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Werke Tertullian (160-220) De oratione

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Über das Gebet (BKV)

6. Kap. Die vierte Bitte.

Und wie geschmackvoll die göttliche Weisheit die Aufeinanderfolge in dem Gebete geordnet hat! Nach den himmlischen Dingen, dem Namen Gottes, dem Willen Gottes und dem Reiche Gottes, gibt sie auch den Bitten um irdische Bedürfnisse Raum, Denn es hatte der Herr ja auch den Ausspruch getan: "Suchet zuerst das Reich Gottes, und dann wird Euch auch dieses zugegeben werden"1. Trotzdem sollten wir das Unser tägliches Brot gib uns heute doch lieber geistig verstehen, Christus nämlich ist unser Brot, weil Christus das Leben heißt, und Leben so viel ist als Brot, "Ich bin", sagt er, "das Brot des Lebens"2. Und kurz vorher: "Das Brot ist das Wort Gottes, welches vom S. 254Himmel herabgestiegen ist"3. Sodann auch deswegen, weil sein Leib im Brote befindlich ist: "Dieses ist mein Leib"4. Wenn wir also um das tägliche Brot bitten, so begehren wir Beständigkeit in Christus und Untrennbarkeit von seinem Leibe. Aber da dieser Ausspruch auch im fleischlichen Sinne verstanden werden darf, so kann dies unmöglich geschehen ohne eine religiöse Beschränkung auch seitens der geistlichen Sittenzucht. Er befiehlt nur, um Brot zu bitten, weil es allein den Gläubigen notwendig ist; denn nach den übrigen Dingen suchen die Heiden5. Dies prägt er auch mit Hilfe von Beispielen ein und lehrt es in Form von Parabeln, wenn er z, B. sagt: "Nimmt etwa ein Vater den Kindern das Brot und gibt es den Hunden?"6. Ebenso: "Gibt er etwa dem Sohne, der um Brot bittet, einen Stein?"7, Er gibt damit zu verstehen, was die Kinder von dem Vater erwarten. Auch jener nächtliche Pocher pochte um des Brotes willen8, Mit Recht aber hat er hinzugesetzt: "Gib es uns heute"; denn er hatte die Ermahnung vorausgehen lassen: "Sorget nicht für den kommenden Tag, was ihr esset.“9 Als Parabel dafür hat er jenen Menschen hingestellt, der bei Ergiebigkeit der Feldfrüchte auf Vergrößerung seiner Scheunen und langes Wohlleben bedacht ist, aber in eben derselben Nacht noch stirbt10.


  1. Matth. 6,33. ↩

  2. Joh. 6,35. ↩

  3. Joh. 6,33. ↩

  4. Matth. 26,26. Eine Hindeutung auf die Eucharistie. ↩

  5. Matth. 6,32 u. 33. ↩

  6. Matth. 15,26. ↩

  7. Matth. 7,9. ↩

  8. Luk. 11,5. ↩

  9. Matth. 6,34. ↩

  10. Luk. 12,16 ff. ↩

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De Oratione

VI.

[1] Sed quam eleganter diuina sapientia ordinem orationis instruxit, ut post caelestia, id est post Dei nomen, Dei uoluntatem et Dei regnum, terrenis quoque necessitatibus petitioni locum faceret! Nam et edixerat Dominus Quaerite prius regnum et tunc uobis etiam haec adicientur. [2] Quanquam PANEM NOSTRVM QVOTIDIANVM DA NOBIS HODIE spiritaliter potius intelligamus. Christus enim panis noster est, quia uita Christus et uita panis. (Ego sum, inquit, panis uitae et paulo supra: Panis est sermo Dei uiui, qui descendit de caelis), tunc quod et corpus eius in pane censetur (Hoc est corpus meum). Itaque petendo panem quotidianum perpetuitatem postulamus in Christo et indiuiduitatem a corpore eius.

[3] Sed et qua carnaliter admittitur ista uox, non sine religione potest fieri et spiritalis disciplinae. Panem enim peti mandat, quod solum fidelibus necessarium est; cetera enim nationes requirunt. Ita et exemplis inculcat, et parabolis retractat, cum dicit Numquid panem filiis pater aufert et canibus tradit? Item: Numquid filio panem poscenti lapidem tradit? Ostendit enim quid a patre filii expectent. Sed et nocturnus ille pulsator panem pulsabat. [4] Merito autem adiecit 'da nobis hodie', ut qui praemiserat Nolite de crastino cogitare quid edatis. Cui rei parabolam quoque accommodauit illius hominis qui prouenientibus fructibus ampliationem horreorum et longae securitatis spatia cogitauit [is] ipsa nocte moritur.

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Über das Gebet (BKV)
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Einleitung: Kathechteische Schriften (Über die Schauspiele, Über die Idolatrie, über den weiblichen Putz, An die Märtyrer, Zeugnis der Seele, über die Busse, über das Gebet, über die Taufe, gegen die Juden, Aufforderung zur Keuschheit)

Inhaltsangabe

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