• Accueil
  • Œuvres
  • Introduction Instructions Collaboration Sponsors / Collaborateurs Copyrights Contact Mentions légales
Bibliothek der Kirchenväter
Recherche
DE EN FR
Œuvres Augustin d'Hippone (354-430) De Trinitate Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
SIEBENTES BUCH.

4. Kapitel. Warum reden die Griechen von drei Hypostasen, die Lateiner von drei Personen? Die Schrift gebraucht den Ausdruck Person nirgends.

7. Deshalb schufen unsere griechischen Glaubensgenossen, damit wir für das Unaussprechliche irgendwelche Worte haben und so einigermaßen über das reden können, was wir in keiner Weise auszusprechen vermögen, die Formel: Ein Wesen, drei Substanzen. Die Lateiner sagten dafür: Ein Wesen beziehungsweise eine Substanz, drei Personen. Wie ich nämlich schon sagte, hat in unserer Sprache, das heißt in der lateinischen Sprache, Wesen den gleichen Sinn wie Substanz.1 Und um S. 246 wenigstens wie im Rätsel zu verstehen, was man sagt, entschloß man sich zu dieser Formel, damit man auf die Frage, was die drei seien, doch irgendeine Antwort geben könne. Daß es drei sind, verkündet der wahre Glaube, indem er lehrt, der Vater sei nicht der Sohn, und der Heilige Geist, welcher das Geschenk Gottes ist, sei nicht der Vater und nicht der Sohn. Wenn man also fragt, was es für drei Dinge oder Subjekte sind, begeben wir uns auf die Suche nach einem Art- oder Gattungsnamen, mit dem wir die drei zusammenfassen können. Wir treffen jedoch auf keinen, weil die alles überragende Erhabenheit der Gottnatur jenseits aller Möglichkeiten unseres gewohnten Sprachgebrauchs liegt. Wahrer als unser Sprechen von Gott ist nämlich unser Denken über ihn; aber wahrer als unser Denken ist sein Sein. Wenn wir nämlich sagen, Jakob sei nicht derselbe wie Abraham, Isaak sei nicht Abraham oder Jakob, dann drücken wir damit aus, daß es drei sind. Wenn man uns fragt, was diese drei sind, dann antworten wir: drei Menschen, indem wir einen Artnamen in der Mehrzahl gebrauchen. Wenn wir einen Gattungsnamen gebrauchen wollen, dann sagen wir: drei Lebewesen. Der Mensch ist ja nach der Wesensbestimmung der Alten ein vernunftbegabtes, sterbliches Lebewesen.2 Wenn wir dem Sprachgebrauch unserer Schrift folgen wollen, dann sagen wir: drei Seelen, da man nach dem Hauptteil, das heißt nach der Seele, das aus Leib und Seele bestehende Ganze, welches der Mensch ist, benennen kann. So heißt es, daß mit Jakob fünfundsiebzig Seelen nach Ägypten gezogen sind,3 im Sinne von fünfundsiebzig Menschen. Ebenso ist die Sachlage, wenn wir sagen: Dein Pferd ist nicht dasselbe wie das meinige, und das eines dritten ist weder das meinige noch das deinige. Wir reden da von dreien. Auf die Frage, was es für drei Wesen sind, antworten wir: drei Pferde, wenn wir einen Artnamen gebrauchen wollen; drei Lebewesen, wenn wir S. 247 einen Gattungsnamen gebrauchen wollen. Wenn wir sagen, der Ochse sei kein Pferd, der Hund sei kein Ochse und kein Pferd, dann sprechen wir von drei Wesen. Wenn jemand wissen will, was das für drei Wesen sind, dann verwenden wir nicht etwa die Artbezeichnungen drei Pferde oder drei Ochsen oder drei Hunde, weil sie nicht derselben Art angehören. Wir verwenden vielmehr einen Gattungsnamen und