27. Gottes Allgegenwart.
Wenn nämlich eine jede körperliche Kreatur dieselbe Natur hätte wie die heilige Dreifaltigkeit, die der eine Gott ist, dann wäre sie weder räumlich im Raum zugegen, noch unterläge sie je dem Wechsel der Zeiten, noch bewegte sie sich von einem Ort zum andern, noch würde sie von der Ausdehnung ihrer Masse umschrieben. All dies beweist, daß jener der Schöpfer solcher Wesen ist, für den kein Raum eng oder breit ist, weil er in engen Räumen nicht weniger mit seiner ganzen Existenz zugegen ist wie in breiten. Ferner wird er nicht durch die Zeit verändert, weil er allein den Ablauf der Zeiten nicht durch zeitliche Veränderung, sondern durch ewiges Verharren in wunderbarer Weise zu ordnen vermag; noch denkt er in der Zeit, wie er die Reihenfolge der Zeiten vergehen lasse durch das Hinschwinden und die Aufeinanderfolge der Dinge; noch wird er durch irgendeine materielle Quantität begrenzt, weil er von keiner Grenze umschlossen wird; noch ist er mit seinen Teilen in den Teilen der Welt diffusiv zugegen in der Weise, daß er die größeren Teile der Welt mit seinen größeren, die kleineren mit seinen kleineren Teilen erfüllte, nirgendwo aber mit seiner ganzen Gegenwart zugegen wäre.1 Er ist nämlich der Gott, der da gesprochen hat: „Him- S. 147 mel und Erde erfülle ich.“2 Alles also, was er gebildet hat, Geist und Körper, Höchstes und Niederstes, Himmlisches und Irdisches, Lebendes und Geschöpfe, denen er die Lebensfähigkeit versagt hat, all dieses erfüllt und hält auf unsagbare Weise überall der ganze Gott und Herr zusammen; weder wird er in den teilbaren Dingen selbst geteilt, noch zeigt er in den veränderlichen die geringste Veränderung. Denn wenn er nicht von Natur aus unveränderlich wäre, hätte in den veränderlichen Geschöpfen die unveränderliche Ordnung seines Planes und seiner Bestimmung keinen Bestand.