4.
Dein, oder besser mein und noch richtiger unser Bonosus 1 erklimmt schon die von Jakob im Traum geschaute Leiter. 2 Er trägt sein Kreuz, 3 ohne an den S. 7 morgigen Tag zu denken 4 oder rückwärts zu blicken. 5 Er sät in Tränen, um in Freude zu ernten. 6 Nach dem geheimnisvollen Beispiel des Moses hat er die eherne Schlange in der Wüste aufgerichtet. 7 Wie weit stehen doch die in griechischer und lateinischer Sprache erdichteten und erlogenen Wunderberichte gegen solche Tatsachen zurück! Ein junger Mann, der mit uns in all den Künsten, welche die Welt schätzt, unterrichtet worden war, außergewöhnlich reich, geachtet von seinen Altersgenossen, zieht weg von seiner Mutter, seinen Schwestern und dem heißgeliebten Bruder und läßt sich wie ein neuer Siedler des Paradieses auf einer vom Meer umbrandeten, von den Schiffern gefürchteten Insel nieder, welche das rauhe Gestein, die kahlen Felsen und die Einsamkeit zu einer Stätte des Schreckens machen. Kein Bauer, kein Mönch, ja nicht einmal der kleine Onesimus, den Du gekannt hast und dem er wie einem jüngeren Bruder zugetan war, hat es in dieser Einöde als Begleiter an seiner Seite ausgehalten. Allein und auch wieder nicht allein, da ja Christus bei ihm ist, schaut er die Herrlichkeit Gottes, die ja auch die Apostel nur an einem einsamen Orte zu schauen bekamen. 8 Turmgekrönte Städte erblickt er nicht. Dafür trug er seinen Namen in der Bürgerliste einer neuen Stadt ein. Zwar starren seine Glieder im plumpen Bußgewande, aber so wird er leichter emporgehoben zu den Wolken, Christus entgegen. 9 Er genießt nicht die Anmut lieblicher Quellen, statt dessen trinkt er aus der Seite des Herrn vom Wasser des Lebens. Halte Dir dies vor Augen, teuerster Freund, und bringe es Deinem Herzen und Gemüte recht lebhaft nahe! Erst dann kannst Du den Sieg besingen, wenn Du die Strapazen, denen sich der Kämpfer unterzieht, richtig eingeschätzt hast. Um die ganze Insel tost das tolle Meer» und gegen die Bergfelsen peitschend S. 8 bäumt sich der Ozean auf. 10 Den Boden ziert kein grüner Grashalm, und selbst im Frühling bietet die Insel kein schattiges Plätzchen. Zerklüftete Felsen umschließen gleichsam einen schauerlichen Kerker. Er aber hört unbeirrt und furchtlos, einzig mit den Waffen des Apostels ausgerüstet, auf Gott, 11 wenn er die göttlichen Schriften immer wieder liest. Oder er spricht mit Gott, indem er zum Herrn fleht. Wer weiß, vielleicht wird ihm noch ein Gesicht zuteil, wie einst dem Johannes, als er auf seiner Insel weilte. 12
Jugend- und Studienfreund des Hieronymus aus Stridon. Er fasste mit Hieronymus in Gallien den Entschluß, Mönch zu werden, und führte ihn als erster auf einer einsamen Insel an der dalmatischen Küste aus. ↩
Gen. 28, 12. ↩
Matth. 16, 24; Mark. 8, 34; Luk. 9, 23. ↩
Matth. 6, 34. ↩
Luk. 9, 62. ↩
Ps. 125, 5. ↩
Num. 21, 9. ↩
Matth. 17, 1; Mark. 9, 1. ↩
1. Thess. 4, 17. ↩
Vergil, Georg. III 261 f. ↩
Eph. 6, 16 f. ↩
Offenb. 1, 9 ff. ↩
