Dritter Artikel. Die Trauer schwächt manchmal das Thätigsein ab.
a) Dies scheint nicht. Denn: I. Von der Trauer geht die Sorgfalt aus nach dem Apostel (s. ob. im 2. Art.). Die Sorgfalt aber hilft dazu, daß man gut handle; wie es 2 Tim. 2. heißt: „Mit Sorgfalt strebe danach, dich selbst hinzustellen als einen stets brauchbaren Arbeiter.“ II. Die Trauer verursacht in vielen Begierlichkeit nach 7 Eethic. ult. Die Begierlichkeit aber steigert die Aufmerksamkeit im Handeln. III. Einzelne Thätigkeiten sind eigen den Freudigen; und einzelne andere den Traurigen, wie das Trauern. Jegliches aber wird vollendet von dem ihm Zukömmlichen aus. Also schwächt die Trauer nicht im mindesten die Thätigkeit ab. Auf der anderen Seite sagt Aristoteles (10 Ethic. 4.): „Das Ergötzen ist die Vollendung des Thätigseins; die Trauer hindert es.“
b) Ich antworte, die Trauer verzehre nicht immer in dem Grade oder beschwere die Seele, daß sie alle innere und äußere Bewegung abschneide; und werden sonach einzelne Thätigkeiten zuweilen von der Trauer verursacht. So kann das Thätigsein also zum Trauern in doppeltem Verhältnisse stehen: einmal wie zu dem, worüber die Trauer präcis ist; und so ist für jegliche Thätigkeit die Trauer insoweit ein Hindernis. Denn niemals thun wir das, was wir traurig thun so gut wie das, was wir mit Freuden thun. Denn eben der Wille ist der Grund für die menschliche Thätigkeit; betrifft also die Thätigkeit etwas, worüber man trauert, so wird sie notwendig abgeschwächt. Dann steht das Thätigsein im Verhältnisse zur Trauer wie zu seiner Ursache und seinem Princip; und so wird das Thätigsein erhöht durch diese Trauer. Denn je mehr jemand über etwas trauert, desto mehr sucht er die Trauer zu entfernen, wenn nur eine Hoffnung bleibt, den schmerzendenGegenstand von sich hinwegzutreiben; ist keine Hoffnung da, so wird keinerlei Bewegung von der Trauer aus verursacht.
c) Damit sind die Einwürfe beantwortet.
