Ueber den weiblichen Putz.
An die beiden letztgenannten Schriften reiht sich unmittelbar (vgl.I c.8) die über den weiblichen Schmuck oder Putz. Denn das ist die Bedeutung des Wortes cultus bei unserm Autor; es bezeichnet Gegenstände, die zum Schmuck dienen, besonders Gold und Edelsteine, während die Toilettenkünste ornatus heißen. Die Schrift besteht aus zwei Büchern, welche früher auch mit besonderen Titeln versehen waren, De cultu feminarum und De habitu muliebri, Überschriften, welche auch dem Inhalte entsprechen. Die erstere Schrift oder in der Öhlerschen Ausgabe das erste Buch handelt von den Schmucksachen und enthält einige sonderbare Ansichten, das zweite Buch aber entwickelt echt christliche Grundsätze über Weltentsagung und Aszese.
Öhler und andere haben eine Hinweisung auf eine bestimmte Abfassungszeit, nämlich den sog. Triumphzug des Severus 202 in der Bemerkung finden wollen, der Verfasser habe „in Rom„ an den Stiefeln und Gürteln gefangener parthischer Soldaten Perlen gesehen. Allein diese Wahrnehmung machte Tertullian „in Rom“, wo er früher gelebt hat, und sie ist deshalb schon nicht S. 93 auf den Triumphzug des Severus — dieser Kaiser hielt übrigens einen solchen gar nicht ab — sondern auf einen früheren, nämlich den des Veras im Jahre 166 zu beziehen, zu welcher Zeit sich Tertullian noch in Rom aufhielt. Die Stelle c. 7 enthält also keine Anspielung auf ein gleichzeitiges Ereignis. Wohl aber liegt eine Hindeutung auf die Abfassungszeit in der Bemerkung II, c. 9, daß die Lage der Christen anfange, unsicher zu werden und sie sich auf den Ausbruch einer Verfolgung gefaßt machen mußten. Gerichtet ist die Schrift an christliche Damen besserer Stände, welche früher Schülerinnen Tertullians waren (vgl. benedictae II, 4).
