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Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
1. Kapitel. Die Methode der Untersuchung.
S. 42 1. Wir suchen also auf jeden Fall die Dreieinigkeit, nicht eine beliebige, sondern jene Dreieinigkeit, die Gott ist, und zwar der wahre und höchste und einzige Gott. Warte also noch zu, wer immer du bist, der du dies hörst! Wir sind nämlich noch beim Suchen, und niemand darf einen, der solches sucht, mit Recht tadeln, wenn er nur von der festen Glaubensgrundlage aus sucht, was zu erkennen oder auszusprechen äußerst schwer ist. Wenn aber jemand anfängt, Behauptungen aufzustellen, so soll ihn schnell und gerecht tadeln, wer immer etwas Besseres sieht oder lehrt. „Suchet“, heißt es, „Gott, und eure Seele wird leben.“1 Und damit niemand sich allzu kühn darüber freut, daß er gleichsam schon ergriffen habe, heißt es; „Suchet sein Antlitz immer!“2 Und der Apostel sagt: „Wenn jemand glaubt, er habe erkannt, dann hat er noch nicht erkannt, wie man erkennen muß. Wer aber Gott liebt, der ist von ihm erkannt.“3 Er sagt also nicht: der hat ihn erkannt, was eine gefährliche Anmaßung wäre, sondern: „der ist von ihm erkannt“. So verbessert er auch anderswo sein Wort: „da ihr Gott erkannt habt“ sogleich in: „Ja vielmehr S. 43 ihr seid von Gott erkannt.“4 Am meisten trifft das zu an der Stelle: „Brüder, ich halte nicht dafür, daß ich es schon ergriffen habe, eines aber: Was hinter mir liegt, vergesse ich und strecke mich nach dem aus, was vor mir liegt; ich eile, das Ziel im Auge, dem Siegespreis zu, für den Gott im Himmel mich durch Christus Jesus berufen hat. Alle, die wir vollkommen sind, wollen wir so denken.“5 Vollkommenheit in diesem Leben nennt er nichts anderes als: vergessen, was zurückliegt, und sich nach dem, was vorausliegt, ausstrecken, dem Ziele entgegen. Am sichersten ist nämlich die Ausrichtung des Suchenden nach dem Ziele, bis das ergriffen wird, wohin wir uns richten und wohin wir uns ausrichten. Das aber ist die rechte Ausrichtung nach dem Ziele, welche vom Glauben ausgeht. Der sichere Glaube ist nämlich irgendwie ein Anfang des Erkennens. Die sichere Erkenntnis aber wird erst nach diesem Leben vollendet, wenn wir schauen von Angesicht zu Angesicht.6 So also wollen wir denken, auf daß wir erkennen, daß sicherer ist die Neigung, die Wahrheit zu suchen, als das Unerkannte für Erkanntes vorwegzunehmen. So also wollen wir suchen: als solche, die finden werden, und so wollen wir finden; als solche, die suchen werden. „Wenn“ nämlich „der Mensch vollendet hat, dann beginnt er“.7 Über das, was zu glauben ist, wollen wir in keinerlei Unglauben zweifeln; über das, was einzusehen ist, in keinerlei Verwegenheit Behauptungen aufstellen. In jenem muß man sich an die Autorität halten, in diesem muß man die Wahrheit herausbringen. Was also unsere Frage betrifft, so wollen wir glauben, daß der Vater, Sohn und Heilige Geist der eine Gott ist, der Schöpfer und Lenker des geschaffenen Alls, daß der Vater nicht der Sohn ist, und daß der Heilige Geist nicht der Vater oder der Sohn ist, sondern daß es ist die Dreieinigkeit der aufeinander bezogenen Personen und die Einheit des gleichen Wesens. Das also wollen S. 44 wir einzusehen suchen, indem wir von jenem, den wir einsehen wollen, Hilfe erflehen, und indem wir, was wir einsehen, soweit er es gewährt, mit solcher Sorgfalt und frommer Gewissenhaftigkeit zu erklären trachten, daß wir, auch wenn wir manches verwechseln, doch nichts Unwürdiges sagen. Wenn wir zum Beispiel vom Vater aussagen, was nicht dem Vater als Eigentümlichkeit zukommt, so soll es doch dem Sohne oder Heiligen Geiste oder der Dreieinigkeit zukommen. Oder wenn wir vom Sohne etwas aussagen, was für den Sohn als Eigentümlichkeit nicht paßt, dann soll es wenigstens für den Vater oder den Heiligen Geist oder die Dreieinigkeit passen. Ebenso soll, wenn wir vom Heiligen Geiste etwas aussagen, was für die Eigentümlichkeit des Heiligen Geistes sich nicht gehört, doch dem Vater oder dem Sohne oder dem einen Gott, eben der Dreieinigkeit, nicht fremd sein. So verlangen wir etwa jetzt zu sehen, ob jene über alles erhabene Liebe im eigentlichen Sinne der Heilige Geist sei; wenn das nicht zutrifft, ob dann der Vater die Liebe ist oder der Sohn oder die Dreieinigkeit selbst. Wir können ja dem sicheren Glauben und der machtvollen Autorität der Schrift, die sagt: „Gott ist die Liebe“,8 nicht widerstehen — wir dürfen jedoch nicht auf den gottlosen Irrweg geraten, daß wir von der Dreieinigkeit etwas behaupten, was nicht dem Schöpfer, sondern eher dem Geschöpf zukommt, oder daß man sich in eitler Vorstellung eine leere Einbildung macht.
