1. In der Wohltätigkeit hat uns der gütige Gott ein Mittel gegeben zur Sicherung unseres Heils.
S. 260 Zahlreich und groß, liebste Brüder, sind die göttlichen Wohltaten, in denen die reiche und überschwängliche Güte Gottes des Vaters und Christi sich zu unserem Heile wirksam erwiesen hat und noch stets erweist, indem zu unserer Erhaltung und Wiederbelebung der Vater seinen Sohn sandte, um uns erlösen zu können, und indem der Sohn gesandt sein und des Menschen Sohn heißen wollte, um uns zu Gottes Kindern zu machen. Er hat sich erniedrigt, um das Volk, das zuvor daniederlag, wieder emporzurichten, er ließ sich knechten, um die Geknechteten zur Freiheit zu führen, er erlitt den Tod, um den Sterblichen die Unsterblichkeit zu verleihen. Zahlreich und groß sind diese Gaben der göttlichen Barmherzigkeit. Aber was ist das erst für eine große Fürsorge und Güte, das für uns in heilsamer Weise Sorge getragen und für die Bewahrung des Menschen, der erlöst worden ist, noch ganz besondere Vorkehrung getroffen wird! Denn nachdem der Herr bei seiner Ankunft jene Wunden, die Adam getragen hatte, geheilt und das alte Gift der Schlange unschädlich gemacht hatte, gab er dem Geheilten ein Gesetz und gebot ihm, fernerhin nicht mehr zu sündigen, damit ihm, dem Sünder, nicht etwas Schlimmeres widerfahre1 . Eingezwängt waren wir und in die Enge getrieben durch die Vorschrift der Unsträflichkeit. Und die Schwäche und Ohnmacht der menschlichen Gebrechlichkeit wüsste sich nicht zu helfen, wenn nicht abermals die göttliche Liebe zur Hilfe käme und durch den Hinweis auf die Werke der Gerechtigkeit2 und Barmherzigkeit uns gewissermaßen einen Weg zur Sicherung S. 261 des Heils eröffnete, um nachträglich all den Schmutz, mit dem wir uns bedecken, durch Almosen abzuwaschen.
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Joh 5, 14 ↩
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„Justitia“ [Gerechtigkeit], in Bibelstellen [z. B. 2 Kor 9,10] vielfach im Sinne von Wohltätigkeit aufgefasst und mit diesem Worte auch übersetzt, wird von Cyprian doch mehr in wörtlicher Bedeutung genommen: Da alle irdischen Güter der ganzen Menschheit gemeinsam gehören, so ist es nur ein Akt der „Gerechtigkeit“, wenn der Reiche an seinen ärmeren Mitmenschen von seinem Überflusse abgibt. Vgl. unten Kap. 25. ↩