sagen: drei Lebewesen oder, wenn wir eine höhere Gattung nennen wollen: drei Substanzen, drei Geschöpfe, drei Wesen. Wenn wir mehrere Dinge unter einem Artnamen in der Mehrzahl zusammenfassen können, so können wir auf sie auch einen Gattungsnamen anwenden. Nicht aber können wir, wenn wir mehrere Dinge unter einem Gattungsnamen zusammenfassen, immer auch einen Artnamen auf sie anwenden. So können wir drei Pferde — eine Artbezeichnung — auch drei Lebewesen nennen. Pferd, Ochse, Hund jedoch können wir nur drei Lebewesen oder Substanzen heißen — lauter Gattungsbezeichnungen — oder mit sonstigen Gattungsnamen belegen. Drei Pferde, drei Ochsen, drei Hunde — lauter Artnamen — können wir sie nicht heißen. Wir können nämlich mit dem gleichen Worte, auch wenn wir dies in die Mehrzahl setzen, nur die Dinge ausdrücken, welchen das mit dem Worte gemeinte Wesen gemeinsam ist. So haben Abraham, Isaak und Jakob das mit dem Worte Mensch gemeinte Wesen gemeinsam. Deshalb spricht man von drei Menschen. Ebenso haben Pferd, Ochse, Hund das mit dem Worte Lebewesen gemeinte Wesen gemeinsam. Sie heißen daher drei Lebewesen. Aus dem gleichen Grund nennen wir Lorbeerbäume auch drei Bäume. Lorbeerbaum, Myrte, Ölbaum jedoch können wir nur drei Bäume oder drei Substanzen oder drei Wesen nennen. Ebenso sprechen wir von drei Steinen und von drei Körpern. Stein, Holz und Eisen jedoch können wir nur drei Körper heißen oder mit dem Namen einer anderen höheren Gattung belegen. Da also der Vater, Sohn und S. 248 Heilige Geist drei sind, fragen wir, was die drei sind und was sie gemeinsam haben. Nicht gemeinsam ist ihnen das Vatersein, so daß sie sich gegenseitig Vater wären, wie Freunde, da sie in bezug aufeinander so heißen, drei Freunde genannt werden können, weil sie gegenseitig Freunde sind. So ist es nicht bei Gott, da doch nur der Vater Vater ist, und zwar nicht Vater der beiden anderen, sondern nur des einzigen Sohnes. Es gibt auch nicht drei Söhne in Gott, da der Vater nicht Sohn ist und auch der Heilige Geist nicht. Auch nicht drei Heilige Geister, da weder Vater noch Sohn Heiliger Geist ist, wenn man die Bezeichnung als Eigenname verwendet, als welcher sie das gleiche bedeutet wie Geschenk Gottes. Was also sind die drei? Sagt man: drei Personen, dann ist ihnen das mit dem Ausdruck Person Gemeinte gemeinsam. Also ist für sie, wenn man nach unserem gewöhnlichen Sprachgebrauch vorgeht, Person eine Art- oder eine Gattungsbezeichnung. Wo aber keine Naturverschiedenheit besteht, dort läßt sich auf eine Vielheit von Dingen ebenso eine Gattungs- wie eine Artbezeichnung anwenden. Die Naturverschiedenheit ist ja der Grund, warum wir Lorbeer, Myrte, Ölbaum oder Pferd, Ochse und Hund nicht mit einer Artbezeichnung zusammenfassen und sagen können: drei Lorbeerbäume oder drei Ochsen, sondern nur mit einer Gattungsbezeichnung und nur von drei Bäumen oder drei Lebewesen sprechen können. Bei Gott jedoch besteht keinerlei Wesensverschiedenheit. Also muß sich für die drei auch eine Artbezeichnung finden lassen. Das trifft jedoch nicht zu. Person ist ja ein Gattungsname, so sehr, daß auch der Mensch mit diesem Ausdruck benannt werden kann, obwohl zwischen Gott und Mensch ein gewaltiger Unterschied besteht.

