3. Genauere Bestimmung der Glaubensregel.
[4]Was wird also der katholische Christ tun, wenn sich irgendein kleiner Teil der Kirche von der all gemeinen Glaubensgemeinschaft absondert? Was S. 166anders als dem ansteckenden, kranken Gliede die Gesundheit des ganzen Leibes vorziehen? Wie nun, wenn eine neue Seuche schon nicht allein einen kleinen Teil, sondern die ganze Kirche zugleich zu verpesten sucht? Dann wird er in gleicher Weise besorgt sein, sich ans Altertum zu halten, das in keiner Weise mehr von irgendeiner trügerischen Neuerung verführt werden kann. Wenn nun aber auch im Altertum ein Irrtum zweier oder dreier Männer oder sogar einer ganzen Stadt oder Provinz angetroffen würde? Dann wird er vor allem darauf bedacht sein, der Vermessenheit oder der Unkenntnis weniger die Beschlüsse eines allgemeinen Konzils, wenn solche in alter Zeit von der Gesamtheit gefaßt wurden, vorzuziehen. Wie aber, wenn so etwas auftaucht in Dingen, über die sich kein derartiger Beschluß finden läßt? Dann wird er sich Mühe geben, die Aussprüche der Alten miteinander zu vergleichen, heranzuziehen und zu befragen, jedoch nur derjenigen, die, wenn auch zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten, doch in der Gemeinschaft und im Glauben der katholischen Kirche verharrten und so als maßgebende Lehrer sich bewährten; wenn er dann findet, daß nicht nur einer oder zwei, sondern alle zugleich und in demselben Sinne etwas klar, wiederholt und andauernd festgehalten, geschrieben und gelehrt haben, so soll er wissen, daß auch er dieses ohne alles Bedenken für wahr halten muß.
