Kap. 14. Gegen alle hingegen, die gleich zu Beginn der Verfolgung sich freiwillig unterwarfen, muß unnachsichtige Strenge walten.
Welche Verletzungen aber vermögen denn jetzt die Besiegten aufzuweisen, welche tiefklaffenden Wunden an ihrem, Körper, welche Martern ihrer Glieder, jetzt, wo der Glaube nicht im Kampfe zu Falle gekommen ist, sondern der Abfall dem Kampfe zuvorkam? Der Unterlegene kann sein Verbrechen auch nicht mit einem Zwang entschuldigen, wo doch das Verbrechen seinem [freien] Willen entspringt. Ich sage das aber nicht etwa deshalb, um die Lage der Brüder noch zu erschweren, sondern nur, um unsere Brüder noch mehr zu bußfertigem Gebet anzueifern. Denn da geschrieben steht: „Die euch glücklich nennen, führen euch in die Irre und stören den Weg eurer Füße“1 , so liefert jeder, der dem Sünder mit schmeichelnden Koseworten schöntut, nur neue Nahrung zum Sündigen, und er dämmt die Vergehungen nicht ein, sondern fördert sie noch, Wer hingegen durch gesunde Ratschläge den Bruder zurechtweist und zugleich belehrt, der bringt ihn vorwärts auf dem Wege zum Heil. „Die ich liebe“, sagt der Herr, „die strafe und züchtige ich“2 . So darf auch ein Priester des Herrn nicht in täuschender Willfährigkeit irreführen, sondern er muß mit heilsamen Mitteln Vorsorge treffen. Ein unerfahrener Arzt ist es, der die angeschwollenen Wundbeulen nur mit schonender Hand S. 105 betastet und das in den tiefen Höhlungen des Körpers eingeschlossene Gift nur noch vermehrt, indem er es beläßt. Geöffnet muß die Wunde werden und aufgeschnitten, und nachdem das Faule mit dem Messer beseitigt ist, gilt es, sie mit einem kräftigen Mittel zu behandeln Mag auch der Kranke schreien und rufen und jammern, weil er es vor Schmerzen kaum mehr aushält, er wird nachher um so dankbarer sein, wenn er sich wieder gesund fühlt.