Edition
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De Trinitate
I.
[I 1] Trinitatem certe quaerimus, non quamlibet sed illam trinitatem quae deus est, verusque ac summus et solus deus. Exspecta ergo, quisquis haec audis: adhuc enim quaerimus, et talia quaerentem nemo iuste reprehendit si tamen in fide firmissimus quaerat quod aut nosse aut eloqui difficillimum est. Affirmantem vero cito iusteque reprehendit quisquis melius vel videt vel docet. Quaerite, inquit, dominum, et vivet anima vestra. Et ne quisquam se tamquam apprehendisse temere gaudeat: Quaerite, inquit, faciem eius semper. Et apostolus: Si quis se, inquit, putat aliquid scire, nondum scit quemadmodum scire oporteat. Quisquis autem diligit deum, hic cognitus est ab illo. Nec sic quidem dixit, ‚cognovit illum,‘ quae periculosa praesumptio est, sed, cognitus est ab illo. Sic et alibi cum dixisset: Nunc autem cognoscentes deum, statim corrigens, immo cogniti, inquit, a deo. Maximeque illo loco: Fratres, inquit, ego me ipsum non arbitror apprehendisse; unum autem, quae retro oblitus, in ea quae ante sunt extentus secundum intentionem sequor ad palmam supernae vocationis dei in Christo Iesu. Quotquot ergo perfecti hoc sapiamus. Perfectionem in hac vita dicit non aliud quam ea quae retro sunt oblivisci et in ea quae ante sunt extendi secundum intentionem. Tutissima est enim quaerentis intentio donec apprehendatur illud quo tendimus et quo extendimur. Sed ea recta intentio est quae proficiscitur a fide. Certa enim fides utcumque inchoat cognitionem; cognitio vero certa non perficietur nisi post hanc vitam cum videbimus facie ad faciem. Hoc ergo sapiamus ut noverimus tutiorem esse affectum vera quaerendi quam incognita pro cognitis praesumendi. Sic ergo quaeramus tanquam inventuri, et sic inveniamus tamquam quaesituri. Cum enim consummaverit homo, tunc incipit.
De credendis nulla infidelitate dubitemus, de intellegendis nulla temeritate affirmemus; in illis auctoritas tenenda est, in his veritas exquirenda. Quod ergo ad istam questionem attinet credamus patrem et filium et spiritum sanctum esse unum deum, universae creaturae conditorem atque rectorem; nec patrem esse filium nec spiritum sanctum vel patrem esse vel filium, sed trinitatem relatarum ad invicem personarum et unitatem aequalis essentiae. Quaeramus hoc autem intellegere ab eo ipso quem intellegere volumus auxilium precantes, et quantum tribuitur quod intellegimus explicare tanta cura et sollicitudine pietatis ut etiam si aliquid aliud pro alio dicimus, nihil tamen dicamus indignum. Ut si quid verbi gratia de patre dicimus quod patri proprie non conveniat, aut filio conveniat aut spiritui sancto aut ipsi trinitati; et si quid de filio quod filio proprie non congruat, saltem congruat patri aut spiritui sancto aut trinitati; item si quid de spiritu sancto quod proprietatem spiritus sancti non doceat, non tamen alienum sit a patre aut a filio aut ab uno deo ipsa trinitate, veluti nunc cupimus videre utrum illa excellentissima caritas proprie spiritus sanctus sit. Quod si non est, aut pater est caritas aut filius aut ipsa trinitas quoniam resistere non possumus certissimae fidei et validissimae auctoritati scripturae dicentis: Deus caritas est. Non tamen debemus deviare sacrilego errore ut aliquid de trinitate dicamus quod non creatori sed creaturae potius conveniat aut inani cogitatione fingatur.