8. Wenn wir sodann die Gattungsbezeichnung Person anwenden und von drei Personen sprechen, weil ihnen der im Begriff Person gefaßte Wesensgehalt gemeinam ist — wäre es anders, dann könnte man nicht von S. 249 drei Personen sprechen, wie wir sie auch nicht drei Söhne heißen, weil der im Begriff Sohn gefaßte Wesensgehalt ihnen nicht gemeinsam ist —, warum sprechen wir dann nicht auch von drei Göttern? Sicher sind es doch deshalb drei Personen, weil der Vater Person ist, der Sohn Person ist und der Heilige Geist Person ist. Warum sprechen wir da nicht auch von drei Göttern, da doch auch der Vater Gott ist, der Sohn Gott ist und der Heilige Geist Gott ist? Etwa deshalb, weil sie wegen der unaussprechlich innigen Verbindung zusammen nur ein Gott sind? Warum reden wir dann nicht auch von einer Person, so daß wir sie nicht drei Personen nennen dürfen, wenngleich jede einzelne für sich Person ist, sowie wir sie auch nicht drei Götter nennen, wenngleich wir jeden einzeln für sich Gott heißen, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist? Etwa deshalb, weil die Schrift nicht von drei Göttern spricht? Doch sie redet, soviel ich mich erinnere, auch nirgends von drei Personen. Oder kann man etwa daraus, daß die Schrift weder von drei Personen noch von einer Person spricht — wir lesen zwar dort den Ausdruck Person des Herrn, aber nicht Person-Herr —, die Möglichkeit ableiten, unter dem Zwange, über die Dreieinigkeit reden und diskutieren zu müssen, von drei Personen zu sprechen, nicht weil die Schrift diesen Ausdruck lehrt, sondern weil sie ihn nicht ablehnt? Wenn wir jedoch von drei Göttern reden wollten, würde die Schrift Einspruch erheben, da sie sagt; „Höre, Israel, der Herr, dein Gott, ist ein Gott.“4 Warum dürfen wir dann nicht auch von drei Wesen reden, da die Schrift in ähnlicher Weise auch diesen Ausdruck weder lehrt noch ablehnt? Wenn nämlich Wesen eine den dreien gemeinsame Artbezeichnung ist, warum sollten sie nicht drei Wesen genannt werden, wie Abraham, Isaak und Jakob drei Menschen heißen, weil Mensch eine allen Menschen gemeinsame Artbezeichnung ist? Wenn Wesen keine Art-, sondern S. 250 eine Gattungsbezeichnung ist, weil Wesen auch von Mensch, Tier, Baum, Stern, Engel ausgesagt wird, warum spricht man dann nicht von drei Wesen, wie man drei Pferde drei Lebewesen, drei Lorbeerbäume drei Bäume und drei Steine drei Körper heißt? Wenn umgekehrt wegen der Einheit der Dreieinigkeit nicht von drei, sondern nur von einem Wesen gesprochen werden darf, warum vermeidet man dann wegen derselben Einheit des Wesens nicht auch den Ausdruck drei Substanzen beziehungsweise drei Personen und sagt dafür eine Substanz, eine Person? In dem gleichen Grad nämlich, wie die Bezeichnung Wesen ihnen gemeinsam zukommt — so sehr ist sie ihnen gemeinsam, daß jede einzelne Wesen genannt werden kann —, in dem gleichen Grade ist ihnen die Bezeichnung Substanz beziehungsweise Person gemeinsam. Was nämlich nach unserem Sprachgebrauch von dem Begriffe Person, das gilt nach dem griechischen Sprachgebrauch von dem Begriffe Substanz. Die Griechen verwenden nämlich die Formel „drei Substanzen, ein Wesen“ im gleichen Sinne, wie wir die Formel „drei Personen, ein Wesen beziehungsweise eine Substanz“ verwenden.

