1. Wie wir bei unserer Ankunft in Diolkos von dem Abte Piammon aufgenommen wurden.
S. b213 Nach dem Besuche und der Besprechung mit den drei Greisen, deren Unterredungen wir auf Drängen unseres heiligen Bruders Eucherius irgendwie dargestellt haben, sehnten wir uns nun noch heisser, auch die Gegenden des jenseitigen Ägyptens, in welchen eine größere und vollkommenere Anzahl von Heiligen weilte, aufzusuchen und kamen zu einem Dorfe, Namens Diolkos, 1 das an einer der sieben S. b214 Nilmündungen liegt, nicht als hätte uns der Weg nothwendig hiehergeführt, sondern weil uns eben die Sehnsucht nach den hier wohnenden Heiligen herzog. Denn als wir gehört hatten, daß dort sehr viele und berühmte Klöster von alten Vätern eingerichtet seien, unternahmen wir sogleich wie gierige Kaufleute die Schiffahrt nach dem unsichern Fund, überredet von der Hoffnung auf größern Gewinn. Als wir nun dort sehr lange umhertrieben und unsere Augen allseitig nach jenen durch die Höhe der Tugenden berühmten Bergen erhoben, da zeigte der erste Blick der Umherschauenden den Abt Piammon, den Ältesten und Priester der dort wohnenden Anachoreten, wie einen gar herrlichen Leuchtthurm. Denn dieser war wie jene Stadt im Evangelium auf den Scheitel eines hohen Berges gestellt und leuchtete sofort unserm Anblicke. Seine Tugenden und die Wunder, welche er selbst unter unsern Augen gethan hat, indem die göttliche Gnade seinen Verdienste. Zeugniß geben wollte, glauben wir übergehen zu sollen, damit wir nicht die Umrisse unseres Vorhabens oder den Umfang dieses Bandes überschreiten. Denn nicht über die Wunder Gottes, sondern über die Einrichtungen und Bestrebungen der Heiligen Einiges mitzutheilen, soweit das Gedächtniß es zuläßt, haben wir versprochen, um so den Lesern nur die nothwendige Belehrung über das vollkommene Leben zu bieten, nicht aber eine unnütze und leere Verwunderung ohne jegliche Besserung der Laster. Als nun der hl. Piammon uns mit den besten Grußeswünschen aufgenommen und mit entsprechender Liebe bewirthet hatte, fragte er, weil er sah, daß wir nicht aus jener Gegend seien, zuerst sorgfältig, woher und warum wir nach Ägypten gekommen seien, und begann dann auf die Kunde, wir seien aus einem Kloster Syriens voll Verlangen nach der Vollkommenheit hieher gekommen, also:
Dieser Ort kann nicht näher bestimmt werden, da sein Name eigentlich ein allgemeiner ist für die Landengen an den Nilmündungen. Deßhalb ist auch schwer zu sagen, was denn hier das „jenseitige“ Aegypten heissen will. Den von Bethlehem Kommenden war doch die scythische Wüste bei Alexandria viel mehr jenseits des Nil, und von dem entgegengesetzten Standpunkt aus kann es wohl nicht gemeint sein. Wahrscheinlich heißt das „ulterioris“ hier nur das weitere, übrige Aegypten. ↩
