erde’, die Christus auf sich trug, d.h. durch sein Fleisch, unser Heil bewirkt, indem sie Christus kreuzigten, der wegen unserer Sünden für uns gestorben ist (cf. I Kor. 15,3). Und deshalb auch hat ihnen diese ‘Erde’ ihre Kraft vorenthalten, da sie ja nicht gerechtfertigt wurden durch die Kraft der Auferstehung dessen, der zu unserer Rechtfertigung auferstanden ist (cf. Rm. 4,25); denn er wurde zwar wegen seiner Schwachheit gekreuzigt, aber er lebt aus der Kraft Gottes, wie es der Apostel sagt (cf. II Kor. 13,4). Dies also ist die Kraft jener ‘Erde’, die Christus den Gottlosen und Ungläubigen nicht zeigte (cf. 340,10). Deshalb auch erschien er bei seiner Auferstehung jenen nicht, die ihn gekreuzigt hatten; er war also gleichsam die ‛Erde’, die dem Kain, als er die Erde bearbeitete, um jenes Korn auszusäen, das Ergebnis ihrer helfenden Kraft nicht sehen liess. Denn du wirst die Erde bebauen, heisst es da (gen. 4,12), doch sie wird dir darauf ihre helfende Kraft verweigern.

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Reply to Faustus the Manichaean

11.

Then God says to Cain: "Thou art cursed from the earth, which hath opened its mouth to receive thy brother's blood at thy hand. For thou shalt till the earth, and it shall no longer yield unto thee its strength. A mourner and an abject shalt thou be on the earth." It is not, Cursed is the earth, but, Cursed art thou from the earth, which hath opened its mouth to receive thy brother's blood at thy hand. So the unbelieving people of the Jews is cursed from the earth, that is, from the Church, which in the confession of sins has opened its mouth to receive the blood shed for the remission of sins by the hand of the people that would not be under grace, but under the law. And this murderer is cursed by the Church; that is, the Church admits and avows the curse pronounced by the apostle: "Whoever are of the works of the law are under the curse of the law." 1 Then, after saying, Cursed art thou from the earth, which has opened its mouth to receive thy brother's blood at thy hand, what follows is not, For thou shalt till it, but, Thou shalt till the earth, and it shall not yield to thee its strength. The earth he is to till is not necessarily the same as that which opened its mouth to receive his brother's blood at his hand. From this earth he is cursed, and so he tills an earth which shall no longer yield to him its strength. That is, the Church admits and avows the Jewish people to be cursed, because after killing Christ they continue to till the ground of an earthly circumcision, an earthly Sabbath, an earthly passover, while the hidden strength or virtue of making known Christ, which this tilling contains, is not yielded to the Jews while they continue in impiety and unbelief, for it is revealed in the New Testament. While they will not turn to God, the veil which is on their minds in reading the Old Testament is not taken away. This veil is taken away only by Christ, who does not do away with the reading of the Old Testament, but with the covering which hides its virtue. So, at the crucifixion of Christ, the veil was rent in twain, that by the passion of Christ hidden mysteries might be revealed to believers who turn to Him with a mouth opened in confession to drink His blood. In this way the Jewish people, like Cain, continue tilling the ground, in the carnal observance of the law, which does not yield to them its strength, because they do not perceive in it the grace of Christ. So too, the flesh of Christ was the ground from which by crucifying Him the Jews produced our salvation, for He died for our offences. But this ground did not yield to them its strength, for they were not justified by the virtue of His resurrection, for He arose again for our justification. As the apostle says: "He was crucified in weakness, but He liveth by the power of God." 2 This is the power of that ground which is unknown to the ungodly and unbelieving. When Christ rose, He did not appear to those who had crucified Him. So Cain was not allowed to see the strength of the ground which he tilled to sow his seed in it; as God said, "Thou shalt till the ground, and it shall no longer yield unto thee its strength."


  1. Gal. iii. 10. ↩

  2. 2 Cor. xiii. 4. ↩

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