9. Was bleibt also übrig als zuzugeben, daß diese Formeln unter dem Zwange, über die Dreieinigkeit zu reden, geschaffen wurden. Gegenüber den Angriffen und Mißverständnissen der Häretiker bedurfte es ja eines umfassenden Gesprächs. Als nämlich die menschliche Armseligkeit versuchte, durch Worte vor die Sinne der Menschen hinzustellen, was sie in den Heimlichkeiten des Geistes nach ihrem Fassungsvermögen von dem Herrn und Gott ihrem Schöpfer festhält, sei es in frommem Glauben, sei es durch eigenes Nachsinnen, da scheute sie sich, von drei Wesen zu reden, weil so der Eindruck entstehen konnte, als ob in der höchsten Gleichheit Verschiedenheit herrsche. Auf der anderen Seite konnte sie nicht zugeben, daß es keine Dreiheit sei. Das hatte Sabellius behauptet und verfiel so dem S. 251 Irrglauben. Ohne jeden Zweifel läßt sich aus der Schrift die Erkenntnis gewinnen — wir müssen sie gläubig bejahen —, und das Auge des Geistes kann in unbezweifelbarem Schauen feststellen, daß es Vater, Sohn und Heiligen Geist gibt, daß der Sohn nicht der gleiche ist wie der Vater, und der Heilige Geist nicht der gleiche ist wie Vater und Sohn. Es erhob sich die Frage, was denn diese drei seien. Man sagte: drei Substanzen beziehungsweise drei Personen und wollte mit diesen Ausdrücken nicht eine Verschiedenheit behaupten, sondern eine Einzigkeit ablehnen. Man wollte sowohl die göttliche Einheit zum Ausdruck bringen und sagte daher: ein Wesen, wie auch die Dreieinigkeit und sagte daher: drei Substanzen beziehungsweise drei Personen. Wenn jedoch bei Gott sein und für sich sein ein und dasselbe ist, dann durfte man so wenig von drei Substanzen reden, wie man von drei Wesen spricht. Ebenso darf man ja, weil in Gott sein und weise sein ein und dasselbe ist, nicht von drei Weisheiten sprechen, wie man auch nicht von drei Wesen spricht. In diesem Sinne darf man, weil sein und Gott sein ein und dasselbe ist, nicht von drei Wesen sprechen, weil man auch nicht von drei Göttern reden darf. Wenn aber bei Gott etwas anderes das Sein, etwas anderes das Fürsichsein ist, wie für Gott etwas anderes das Sein, etwas anderes das Vatersein und Herrsein ist — das Sein besagt nämlich eine in sich ruhende Wirklichkeit, Vater aber eine Beziehung zum Sohne, Herr eine solche zum dienenden Geschöpf —, dann besagt für sich sein eine Beziehung, wie zeugen und Herr sein eine Beziehung besagen. Dann ist aber die Substanz nicht mehr Substanz, weil sie eine Beziehung besagt. Wie nämlich das Wesen (essentia) seinen Namen vom Sein (esse) hat, so Substanz von subsistieren. Es wäre aber töricht, die Substanz für eine beziehentliche Wirklichkeit zu halten. Bei jedem Ding ist nämlich das Subsistieren eine in sich ruhende Wirklichkeit. Das gilt für Gott in noch höherem Grade.


  1. 5. Buch, 2. Kap. ↩

  2. Vgl. Cicero, Acad. 2, 21. ↩

  3. Gen. 46, 27; Deut. 10, 22. ↩

  4. Deut. 6, 4. ↩

pattern
  Imprimer   Rapporter une erreur
  • Afficher le texte
  • Référence bibliographique
  • Scans de cette version
Download
  • docxDOCX (408.86 kB)
  • epubEPUB (408.56 kB)
  • pdfPDF (1.48 MB)
  • rtfRTF (1.29 MB)
Les éditions de cette œuvre
De Trinitate Comparer
Traductions de cette œuvre
De la trinité Comparer
Fünfzehn Bücher über die Dreieinigkeit
The Fifteen Books of Aurelius Augustinus, Bishop of Hippo, on the Trinity Comparer
Commentaires sur cette œuvre
Einleitung
On the Trinity - Introductory Essay

Table des matières

Faculté de théologie, Patristique et histoire de l'Église ancienne
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Mentions légales
Politique de confidentialité